Was sich kusst das liebt sich
Verteidigung ihrer moralisch verkommenen Freundin vor, die man von der Hochzeit ausgeschlossen hatte, weil sie ihren Fußballer-Freund mit einem anderen Fußballspieler betrogen und ihre Story anschließend an die Regenbogenpresse verkauft hatte. » Ich fand ja, dass Shelly und Max perfekt zusammengepasst haben.« Sie musterte Neve mit einem prüfenden Blick. » Woher kennst du Max überhaupt?«
» Über meine Schwester«, presste Neve hervor und nahm das Glas Champagner entgegen, das Mandy ihr hinhielt. Blieb nur zu hoffen, dass sie ihr ein wenig Schützenhilfe geben würde.
» Neve ist der klügste Mensch, den ich kenne«, erzählte Mandy ihren Freundinnen, die mit derlei Informationen nicht zu beeindrucken waren. » Sie hat in Oxford studiert, und Max sagt, sie hat mehr Bücher, als er in seinem ganzen Leben gesehen hat, und sie weiß, wie viele Kalorien ein Glas Champagner hat, ohne es erst mit ihrem iPhone zu googeln.«
Dieser letzte Punkt trug ihr ein beifälliges Murmeln ein. » Ihr müsst besonders nett zu Neve sein, weil sie hier niemanden kennt außer Max«, fügte Mandy noch hinzu und ließ sich in die Lücke zwischen Tasha und ihre Schwester plumpsen. » Sag mal, Neve, was machst du morgen Vormittag?«
Mich seelisch für den Wellness-Nachmittag mit dir und deinen Freundinnen rüsten, hätte Neve gern gesagt. Stattdessen fuchtelte sie hilflos mit den Händen und goss sich dabei Champagner auf ihr Kleid. » Ähm, weiß ich noch nicht. Max meinte …«
» Max hat eine Besprechung mit meinem Agenten wegen unserem nächsten Buch«, sagte Mandy zuckersüß. » Du kommst mit zu unserer letzten Brautfitness-Session auf dem Gelände des Alderley Edge Country Club , in dem dann auch die Hochzeit stattfindet. Der Klub ist echt cool. Ich wollte eigentlich in einem Schloss heiraten, und ich war schon total enttäuscht, weil es hier in der Gegend keine Schlösser gibt, aber dann meinte mein Dad…«
» Wir trainieren jetzt seit Monaten, Mandy. Ich glaube kaum, dass sie mit uns mithalten kann«, unterbrach Chelsy sie. » Willst du wirklich bei unserem letzten Training nur halbes Tempo laufen, wo du doch noch zwei Pfund abnehmen musst?«
Mandy biss sich auf die Unterlippe, sichtlich hin und her gerissen zwischen ihrer angeborenen Herzensgüte und den Anforderungen, die ihr Designerbrautkleid an sie stellte.
» Schon gut«, sagte Neve rasch. » Ich kann mein Training auch im hoteleigenen Fitnessstudio absolvieren.«
» Du betreibst Sport?« Kellys kunstvoll zurechtgezupfte Augenbrauen verschwanden hinter ihren Stirnfransen. » Im Ernst?«
» Ja, ein paar Mal die Woche, aber nicht in einer Gruppe, sondern einzeln, mit persönlicher Betreuung, und ich…«
» Na, dann.« Mandy seufzte erleichtert auf. » Das heißt, Neve wird den morgigen Tag mit uns verbringen.« Sie stand auf. » Ich muss Darren retten. Gucci ist bestimmt schon traumatisiert von dem ganzen Krach.«
Neve sah ihr mit Bestürzung hinterher und hielt dann nach Max Ausschau. Vielleicht war das ja ein guter Zeitpunkt, um die Flucht zu ergreifen? Doch da tippte ihr Lauren aufs Knie.
» Was deine Wellnessbehandlungen morgen Nachmittag angeht…«, sagte sie brüsk und konsultierte kurz ihr iPhone. » Du bekommst eine verwöhnende Gesichtsmassage, und dann werden dir die Beine enthaart, aber die Depiladora hat noch eine halbe Stunde Zeit und meinte, sie könnte sich auch deine Bikinizone vornehmen…«
» Oh, das ist sehr nett, aber…«
» Ich muss nur noch wissen, ob du lieber eine Luxus-Pediküre oder eine Medi-Pedi hättest.«
» Ähm, was ist denn eine Medi-Pedi?«
» Du weißt nicht, was eine Medi-Pedi ist?«
Fünf Augenpaare waren auf Neve gerichtet und musterten sie ungläubig, ja, entsetzt. Was nützen dir all deine Bücher, wenn du nicht weißt, was eine Medi-Pedi ist?, schienen sie sagen zu wollen.
» Ich nehm die Luxus-Pediküre«, sagte Neve hölzern. Ihre Unterlippe zitterte. Es war albern, und sie wusste, dass sie überreagierte, denn sie hatte weiß Gott schon viel Schlimmeres durchgemacht, aber trotzdem war sie den Tränen nah. Jetzt bloß nicht blinzeln.
» Danach fahren wir in die Stadt und lassen uns die Haare und das Make-up machen. Allerdings ist nicht viel mehr drin als Waschen und Föhnen, und…«
» Das reicht mir vollauf. Ich mache mich dann mal auf die Suche nach Max.« Neve stand so abrupt auf, dass sie in ihren ungewohnt hohen Schuhen gefährlich schwankte. » War schön, euch kennenzulernen.« Sie marschierte die
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