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Was sich kusst das liebt sich

Was sich kusst das liebt sich

Titel: Was sich kusst das liebt sich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manning Sarra
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Adresse in die rechte obere Ecke setzen? Sie entschied sich dafür, weil es sich so gehörte und weil Max ohnehin bereits wusste, wo sie wohnte. Als das erledigt war, kam sie zur Sache:
    Lieber Max,
    ich möchte mich für mein Verhalten in der Nacht, als wir uns kennengelernt haben, entschuldigen; nicht zuletzt deshalb, weil mir Celia erzählt hat, dass du dich über den Vorfall ziemlich aufgeregt hast. Mein Benehmen war absolut untypisch für mich, und es tut mir aufrichtig leid.
    Ich möchte keine Ausreden vorbringen, aber ich muss zu meiner Verteidigung anführen, dass ich ziemlich viel getrunken hatte und Alkohol nicht gewohnt bin. Er hat mich enthemmt, mein Urteilsvermögen getrübt und dazu geführt, dass ich auf eine Art und Weise gehandelt habe, für die ich mich zutiefst schäme.
    Es fällt mir nicht leicht, dir zu schreiben, aber ich habe das Gefühl, dass ich dir eine ehrliche Erklärung für mein Verhalten schuldig bin. Als du mich gefragt hast, ob ich gerade eine Trennung hinter mir habe, hättest du falscher nicht liegen können. Ich hatte noch nie eine Beziehung. Ich hatte noch nicht einmal eine Verabredung, was für eine Frau meines Alters sehr ungewöhnlich ist, das ist mir klar. Fakt ist: Ich liebe einen Mann, der seit drei Jahren in Übersee lebt.
    In dieser Zeit habe ich mein Leben mehreren großen Veränderungen unterzogen. Unter anderem habe ich beträchtlich abgenommen. Nicht wegen William (so heißt er), obwohl ich zugeben muss, dass seine Abwesenheit in mir den Wunsch geweckt hat, bei seiner Rückkehr eine andere zu sein.
    Ich verfiel außerdem auf die alberne Idee, ich müsse zum Zwecke dieser Transformation in Kontakt mit dem anderen Geschlecht treten. Ich wollte es locker angehen lassen: erst ein bisschen Flirten, gefolgt von ein paar Verabredungen und dann hoffentlich einer kurzen Affäre, die mir den Übertritt in die neue Welt erleichtern sollte. Eine Pfannkuchenbeziehung, wenn man so will, eine Art Probedurchlauf, um bis zu Williams Rückkehr Erfahrungen zu sammeln und Einsichten über die Funktionsweise einer Beziehung zu gewinnen, damit ich dann keine Fehler mehr mache. Ich könnte es nicht ertragen, wenn mein gemeinsames Leben mit William ruiniert wäre, ehe es überhaupt begonnen hat – und das nur wegen meiner Unsicherheit und Unbedarftheit in Herzensangelegenheiten.
    Neulich Nacht allerdings hatte ich, wie ich bereits erwähnt habe, zu viel getrunken, und deine Aufmerksamkeiten haben mir geschmeichelt (und mich gehörig durcheinandergebracht), sodass es mir plötzlich überaus wichtig erschien, einige Phasen meines Plans zu überspringen und mich gleich dem Thema Sex zu widmen. Allerdings waren meine mangelnde Erfahrung und mein schwieriges Verhältnis zu meinem Körper stärker als der Alkohol, und, naja, den Rest kennst du ja.
    Ich kann gar nicht oft genug betonen, dass nichts davon deine Schuld war. Ich habe klar angedeutet, dass ich mit dir schlafen will, und du warst sehr rücksichtsvoll und hast in jeder Phase unseres unseligen Zusammenseins meine Zustimmung eingeholt. Ich bin dir sehr dankbar, dass du schließlich aufgehört hast, denn ich fürchte, wenn wir es bis zum bitteren Ende durchgezogen hätten, würde ich die ganze Sache mittlerweile noch ungleich mehr bereuen.
    Bitte glaub nicht, dass ich dich auf irgendeine Art benutzen wollte. Ich hatte den Eindruck, dass du eine sehr lockere Einstellung hast, was solche Intimitäten anbelangt, und ich habe dir wohl das Gefühl vermittelt, ich würde sexuellen Beziehungen mit derselben Nonchalance gegenüberstehen wie du.
    Ich weiß, ich habe nicht das Recht, irgendetwas von dir zu verlangen, aber ich wäre dir ewig dankbar, wenn du den Inhalt dieses Briefes für dich behalten würdest. Ich liebe meine Schwester über alles, aber sie hat, was mich angeht, einen ausgeprägten Beschützerinstinkt und neigt dazu, Dinge zu dramatisieren.
    Ich möchte mich noch einmal entschuldigen, falls ich dir Kummer oder Unannehmlichkeiten bereitet haben sollte.
    Liebe Grüße
    Neve Slater (Celias Schwester)
    Mit wachsendem Entsetzen las Neve ihren Brief noch einmal durch. Sie hatte schon viele Komplimente für ihren Schreibstil bekommen und mit elf Jahren sogar einen Preis für eine Kurzgeschichte gewonnen. Außerdem hatte das Studentenmagazin Isis einige ihrer Texte publiziert, als sie in Oxford gewesen war. Aber dieser Brief… Herrje, er klang so gespreizt und steif, als hätte ihn eine alte Jungfer geschrieben, die 35 Katzen hatte und

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