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Was sich kusst das liebt sich

Was sich kusst das liebt sich

Titel: Was sich kusst das liebt sich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manning Sarra
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Kleid wäre für die Hochzeit mindestens genauso passend wie der Hosenanzug. Ihre Mutter war sprachlos, als sie sie darin sah.
    » Ach, Neve«, seufzte Mrs Slater nach einer Minute (ihre Sprachlosigkeit dauerte nie länger als eine Minute), » du siehst toll aus, und um deinen Busen bist du wirklich zu beneiden.«
    » Kann ich damit in einen Nachtklub gehen?«, fragte Neve ihre Schwester hoffnungsvoll.
    Diese verdrehte die Augen. » Nur, wenn es ein Nachtklub aus den Vierzigerjahren ist.« Sie senkte die Stimme. » Es sieht umwerfend aus, aber es ist weder WAG -freundlich noch so vielseitig einsetzbar wie der Hosenanzug. Ich habe dir noch etwas für den Nachtklub gebracht, und ich will nicht gleich ein Nein hören, auch wenn das vielleicht deine erste Reaktion sein mag, ja?«
    » Warum? Was ist denn damit?«
    » Nichts.« Celia griff mit einer Hand durch den Vorhangspalt. » Es entspricht nur nicht so ganz deinem üblichen Stil, der übrigens reichlich konservativ ist.«
    » Er ist klassisch«, belehrte Neve sie, obwohl sie wusste, dass sie im Grunde genommen nicht wirklich einen eigenen Stil hatte. Bei ihr war jedes Outfit ein Erfolg, sobald es Oberschenkel, Hüften, Bauch und Oberarme bedeckte. Aber der Anzug bewies doch, dass sie für alles offen war… » Oh Gott, vergiss es. So einen Glitzerfummel ziehe ich nicht an!«
    Das Minikleid, das Celia ihr unter die Nase hielt, war über und über mit Pailletten bestickt. Das einzig Gute daran waren die langen Ärmel– und nur die waren der Grund dafür, dass Neve sich dazu überreden ließ, es anzuprobieren.
    Als sie sich im Spiegel betrachtete, konnte sie außer dem Gefunkel der Pailletten und ihren stämmigen Beinen kaum etwas sehen. » Es ist zu kurz, und außerdem sehe ich darin aus wie eine Oma, die auf Teenager macht. Und ich habe nichts, das dazu passt. Es sieht albern und lächerlich und unvorteilhaft aus.«
    » Es ist leicht ausgestellt geschnitten. Einen vorteilhafteren Schnitt gibt es gar nicht! Und dazu trägt man Leggings.«
    » Leggings?«, echote Neve. » Ich und Leggings? Niemals!«
    » Eine Oma, die auf Teenager macht? Du bist doch erst fünfundzwanzig«, mischte sich Mrs Slater ein. » Das ist ein sehr hübsches Kleid für die Disco, und es überlässt wenigstens noch etwas der Fantasie. Heutzutage gehen manche Mädchen ja quasi in der Unterwäsche aus dem Haus.«
    Neve blickte erneut in den Spiegel. Sie war ganz rot angelaufen vor Ärger, und ihr panischer Gesichtsausdruck passte so gar nicht zu ihrem in Pailletten gehüllten Körper. Und dann ihre riesigen Oberschenkel!
    » Ich sehe schauderhaft aus«, sagte sie matt, in der Hoffnung, die Diskussion damit beenden zu können.
    Doch weit gefehlt– Celia explodierte regelrecht, was vermutlich darauf zurückzuführen war, dass sie nun schon ungewöhnlich viel Zeit mit ihrer Mutter verbracht hatten. » Warum siehst du nicht ein Mal das, was wir sehen?«, tobte sie und umklammerte Neves Schultern und zwang sie, in den Spiegel zu blicken. » Du siehst klasse aus! Sexy! Jedenfalls würdest du klasse aussehen, wenn du nicht immer so ein Gesicht ziehen würdest! Herrgott, Neve…«
    » Celia! Du sollst den Namen des Herrn nicht achtlos ausspr…«
    » Das ist ein Kleid Größe 42. Du hast Größe 42, und du siehst kein bisschen fett aus, ganz egal, was du trägst. Dafür müsstest du dich schon in ein Chanel-Kleid zwängen, und ganz ehrlich, in der Welt von Chanel gilt Größe32 bereits als fettleibig.«
    » Das ist nicht hilfreich, Celia«, presste Neve hervor. Es war nur ein dämliches, glitzerndes Kleid. Kein Grund also, so zu tun, als ginge es um Leben und Tod. » Hör zu, ich finde schon etwas für den Nachtklub, das ein paar Pailletten am Ausschitt oder am Saum hat.«
    Celia verschränkte die Hände vor der Brust und baute sich vor dem Vorhang auf. » Du kaufst dieses Kleid.«
    » Celia, ich bin erwachsen und durchaus in der Lage, eigene Entscheidungen zu treffen. Du kannst hier rumstehen und dein Kampfgesicht machen, solange du willst; es wird dir nichts nützen.«
    » Dann kaufe ich es eben für dich«, beharrte Celia so aggressiv, wie man jemandem ein paar Ohrfeigen androht.
    Höchste Zeit für die großen Geschütze. » Mum! Sag’s ihr!«
    Mrs Slater erhob sich schwerfällig. » Celia, du wirst Neve dieses Kleid nicht kaufen, weil ich ihr nämlich beide Kleider und den Anzug kaufen werde. So, wo gibt es die Schuhe, von denen du vorhin geredet hast?«
    Celia ließ sich normalerweise von einem

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