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Was sich kusst das liebt sich

Was sich kusst das liebt sich

Titel: Was sich kusst das liebt sich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manning Sarra
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danke schön.«
    Ihre Mutter ließ sich auf das gepolsterte Bänkchen plumpsen. » Himmel, tun mir die Füße weh. Also, nun erzähl mal, auf wessen Hochzeit gehst du eigentlich?«
    Neve warf Celia einen verzweifelten Blick zu.
    » Wie gesagt, es ist jemand, den Neve über drei Ecken kennt«, schaltete sich Celia sogleich ein und startete dann wie vereinbart das Ablenkungsprogramm, denn wenn sich ihre Mutter erst einmal in ein Thema verbissen hatte, ließ sie nicht so schnell locker. Sich in etwas zu verbeißen war quasi Margaret Slaters Daseinszweck. » Hab ich dir eigentlich erzählt, dass Douglas und Charlotte in einer Tour streiten? Ich fürchte, es gibt bald die erste Scheidung in unserer Familie.«
    » Hm. Wenn ich daran denke, wie vielen netten Mädchen er den Hof gemacht hat! Und dann heiratet er ausgerechnet sie.« Mrs Slater spitzte die Lippen und hob den Blick zum Himmel. » Ich sollte Pfarrer Slattery bitten, mal bei ihnen vorbeizuschauen. Aber sie ist ja nicht katholisch, oder?«
    » Nein, kein bisschen«, antwortete Celia scheinheilig. Sie war seit einer halben Ewigkeit nicht in der Kirche gewesen und hätte, um all ihre Sünden zu büßen, wahrscheinlich einen ganzen Tag im Beichtstuhl knien müssen, gefolgt von einer Woche des Gebets und der Selbstgeißelung. » In konfessionellen Mischehen sind Probleme eben quasi vorprogrammiert.«
    Dieses Thema war als Ablenkung eine todsichere Sache. Jetzt konnte sich Neve in aller Ruhe umziehen, während ihre Mutter sich des Langen und des Breiten über jene gottlosen Massen ausließ, die in ihren Augen für alle Geißeln der Menschheit von Messerstechereien bis hin zur Schweinegrippe verantwortlich waren.
    Neve zog sich die Hose über die Knie, wo sie jedoch nicht wie erwartet hängenblieb, nein, sie passte wie angegossen.
    Aber der Reißverschluß würde sich nie und nimmer…
    Irrtum! » Ich glaube, du hast mir zweimal dieselbe Größe gebracht, Celia«, sagte Neve. » Diese Hose ist mir obenrum ebenfalls zu weit und um die Hüften zu eng. Aber die Jacke wirkt kleiner. Ist sie zu klein?«
    » Lass mich mal sehen.« Celia schob entgegen ihrer » Don’t touch« -Vereinbarung die Hand hinten in den Hosenbund, um das Etikett herauszufischen. » Nein, das ist Größe 42. Und sie ist nicht zu eng, sie soll ab der Hüfte locker fallen, und genau das tut sie, und am Bauch soll sie anliegen.« Sie drehte Neve um hundertachtzig Grad und zupfte da und dort ein wenig an ihr herum. » Die passt dir viel besser, und siehst du, wie schmal deine Taille darin wirkt?«
    » Aber das kann nicht sein! Ich habe 110Zentimeter Hüftumfang! Für Größe 42 müssten es 107 Zentimeter sein.« Neve schüttelte den Kopf. » Und du findest wirklich, sie ist nicht zu eng?«
    » Natürlich nicht«, rief Mrs Slater und drängte Celia beiseite, um nun selbst an Neve herumzuzupfen. » Du hast wenigstens eine richtige Figur, Mädel; im Gegensatz zu Celia, die aussieht wie ein Besenstiel. Die Hose ist dir so zwar etwas zu lang, aber wenn du dazu halbhohe Pumps anziehst, passt die Länge.«
    » Besenstiel? Meine fehlenden Kurven hab ich von dir geerbt, Mum«, fauchte Celia. » Und ich opfere meine wertvolle Zeit ganz sicher nicht für den Kauf von halbhohen Pumps. Neve, ich glaube, du bist bereit für einen Acht-Zentimeter-Stöckelschuh. Keine Sorge, wir besorgen dir was mit Riemchen.«
    » Ich kann nicht fassen, dass ich eine Hose Größe42 trage«, murmelte Neve benommen und verrenkte sich beinahe den Hals, um ihren Hintern im Spiegel zu betrachten. Sie konnte beim besten Willen nicht beurteilen, ob die Hose gut an ihr aussah oder nicht, aber sie musste sie haben. Größe 42! » Und was soll ich unter dem Jackett anziehen?«
    » Ehrlich gesagt würden die meisten Frauen nur einen BH darunter anziehen… Aber ich weiß ja, dass du nicht wie die meisten Frauen tickst«, fügte Celia hastig hinzu, als Neve entsetzt die Augen aufriss. » Ich hab dir draußen ein paar Teile hingehängt.«
    Unter den » Teilen« befand sich eine hübsche, mit Kirschblüten bedruckte Chiffonbluse mit Gummizug am Bund und an den Ärmeln, die Neve ausnehmend gut gefiel, sowie ein austerngraues Satinkleid mit schwarzer Spitze und geraffter Taille, das Celia wohl für den Fall ausgesucht hatte, dass sich Neve in puncto Hosenanzug als uneinsichtig erweisen sollte. Es hatte Dreiviertelärmel, einen Schalkragen und einen glockigen Rock, der Neve beim Gehen um die Beine schwang. Jetzt war sie hin und her gerissen– dieses

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