Was sich kusst das liebt sich
Turnschuhe auf. » Das bedeutet, dass man sich von einer Fußpflegespezialistin mit einer Art Kartoffelschäler die Hornhaut abhobeln lässt, als wären die Füße zwei große Parmesanstücke.«
» Klingt ja ekelhaft.«
» Das war es auch.« Neve zog die Socken aus und wäre dabei fast vornübergekippt. » Aber fühl mal, wie weich meine Fußsohlen jetzt sind.«
Sie streckte ihm ein Bein hin, und Max wich zurück, obwohl sie ihr Lebtag noch nie so zarte, wohlriechende Füße gehabt hatte und wohl auch nie wieder haben würde.
Max beachtete ihren Fuß nicht weiter, sondern sah ihr stattdessen prüfend ins Gesicht. » Bist du betrunken?«
» Natürlich nicht.« War sie auch nicht, wenngleich sie sich jetzt, da der Streit vorbei war, geradezu high fühlte vor Erleichterung. » Ich hatte ein gaaanz kleines bisschen Champagner.« Sie hob die Hand, um ihm mit Daumen und Zeigefinger zu zeigen, wie wenig, jedenfalls verglichen mit den anderen. Und sie hatte mittags ein paar Croutons über ihren Salat gestreut, um den Alkohol aufzusaugen. Trotzdem wollten Daumen und Zeigefinger ihr nicht so recht gehorchen.
» Was haben die mit dir gemacht?« Max schüttelte den Kopf. » Du bist sternhagelvoll.«
» Etwas beschwippst vielleicht.« Sie umklammerte seinen Arm, um vom Schreibtisch zu klettern. » Aber heute Abend trinke ich ausschließlich Weißweinschorle, und Mandy will, dass wir um elf alle in unseren Betten liegen, damit wir morgen keinen Kater haben. Sie ist sehr detailorientiert.«
» Du solltest etwas essen, bevor du ausgehst«, sagte Max bestimmt. » Etwas mit vielen Kohlehydraten, damit du eine gute Unterlage hast.«
Neve warf einen Blick auf den Wecker auf ihrem Nachttisch. » Keine Zeit.« Sie ging zum Kleiderschrank und dann ins Bad, und Max folgte ihr auf Schritt und Tritt. » Du hockst doch hoffentlich nicht den ganzen Abend hier und schreibst?«
» Ich treffe mich mit Bill auf einen Drink. Er will noch ein wenig an seiner Brautvater-Rede feilen.« Max beäugte das Kleid in ihrer Hand. » Das hat nicht zufällig einen Reißverschluss, bei dem du Hilfe brauchst?«, fragte er mit einem hintergründigen Grinsen.
» Nein, das ziehe ich mir über den Kopf.« Neve stemmte die Hände in die Hüften und maß ihn mit einem strengen Blick. » Du wirst nichts mit mir anstellen, bei dem mein Make-up oder meine Frisur leiden könnten, klar?« Damit schloss sie die Badezimmertür hinter sich.
Sie hatte es gerade geschafft, sich in das Kleid zu manövrieren, ohne ihren Bienenkorb zu zerstören, da vernahm sie draußen ein lautes Klopfen, gefolgt von viel Gekicher und Gekreische.
Sie schlüpfte in ihre neuen Schuhe, die ihr mit jedem Mal tragen bequemer vorkamen, und wollte gerade einen Blick in den Spiegel werfen, um sich davon zu überzeugen, dass silberne Paillettenkleider wirklich nicht ihr Ding waren, da flog die Badtür auf, und eine Horde kichernder, nacktbeiniger, äußerst aufgekratzer junger Frauen mit wallenden Mähnen stürmte herein.
» Okay, du siehst gut aus«, sagte Kelly. » Los geht’s. Unsere rosa Stretchlimousine steht hinter dem Hotel im Parkverbot. Vor dem Hotel wimmelt es nämlich vor Paparazzi.«
Neve schob Tasha und Lauren beiseite, um sich im Spiegel zu betrachten. » Ist das echt okay?« Sie zupfte am Saum ihres Kleides. » Wirke ich nicht fett darin?«
» Du siehst toll aus«, sagte Emma und besprühte sich mit einer ordentlichen Dosis von Neves Chanel No. 19. » Nur die Strümpfe müssen weg.«
» Auf keinen Fall.« Eher würde sie sterben, als dass sie ihre blickdichten Feinstrumpfhosen mit 60-den-Garngewicht und integriertem Stützeffekt ablegte. » Vielleicht sollte ich doch lieber Jeans und ein hübsches Top anziehen. Meine Schwester Celia sagt…«
Doch es interessierte sich niemand für Celias Überzeugung, dass man in Jeans, hochhackigen Schuhen und einem extravaganten Top ohne Weiteres in einem noblen Restaurant, wenn nicht sogar auf einer Cocktailparty aufkreuzen konnte. Tasha packte Neve am Arm und zerrte sie aus dem Bad. » Schnapp dir dein Handy«, befahl sie.
» Und mein Portemonnaie…«
» Du brauchst kein Portemonnaie. Das Essen ist bezahlt, die Limousine ist bezahlt, und wir stehen auf den Gästelisten von sechs verschiedenen Bars, in denen wir uns auf Mandys Kosten volllaufen lassen dürfen«, erinnerte Lauren sie.
» Du nimmst dein Portemonnaie mit«, mischte sich Max ein und drängte Emma beiseite. » Und ruf mich an, falls du eher nach Hause willst. Meine
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