Was sich kusst das liebt sich
Hardcore-Entschlackung + Nebenwirkungen« zur Abwechslung seine Bücher, und ehe sie sich’s versah, hatte sie sie auch schon bei Amazon bestellt und bezahlt– inklusive 24-Stunden-Lieferung.
Tore und Tiffany verschlang sie in einem Zug. Die Protagonistin Brandy Ballantyne war eine mehr als dürftig getarnte Doppelgängerin von Mandy McIntyre, angefangen bei der hellblonden Mähne, deren Farbton entfernt an Vanilleeis erinnerte, das sie wegen ihrer Laktoseintoleranz nicht essen durfte, bis hin zu den French-Manicure-Fußnägeln, die viel stilvoller wirkten als die nuttigen rot lackierten ihrer Freundinnen … Max’ Stimme und sein staubtrockener Humor waren aus jeder Zeile herauszuhören. Er ließ Brandy von einem amüsanten Missgeschick zum nächsten stolpern: Mal geriet sie wegen des vermeintlichen Diebstahls von einem Paar Gucci-Stiefel in die Bredouille, dann wieder rannte sie in der Verlängerung eines Fußballspiels auf das Spielfeld, weil ihr Hündchen Valentino entwischt war, um ihrem Verlobten, dem Starstürmer Damon, nachzujagen.
Tags darauf las Neve Escada und Elfmeter, obwohl sie Rose versprochen hatte, sich durch einen Stapel Archivmaterial zu arbeiten. Sie war zu Tränen gerührt, als Brandy und Damon heirateten, und Armani und AC Milan ging ihr so an die Nieren, dass sie nicht sicher war, ob sie es zu Ende lesen konnte. Brandy war mit Damon nach Italien gezogen, nachdem dieser einen mehrere Millionen Pfund schweren Transfervertrag unterzeichnet hatte, und wenn man bedachte, welche Meinung Max zum Thema Beziehungen vertrat, dann war es höchst verwunderlich, dass er über die Liebe schrieb, als würde er aus eigener Erfahrung sprechen: Wenn Brandy in ihren hochhackigen Overknee-Stiefeln von Stella McCartney die Treppe zur VIP -Tribüne erklommen hatte und Damon in Überlebensgröße über die Leinwände im Stadion flimmerte, vergaß sie die Sticheleien der anderen WAG s, denn so sah er noch einmal so gut aus wie im richtigen Leben. Die hellen Strähnchen in seinen Haaren glänzten in der Sonne, und nachdem er das Trikot ausgezogen hatte, um seinen muskulösen Oberkörper mit Wasser zu benetzen, spähte er lächelnd zur VIP -Tribüne hinauf, als hätte er ihren Kummer gespürt, als versuchte er ihr zu signalisieren, dass er auf ihrer Seite stand und immer stehen würde. Sie gehörten zusammen, und nur das zählte.
Leider erschien Burberry und Babyschuhe, das vierte Buch der Serie, erst in ein paar Monaten, also musste sich Neve von Celia die alten Skirt -Ausgaben borgen, um alles zu lesen, das Max je geschrieben hatte, wohl wissend, dass sie auf dem besten Weg war, sämtliche Klischees über das typische Verhalten nach dem Ende einer Beziehung zu erfüllen. Als Nächstes würde sie stundenlang vor seinem Haus auf und ab laufen oder ihn auf dem iPhone, dem BlackBerry und dem Festnetz anrufen, um seiner fröhlichen Ansage auf dem Anrufbeantworter zu lauschen ( » Ich kann grad nicht rangehen, aber Sie wissen ja, was nach dem Piepton zu tun ist«). Ja, sie hatte geplant, in den zwei Wochen bis zu Williams Rückkehr um Max zu trauern, aber sie hätte nie gedacht, dass sie die Trennung derart aus der Bahn werfen würde.
Ihr Gehirn hatte gewusst, dass die Beziehung zu Max nur zu Übungszwecken diente, aber ihr Herz schien diese Klausel im Vertrag nicht gelesen zu haben. Vielleicht lag es aber auch daran, dass Max ihr erster Freund gewesen war. Wahrscheinlich würde sie sich die Angelegenheit weit weniger zu Herzen nehmen, wenn sie diese Übergangsriten schon als Teenager ein paar Mal hinter sich gebracht hätte.
Wie Yuri zum Beispiel, die hatte feststellen müssen, dass der Grafikdesigner, mit dem sie seit zwei Monaten zusammen war, fremdging.
» Warum bist du nicht traurig?«, wollte Neve wissen, als sie an einem lauen Sonntagabend unten im Garten saßen. » Ich meine, du hast doch zumindest einmal geweint, oder?«
Yuri pustete sich den asymmetrischen Pony aus den Augen. » Nö. Ich verschwende keine Tränen an so ein Aas, das gleich eine andere bespringt, wenn ich mal drei Tage auf einem Skateboard-Festival in Manchester bin.«
Neve durchbohrte sie förmlich mit Blicken. » Das verstehe ich nicht. Wie kannst du so gleichgültig sein, nachdem ihr so viele vertraute Augenblicke miteinander erlebt habt? Hast du denn kein Herz?«
» Ey, du wirst schon wieder zickig«, erwiderte Yuri.
» Ich kann nichts dafür!«
» Keine Sorge, es ist Zeit für den nächsten Shake«, tönte Celia aus der Küche,
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