Was sich kusst das liebt sich
von der aus man direkt auf die Holzterrasse gelangte. » Dann geht es ihr gleich wieder besser. Stimmt’s, Neve?«
Neve war mittlerweile bei Tag zehn ihrer Entschlackungskur angelangt. Sie nickte, um ein mattes Lächeln bemüht, als Celia mit einer Flasche und einem Unterteller mit vier Zitronenspalten auf sie zukam. » Schon, aber ich leide nicht nur unter ernährungsbedingten Entzugserscheinungen, ich habe gute Gründe, mies drauf zu sein.«
» Aber selbstverständlich«, gurrte Celia und drückte Neve die Flasche in die Hand. » So, und jetzt trink das.«
Der grüne Shake, den Neve morgens trinken musste, war gar nicht so übel. Er schmeckte frisch und ein wenig wie das Geschirrspülmittel, das ihr ihre Mutter einmal in den Mund gespritzt hatte, nachdem Neve die Existenz Gottes in Frage gestellt hatte. Auch mit dem leuchtend orangefarbenen Mittags-Shake aus Karotten und Linsen hatte sie sich inzwischen angefreundet. Bloß der, den sie abends trinken sollte, stellte ein kleines Problem dar, denn er…
» Boa, das Zeug stinkt ja wie der Bong-Sud aus einer Wasserpfeife!« Yuri verzog das Gesicht und rutschte ans andere Ende der Holzbank.
Neve hob die Flasche an die Lippen und versuchte, den üblen Geruch, der ihr entstieg, nicht einzuatmen. Sie schloss die Augen, hielt sich die Nase zu und riss den Mund auf, um sich das Getränk unter Umgehung der Geschmacksnerven direkt in den Rachen zu kippen. Anders ging es nicht. Sobald sie die Flasche sinken ließ, drückte ihr Celia eine Zitronenspalte in die Hand, und Neve steckte sie sich hastig in den Mund und begann, daran zu saugen.
» Wie beim Tequila«, sagte Celia stolz.
» Brrr!« Neve schüttelte den Kopf und wedelte mit den Armen, bis sie sicher sein konnte, dass das Zeug unten bleiben würde. Sie spürte, wie ihre Wut etwas nachließ. » Besser.«
» Also, ich gehöre ja zu den Leuten, die rohen Thunfisch essen, aber wenn du mich fragst, ist diese Kur unmenschlich. Kein Wunder, dass du ständig ausflippst, wenn du dich ausschließlich von drei ekeligen Shakes pro Tag ernährst. Dein Blutzuckerspiegel muss sich ja längst im negativen Bereich bewegen.«
» Die Säfte versorgen mich mit tausend Kalorien pro Tag, und dazu darf ich zwei kleine Portionen rohes Gemüse essen.«
» Na, toll.« Yuri beäugte Neve kritisch. » Du siehst dünner aus. Wie viel hast du abgenommen?«
» Keine Ahnung.« Neve wollte sich nicht wiegen, aus Angst, es könnte alles umsonst gewesen sein. » Aber ich kann jetzt meine Jeans ausziehen, indem ich auf den Saum steige und warte, bis sie runtergerutscht ist.«
» Zeit, in ein neues Paar zu investieren!«, rief Celia aufgekratzt. » Ich habe eine Ermäßigungskarte für diese tolle Jeansboutique in Hoxton. Du könntest die Jeans von True Religion anprobieren, um die ich seit Jahren rumschleiche, für die aber mein Hintern zu flach ist.«
» Ich kaufe keine Klamotten, ehe mir Größe38 passt«, sagte Neve bestimmt und streckte sich. » Soll ich mal wieder euren Küchenboden putzen? Oder lieber das Bad?«
» Bist du jetzt besser gelaunt?«, erkundigte sich Yuri.
» Nun, es geht definitiv bergauf. Warum? Was willst du?«
» Eine Geburtstagsparty. Am Samstag. Hier im Garten«, antwortete Yuri. » Und ich kann nicht versprechen, dass ich um Punkt elf die Musik ausmache und alle nach Hause gehen.«
» Ich habe nichts dagegen, aber Charlotte könnte ein Problem werden.« Neve spähte hinauf zu den Fenstern in der ersten Etage, obwohl sie vorhin gehört hatte, wie Charlotte und Douglas das Haus verlassen hatten.
» Die wird von Dougie gerade in ein Flugzeug nach Ibiza verfrachtet, wo sie mit ihren prolligen Freundinnen ihren orangefarbenen Teint auffrischen wird«, sagte Celia süffisant.
» Eine ganze Woche?« Neve faltete die Hände zum Gebet. » Danke, lieber Gott.« Seit Max nicht mehr zu Besuch kam, waren Charlotte und ihr Besenstiel im Dauereinsatz gewesen, vermutlich, um das Versäumte nachzuholen.
» Du kannst gern ein paar Freunde einladen«, sagte Yuri großzügig. » Aber niemanden über fünfunddreißig, und vor allem nicht diesen Gustav.«
» Der übrigens vorhin angerufen hat und mich überreden wollte einzuschreiten«, bemerkte Celia. » Ich habe natürlich nicht erwähnt, dass du dir den Darm durchpusten hast lassen und dich nur von dieser stinkenden Brühe ernährst. Ach ja, wäre es zu viel verlangt, wenn wir dich bitten, ein paar Käsestangen zu backen?«
» Keineswegs.« Zum ersten Mal in ihrem Leben hatte
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