Was sich kusst das liebt sich
oder Champagner nachschenkten, längst nicht so viel Spaß machte. Vor allem die Bikinizonenenthaarung war eine Qual gewesen, und der Friseur…
» Den Spruch ›Der Kunde hat immer recht‹ hat der noch nie gehört«, brummte sie, während Celia ihre verwuschelte, aber glänzende Mähne bewunderte. Wer hätte gedacht, dass sich ihre Haare so toll wellen konnten! » Er hat mir meine Lieblingsfrisur ganz einfach verweigert. Ein Pferdeschwanz mit Duttkissen sei total out, meinte er.«
» Naja, da hat er nicht ganz unrecht«, sagte Celia ungerührt. » Sieht doch toll aus. Du siehst toll aus!« Sie packte Neves Hand und schüttelte sie, als könnte sie ihr auf diese Weise etwas mehr Lebensfreude einflößen.
Neve ließ sich auf einen Hocker sinken und sah sich um. An den Wänden des riesigen Raumes reihten sich unzählige Kleiderständer aneinander, auf denen Kleidungsstücke in sämtlichen Farben und aus unterschiedlichsten Materialien hingen, angefangen von Chiffonkleidern im Leopardenmuster bis hin zu roten Wollmänteln. Darunter standen ordentlich nebeneinander aufgereiht unzählige Schuhpaare. Die Accessoires und Taschen waren in Regalen verstaut, zwischen denen ein großer Spiegel an der Wand lehnte. Es sah fast so aus wie in Celias » begehbarem Kleiderschrank« (der eigentlich eine ausgebaute Abstellkammer war), nur dass dieser hier tausendmal größer war.
» Ich hoffe ja immer noch, dass William anruft und absagt, beziehungsweise frage ich mich, ob ich nicht selbst absagen soll…«, bekannte Neve. » Ehrlich gesagt weiß ich nicht, ob ich mich übergeben oder in Tränen ausbrechen soll.«
» Du hast ein paar anstrengende Wochen hinter dir«, murmelte Celia taktvoll. » Und das ist ja schließlich ein großer Moment, nicht? Drei Jahre hast du dich darauf vorbereitet. Du freust dich doch auch ein bisschen, oder?«
» Ja, ich versuch’s zumindest. Die Grenze zwischen Euphorie und Hysterie verschwimmt ja gern mal.«
» Na, also.« Celia wandte sich den Kleiderständern zu. » Ich habe ein paar Sachen für dich bestellt, aber schnapp dir erst mal den Plastikkorb dort drüben. Zweites Regal links, drittes Fach. Ich wollte gestern Abend nichts sagen, aber dein BH ist zu groß. Ich schätze, du brauchst jetzt 70D.«
Celia hatte richtig geschätzt, und nachdem sich Neve versichert hatte, dass die Tür abgeschlossen war, nahm sie skeptisch die Kleider in Augenschein, die Celia für sie herausgesucht hatte. 90Prozent davon legte sie beiseite, ohne sie überhaupt anzuprobieren, weil sie a) ärmellos oder b) mit grellbunten Blumen bedruckt waren oder c) nicht bis übers Knie reichten. Am Schluss standen noch drei zur Auswahl.
Neve schlüpfte zuerst in ein buntes Patchworkkleid mit Karreeausschnitt, doch die tief angesetzte Taille bauschte sich an ihren Hüften. Dann probierte sie ein Kleid mit Längsstreifen, von dem sie hoffte, es würde sie schlank wirken lassen, aber sie sah darin aus wie ein Sträfling. Als sie das letzte Kleid zur Hand nahm, hielten sie beide den Atem an.
Es war ein Wickelkleid aus schokoladenbraunem Seidenjersey, und verglichen mit den gewagteren Outfits, die Celia für sie ausgesucht hatte, kam es Neve vor wie ein alter Freund. Sie zog es an, zupfte ein wenig an den glockigen Ärmeln herum, bis die Oberarme ordentlich bedeckt waren, dann band sie die Schärpe zu einer Schleife. Erst danach gestattete sie sich einen Blick in den Spiegel.
Sie sah… ziemlich okay aus. Mehr als das. So gut hatte sie in ihrem ganzen Leben noch nie ausgesehen. Außer vielleicht damals in Manchester, in ihrem Paillettenkleid, mit dem Duttkissen im Haar und den rosigen Wangen, die nicht auf die zentimeterdicke Schicht Make-up zurückzuführen gewesen waren. In diesem Kleid hier hatte sie eine richtige Wespentaille, und Bauch und Hintern wirkten flach. Sie sah elegant und vornehm aus, mal abgesehen von den nackten Füßen und dem ungeschminkten Gesicht.
» Ich glaube, das müsste gehen. Was meinst du?«, fragte sie.
» Nur zu deiner Information: Das ist ein Kleid von Diane von Fürstenberg in Größe 38, und du siehst absolut umwerfend darin aus!«, rief Celia. Sie machte Anstalten, Neve hochzuheben und herumzuwirbeln, kam jedoch Gott sei Dank zur Vernunft, als Neve sich zur Wehr setzte. » Du hast es geschafft, Neve! Du hast es echt geschafft!«
» Es ist ein amerikanisches Kleid, sprich, auf unsere Größen umgelegt ist das Größe 40. Und außerdem ist es ein Wickelkleid, also zählt es nicht.«
» Es
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