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Was sich kusst das liebt sich

Was sich kusst das liebt sich

Titel: Was sich kusst das liebt sich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manning Sarra
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denn im Laufe der vergangenen Stunde waren der Schmerz und die Verbitterung der vergangenen drei Jahre allmählich etwas abgeebbt, wenn auch nicht vollkommen verschwunden. » Weißt du, Dad, ganz egal, wie viele Titel vor meinem Namen stehen, ich bin und bleibe ich selbst. Ich werde nie vergessen, wo ich herkomme.«
    » Du bist durch und durch eine Slater«, stellte ihr Vater stolz fest. » Daher hast du auch deine Klugheit. Ich liebe deine Ma, aber als der liebe Gott den gesunden Menschenverstand ausgeteilt hat, stand ihre gesamte Familie ganz hinten in der Schlange.«
    Als sie das geklärt hatten, wusste Neve, was sie als Nächstes sagen musste, nämlich: » Kommst du noch mit zu mir? Mein Duschkopf tropft, und an der Besteckschublade ist der Griff locker.«
    Kleinere Reparaturen im Haushalt zu erledigen, war für Barry Slater das größte Glück auf Erden. Nachdem Neve Keith ins Schlafzimmer gesperrt hatte, weil Männer mittleren Alters, die eine Werkzeugkiste in der Hand hielten, offenbar auch zu den zahllosen Dingen gehörten, bei denen er einen Anfall bekam, machte sich ihr Dad an die Arbeit. Er hängte außerdem ein Bild neu auf und stellte die Digitaluhr an ihrem Backofen richtig ein, und als Neve ihn zur Tür brachte, bot er ihr an, unten im Korridor einen großen Haken zu montieren, damit sie künftig ihr Rad an die Wand hängen konnte.
    » Dann wäre es nicht mehr im Weg«, bemerkte er.
    » Nein, schon gut, danke. Es stört niemanden«, wehrte Neve ab, sonst nahm Charlotte womöglich noch an, dass es ihretwegen geschehen war.
    Sie wollte gerade die Tür öffnen, da legte ihr Vater ihr einen Arm um die Schulter. » Also, dieser Bursche, von dem mir deine Mutter erzählt hat… Ich hoffe, er behandelt dich anständig.«
    Neve errötete. Der besagte Bursche würde in einer halben Stunde anrufen und ihr übers Telefon ein paar höchst unanständige Sachen ins Ohr säuseln. » Aber natürlich.«
    » Das will ich hoffen. Ich finde es nicht gut, dass er dir diesen Hund aufgebürdet hat. Das Vieh könnte dich jeden Augenblick anfallen«, brummte er in einem Tonfall, der perfekt zu seiner finsteren Miene passte. Neve hatte sich fast damit abgefunden, dass ihr Treffen mit dieser bissigen Bemerkung zu Ende gehen würde, da breitete er die Arme aus. » Wie wär’s mit einer Umarmung für deinen alten Vater?«
    Kein Mensch außer ihrem Vater konnte Neve mit einer Umarmung dieses Gefühl absoluter Sicherheit und Geborgenheit geben. Also trat sie bereitwillig einen Schritt nach vorn, begrub das Gesicht an seiner Schulter und inhalierte den Duft des Weichspülers, den ihre Mutter benutzte, den Staub aus den Löchern, die er in ihre Wand gebohrt hatte, und diesen anderen undefinierbaren, unbeschreibbaren Geruch, den nur ihr Vater verströmte.
    » Tja, jetzt können wir uns umarmen«, bemerkte er mit rauer Stimme und versuchte, sich von ihr zu lösen, doch Neve drückte ihn noch fester an sich, bis er sie nach ein, zwei langen Minuten auf den Scheitel küsste und die Arme sinken ließ. » Ich mache mich jetzt besser auf den Weg, sonst denkt deine Mutter noch, ich wäre entführt worden.«
    Neve öffnete die Tür, und als er nach draußen trat, fragte sie: » Wollen wir uns nächstes Mal einen Film mit Cameron Diaz anschauen?«
    » Liebend gern, auch wenn sie Jennifer Aniston nicht das Wasser reichen kann.«

Kapitel 33
    Als Max zurückkam, war das Wetter in London so toll, dass sogar die zugenagelten Schaufenster in der Stroud Green Road hübsch aussahen, weil die Metallgitter davor die Sonne reflektierten. Neve kam es fast so vor, als wäre sie auch in LA . Sie nahmen das Abendessen entweder bei Max auf der Dachterrasse ein oder kletterten bei ihr die Feuertreppe hinunter in den Gemeinschaftsgarten. Dort liefen sie jedoch stets Gefahr, Charlotte zu begegnen, die gerne mal mit einem vielsagenden Blick ihre Wäsche von der Leine nahm oder mit ihren bissigen Bemerkungen über Neve und die schäbigen Gartenmöbel nervte, weshalb Neve die Dachterrasse in Crouch End vorzog.
    Sie fühlte sich die ganze Woche total benebelt vor Müdigkeit, denn Max litt unter dem Jetlag und wachte oft mitten in der Nacht auf, und wenn er erst einmal wach war, dauerte es meist nicht lange, bis auch Neve munter wurde, weil er allerlei herrliche Dinge mit ihr anstellte. Dazu kam, dass sie abends spät ins Bett ging und morgens noch früher aufstand, um an Kapitel sieben ihrer Biografie zu arbeiten, wobei sie versuchte, sich an Philips konstruktiver

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