Was sich kusst das liebt sich
alles, was zählt. Nur das Jetzt und Hier, und nicht, was ich vor Monaten mit einem anderen Mädchen getan habe, und auch nicht, was du in ein paar Wochen mit Mr California tun wirst.«
Neve drehte sich um und wickelte sich eine seiner klebrigen Locken um den Finger. » Es ist ja nicht so, als würde ich gleich mit William zusammenkommen, sobald das hier vorbei ist.« Ehrlich gesagt wusste sie nicht, wie es ablaufen würde, denn in ihrer Vorstellung spulte sie immer gleich vor zum Happy End, ohne sich groß mit den logistischen Zwischenschritten auseinanderzusetzen. » Und was auch immer passiert, ich hoffe, dass wir Freunde bleiben. Ich finde es schön, dich in meinem Leben zu haben, außer wenn du mir die eiskalte Schulter zeigst.«
Max zog sie näher, sodass er das Gesicht an ihrer Brust vergraben konnte. » War es wirklich so schlimm? Dann sollte ich dir wohl ein bisschen einheizen.« Es war typisch Max, von einer ehrlichen, schmerzhaften Unterhaltung mit Anzüglichkeiten abzulenken. Aber Neve konnte selbst durch zwei Schichten hindurch seinen warmen Atem spüren, und ihre Brüste fühlten sich auf der Stelle voller und schwerer an, und sie hätte nichts lieber getan, als sie an seinen Mund zu drücken, damit er sie von ihrer Qual erlöste. Stattdessen küsste sie ihn auf den Scheitel, und er schlang die Arme um sie und versuchte, sie auf seinen Schoß zu ziehen, was dann wohl bedeutete, dass sie wieder Freunde waren.
» Ich habe immer Angst, dir die Knochen zu brechen, wenn ich auf deinem Schoß sitzen soll.« Sie kämpfte sich frei und ließ sich vorsichtig auf dem Schreibtisch nieder. » Und, was hast du den ganzen Tag so getrieben?«
» Ich hab ein bisschen geschrieben.« Er lehnte sich zurück und sah sie das erste Mal richtig an, seit sie hereingekommen war. » Wow, Neve, du siehst umwerfend aus!«
Neve war selbst kurz entfallen, dass sie dem übel gelaunten Mädchen mit dem Pferdeschwanz, von dem er sich am Morgen verabschiedet hatte, nicht einmal mehr im Entferntesten ähnlich sah. Nach dem Wellnessprogramm hatten sie sich bei einem Nobelfriseur in Manchester für den Abend schminken und die Haare machen lassen. » Ehrlich? Gegen den Bräunungspuder habe ich mich erfolgreich gewehrt, aber wirkt es nicht trotzdem ein bisschen übertrieben?«
» Nein, es ist genau richtig.« Er konnte den Blick gar nicht von ihr abwenden, und Neve klimperte mit den kohlschwarzen Wimpern. Wenn sie selbst versuchte, sich Smokey Eyes zu schminken, sah sie immer aus, als hätte sie wochenlang nicht geschlafen, aber die Kosmetikerin hatte ihr gezeigt, wie man es richtig hinbekam, und dann hatte sie sie zu einem tiefroten Lippenstift überredet, obwohl Neve sonst nur rosa Gloss verwendete, mit dem Resultat, dass sie nun ständig das Bedürfnis verspürte, einen Schmollmund zu machen. Selbst, wenn es nichts zu schmollen gab.
Sie reckte den Hals, um sich im Spiegel an der gegenüberliegenden Wand zu betrachten. » Ich erkenne mich selbst kaum wieder« sagte sie, denn es hätte wohl ziemlich eingebildet geklungen, wenn sie offen zugegeben hätte, dass sie hellauf begeistert war von ihrem neuen Gesicht, das nur aus Augen, Wangenknochen und zwei vollen Lippen zu bestehen schien.
» Ich schon. Du siehst aus wie eine Luxusversion von dir selbst.« Er sah zu ihr hoch. » Und deine Frisur ist so… voluminös!«
» Ja, nicht?« Neve nickte entzückt. Der Friseur hatte sich anfangs geweigert, ihr » jungfräuliches Haar« zu föhnen, geschweige denn zu toupieren, aber dann hatte er ihren Pferdeschwanz aufgepeppt, indem er ein Duttkissen mit Haarnadeln auf ihrem Scheitel befestigt und ihr Deckhaar darüber frisiert hatte. Neve konnte nur hoffen, dass der so entstandene Bienenkorb eher nach Audrey Hepburn in Frühstück bei Tiffany aussah als nach Amy Winehouse. » Ich bin mindestens fünf Zentimeter größer als sonst.«
» Mindestens. Dann hattest du also doch noch einen ganz netten Tag?«
Neve wusste nicht, ob sie die Vorfälle des heutigen Tages schon ausreichend besprochen hatten, war aber unheimlich erleichtert, dass seine verkniffene, abweisende Miene dem üblichen Grinsen gewichen war. Er lachte, als sie ihm das Training mit » Team McIntyre« schilderte und erzählte, dass Mandy ihre Hochzeitsplanerin gezwungen hatte, sich zu ihnen ins Dampfbad zu setzen, weil sie beim Entschlacken ein letztes Mal über die Sitzordnung reden wollte.
» Und dann habe ich herausgefunden, was eine Medi-Pedi ist.« Neve schnürte ihre
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