Was sich kusst das liebt sich
ohnehin nie.«
» Aber die waren ein Geschenk«, protestierte Neve. Sie hatte sich viele Szenarios ausgemalt, aber das hier war nicht darunter gewesen. Im schlimmsten Falle, so hatte sie angenommen, würde er hinausstürmen und mit Keith eine halbe Stunde Gassi gehen, und danach würden sie noch einmal über alles reden und sich darauf einigen, dass sie Freunde bleiben wollten. Es hatte etwas grauenhaft Endgültiges, wie er seine Habseligkeiten in seine Vivienne-Westwood-Reisetasche stopfte. » Max, können wir uns bitte hinsetzen und darüber reden?«
» Es gibt nichts zu bereden.« Max rempelte sie auf dem Weg nach draußen mit der Schulter an. » Es war eine Pfannkuchenbeziehung, und wie du mich immer wieder daran erinnerst, wird der erste Pfannkuchen weggeworfen. In zehn Minuten bist du mich los.«
» Es muss nicht so laufen.« Neve folgte ihm ins Bad und sah zu, wie er Rasierer, Zahnbürste und Duschgel einpackte (ihr Rosenduschgel war ihm zu feminin gewesen). » Ich verstehe, dass du aufgebracht bist, aber das bin ich auch, glaub mir.«
» Dafür gibt es keinen Grund«, sagte er kühl. » Du hast bekommen, was du haben wolltest, und jetzt bist du bereit für den Sprung in die Oberliga. Herzlichen Glückwunsch.«
» Aber du warst doch einverstanden«, erinnerte Neve ihn und verstellte ihm den Weg. Sie konnte ihn nicht einfach so gehen lassen. » Du hast gesagt, Beziehungen wären nichts für dich. Hast du deine Einstellung geändert?«
Max starrte sie an, und sein Blick war hart und ernst. » Unser kleines Experiment hat ein für allemal bewiesen, dass ich keine Beziehungen will oder brauche. Beziehungen werden ohnehin total überbewertet.« Er legte ihr eine Hand auf die Schulter und schob sie beiseite. » Ich meine, was ist so toll an einer Beziehung? Man muss die ganze Zeit an einen anderen Menschen denken, und alles, was man im Gegenzug bekommt, ist Sex. Das ist es echt nicht wert.«
» Das sagst du doch nur so«, keuchte Neve, während Max die Treppe hinuntereilte und mit dem freien Arm Keith hochhob, der aus dem Wohnzimmer gekommen war, um nachzusehen, was los war. » Wenn William nicht zurückkäme, dann würdest du doch liebend gern so weitermachen wie bisher.«
» Ach, meinst du?« Er jonglierte mit Keith und seiner Tasche und versuchte, die Wohnungstür zu öffnen » Ja, Süße, red dir das nur ein, wenn es dir dann besser geht.«
» Warum bist du so?« Das Ende ihrer Frage ging in dem Knall unter, mit dem ihre Tür zuflog.
Neve sank mit angezogenen Knien zu Boden. Sie wusste nicht, wie lange sie dort saß, aber als sie Krämpfe in den Beinen bekam, rappelte sie sich schwerfällig auf. Max hatte es geschafft, binnen zehn Minuten sämtliche Indizien zu beseitigen, die davon gezeugt hatten, dass er jemals hier gewesen war. Dass er auf ihrem Sofa gesessen hatte, mit den Füßen am Couchtisch, und sich geweigert hatte, die Fernbedienung rauszurücken. Dass er auf einem Hocker in der Küche gekauert und unzählige Tassen Espresso getrunken hatte. Dass er in ihrem Bett gelegen und sie im Arm gehalten hatte, während sie noch ganz verschwitzt und atemlos gewesen waren vom Sex.
Max war weg.
TEIL VIER
I Just Don’t Know What To Do With Myself
Kapitel 36
Dass man ihr einen Plastikschlauch zwischen die Pobacken geschoben hatte, über den ihr 20Liter Wasser in den Darm und wieder hinausgepumpt wurden, war für Neve die ideale Ablenkung von der Tatsache, dass Max am Abend zuvor aus ihrem Leben verschwunden war.
Im Augenblick empfand sie nur eines, nämlich eine entsetzliche Verlegenheit. Oder war es Scham? Obwohl ihr die Colon-Hydro-Therapeutin ein flauschiges weißes Badetuch um die Körpermitte gewickelt hatte und mit leiser, beruhigender Stimme mit ihr redete, während sie ihr die Bauchdecke massierte, wussten sie beide, dass Neve nur wegen dem Wasser hier war, das aus ihrem Hintern lief.
» Es kann sein, dass Sie im Laufe der nächsten zwei Stunden leicht krampfartige Schmerzen verspüren, aber das ist nur ihr Darm, der sich regeneriert«, erkärte sie ihr. » Haben Sie das Infoblatt gelesen?«
Neve nickte. Sie hatte es gestern Nacht kurz überflogen, in der einen Stunde, in der sie nicht weinend oder Trübsal blasend durch die Wohnung gewandert war, sondern sich schlaflos im Bett gewälzt hatte.
» Gut, und nicht vergessen, Sie dürfen keinen Alkohol trinken und keine schweren Maschinen bedienen«, erinnerte sie die Therapeutin auf dem Weg zur Tür des eleganten Gebäudes in Primrose Hill,
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