Was sich kusst das liebt sich
ausgebrochen war. In ihrer Wut hatte Neve ihre Banane aufgegessen, während die anderen einen Film über Geschlechtskrankheiten angeschaut hatten.
Sie schauderte bei der Erinnerung daran und hielt Max das Kondom hin. » Mach du das lieber, bei meinen langen Fingernägeln geht es womöglich kaputt«, sagte sie mit einer Geistesgegenwart, die sie selbst überraschte.
Neve hätte es nicht für möglich gehalten, dass sich jemand ohne hinzuschauen so schnell ein Kondom überziehen konnte, aber keine zwei Sekunden später war Max wieder über ihr und küsste ihre nach unten gewanderten Mundwinkel. Die unerfreuliche Erinnerung hatte ihr die Laune verdorben, aber deshalb würde sie jetzt keinen Rückzieher machen. Nein. Sie gehörte nicht zu den Leuten, die beim geringsten Widerstand aufgaben. Wenn sie sich etwas vorgenommen hatte, dann zog sie es auch durch. Bis zum bitteren Ende.
Jetzt lagen sie seitlich da, die Gesichter einander zugewandt, die Knie aneinandergepresst. Neve hätte die Dinge gern etwas vorangetrieben und zermarterte sich das Hirn nach einem sexy Spruch, während sich auf den Rücken drehte. » Dann mal los«, sagte sie in einem– wie sie hoffte– verführerischen Tonfall.
Max stützte sich auf einen Ellbogen auf. » Bist du wirklich schon bereit, vernascht zu werden?«
» Absolut«, antwortete Neve knapp und zog ihn über sich. » Bitte, tu es einfach.«
» Meine Güte, bist du ungeduldig«, schnaubte Max, aber es klang nicht, als würde er sich daran stören. Zumindest ging er jetzt über ihr in Position und küsste sie, während Neve schon mal die Beine spreizte.
Dann lag sie stocksteif da, bis ihr auffiel, dass sie das Unterkleid herunterziehen musste, das ihr über den Bauch hochgerutscht war, denn ihr Federbett bot ihr in dieser Stellung keinen Sichtschutz mehr.
Max fummelte ein wenig zwischen ihren Beinen herum, und Neve hatte das Gefühl, dass sich ihre Klitoris ganz klein machte, um nicht von ihm berührt zu werden. Sie starrte an die Decke und versuchte, sich geistig irgendwo anders hinzubeamen, wie sie es tat, wenn sie beim Frauenarzt einen Abstrich machen ließ. Was trieb er da unten bloß so lange?
» Neve? Ich weiß, du hast gesagt, du wärst bereit, aber es fühlt sich nicht so an …«
Sie hob den Kopf. » Glaub mir, ich bin mehr als bereit.«
Max runzelte die Stirn. » Könntest du dein Becken etwas kippen? Nein, in meine Richtung.«
Jetzt kam sie sich vor wie beim Pilates, wenn sie versuchte, die » neutrale Wirbelsäulenposition« zu finden. Durch die Nase ein- und durch den Mund auszuatmen schien ihr tatsächlich eine gute Idee zu sein, als Max nun begann, langsam und umständlich in sie einzudringen. Er biss sich auf die Unterlippe. Es schien ewig zu dauern, fast als wären sie zwei Satelliten bei einem Andockmanöver und nicht zwei Menschen, die miteinander schliefen. Eine Haarsträhne hing ihm in die Stirn.
Zumindest wusste Neve diesmal mit Sicherheit, dass ihr Bettgenosse in sie eindrang. Es tat zwar nicht weh, fühlte sich aber ausgesprochen unangenehm an. Diese Prozedur würde sie garantiert nicht allzu bald wiederholen, so viel stand fest. Allerdings war es bestimmt ganz anders, wenn man mit jemandem schlief, den man liebte. Nur Liebe konnte das hier erträglicher machen.
Max zog sich aus ihr zurück, und Neve wünschte, er würde es nicht tun, weil er dann wieder ganz von vorn anfangen musste. Er stöhnte leise, mit zusammengebissenen Zähnen. Seine Gesichtszüge waren angespannt, seine Hände umklammerten ihre Hüften. Neve kniff die Augen zu, um ihn nicht ansehen zu müssen. Wie hatte sie nur so dumm sein können? Sie war zu ungeduldig gewesen, hatte beschlossen, das Thema Sex möglichst rasch anzupacken, damit sie diesen Punkt von ihrer Liste streichen konnte. Aber so einfach war das nicht. Sex war etwas Besonderes und sehr Intimes. Einen Menschen, den man kaum kannte und für den man keinerlei Gefühle hegte, sollte man auch nicht in seinen Körper eindringen lassen, das hatte Neve jetzt begriffen. Aber die Erkenntnis kam zu spät. Die Phase, in der noch eine Umkehr möglich gewesen wäre, war seit zehn Minuten vorbei.
Sie machte sich für die neuerliche Penetration bereit, die Augen geschlossen, die Hände zu Fäusten geballt, doch nichts geschah. Max hatte aufgehört.
» Ist alles okay?« Er nahm die Hände von ihren Hüften und rutschte von ihr runter.
» Ja, ja, alles bestens. Du kannst ruhig weitermachen, wenn du willst.«
» Naja, ich würde ja
Weitere Kostenlose Bücher