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Was sich kusst das liebt sich

Was sich kusst das liebt sich

Titel: Was sich kusst das liebt sich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manning Sarra
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die Augen, stieg auf die Waage und trat von einem Fuß auf den anderen, bis das Gewicht gleichmäßig verteilt war. » Noch nichts sagen«, befahl sie ihrer Schwester. » Schau auf das Display und sag mir, ob ich weniger als 74Kilo wiege.«
    Sie vernahm ein verhaltenes, gutmütiges Brummeln. » Ja.«
    » Weniger als 72?«
    » Wär’s nicht einfacher, wenn ich dir sage, wie viel du wiegst?«
    » Nein. Du beantwortest nur meine Fragen.«
    » Also gut, ja, es sind weniger als 72Kilo.«
    » Weniger als 70?«
    » Ja, und wenn du in dem Tempo weitermachst, stehen wir morgen noch hier. Du wiegst genau 67Kilo und 95Gramm.«
    Neve riss die Augen auf und starrte auf das Display. Sie stieg von der Waage, wartete einen Moment, stellte sich noch einmal drauf und versuchte, sich richtig schwer zu machen. Einen herrlichen Augenblick lang zeigte das Display 67,05Kilogramm, dann sprang die Zahl wieder auf 67,95. » Ich habe nur sechs Kilo in drei Wochen abgenommen.« Sie seufzte. » Vielleicht wäre es mehr gewesen, wenn meine Muskeln die letzten 5Tage nicht total verkümmert wären.«
    » Neve, ich liebe dich, und ich maße mir weiß Gott kein Urteil über dich an, aber ich bin ganz knapp davor, dir eine Pinzette ins Herz zu rammen«, knurrte Celia. » Du hast sechs Kilo abgenommen, und das finde ich fantastisch, auch wenn ich inzwischen gegen diese Kur bin, also wag es ja nicht, dein Versprechen zu brechen und weiterzuhungern.«
    » Das werde ich nicht. Aber es hätte trotzdem mehr sein müssen. Ich hatte drei Darmspülungen!« Neve starrte auf ihre Oberschenkel, die ihr so kräftig wie eh und je erschienen. » Keine Ahnung, wo genau diese sechs Kilo verschwunden sind. Definitiv nicht von meinem Unterkörper.«
    Celia griff bereits zum Maßband, das auf dem Regal lag, und schlang es ihrer Schwester um die Brust. » 90«, bellte sie, weil sie keine Lust auf das Ratespielchen von vorhin hatte, dann maß sie Neves Taillenumfang. » 75!« Dann war die breiteste Körperstelle dran, die, wo die Hüften vorn in den Bauch und hinten in den Po übergingen. » 100!«
    100Zentimeter? Wenn sie siebeneinhalb Zentimeter weniger Hüftumfang hatte, warum sah ihr Becken dann immer noch so aus, als könnte sie ohne Weiteres Vierlinge zur Welt bringen? Neve schlüpfte wieder in ihren Bademantel, und sobald sie den Gürtel zugeknöpft hatte, fühlte sie sich besser. » Tja, das sind ja erfreuliche Neuigkeiten«, stellte sie fest, um einen fröhlichen Tonfall bemüht. Sie hätte sich vor Begeisterung überschlagen sollen, aber als sie sich nun im Spiegel betrachtete, der fast die gesamte Badezimmerwand einnahm, konnte sie keinen Unterschied zu vor zwei Wochen erkennen.

Kapitel 39
    Neve war bislang noch nie in den heiligen Hallen von Skirt gewesen, die sich in der siebten Etage des Magnum-Media-Gebäudes befanden. Wenn sie mit Celia verabredet war, zog sie es vor, unten am Empfang zu warten. Doch an diesem Nachmittag wurde sie von Celias neuem Praktikanten abgeholt. Seth, ein rehäugiger Knabe mit Pixie-Cut, führte sie zunächst durch ein Großraumbüro, in dem die meisten Leute zu Neves Erleichterung sowohl kleider- als auch figurenmäßig ziemlich normal aussahen. Auf einem Schreibtisch stand sogar ein angeschnittener Geburtstagskuchen.
    Dahinter befand sich die Moderedaktion, in der die erwarteten gertenschlanken, schlaksigen Angestellten Hof hielten. Sie sahen alle aus wie Mannequins und trugen bizarre » Trendsetter-Outfits«, wie Celia sie bezeichnete.
    Sie hatte ihr die meisten Mitarbeiter der Moderedaktion bei diversen Gelegenheiten schon einmal vorgestellt, aber Neve wagte zu bezweifeln, dass sich viele von ihnen an sie erinnerten. Außerdem schämte sie sich für ihren Aufzug (ihre ausgebeulte Hose und die Tunikabluse waren definitiv kein Trendsetter-Outfit) und war froh, als sie Celia erspähte, die an der Tür der riesigen Kleiderkammer stand und sie hereinwinkte.
    Doch ihr Äußeres war nicht der einzige Grund für Neves Nervosiät. » Er ist nicht hier, oder? Max, meine ich«, flüsterte Neve, sobald Celia die Tür geschlossen hatte.
    » Am Freitagnachmittag nie«, sagte Celia. » Und in einer halben Stunde wird das Büro sowieso völlig verwaist sein.«
    » Aber es ist doch erst drei!«
    » Und?« Celia verschränkte die Arme. » Lass dich mal ansehen.«
    Neve ließ sich verlegen begutachten. Sie fühlte sich nach ihren zahlreichen Verschönerungsterminen etwas benommen, zumal das Ganze ohne Spielerfrauen, die einem die Hand hielten

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