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Was sich kusst das liebt sich

Was sich kusst das liebt sich

Titel: Was sich kusst das liebt sich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manning Sarra
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Fitnesscenter betreten hatte. Sie hatte damals auf dem Hometrainer wie ein Schwein geschwitzt und war nur mit Mühe dem Tod durch Herzinfarkt entronnen, und Gustav hatte ihr irgendwie Angst eingejagt. Mit seinem gebräunten, muskelbepackten Körper, den stahlblauen Augen und den kurz geschorenen weißblonden Haaren sah er aus, als wäre er dem Film Olympia von Leni Riefenstahl entsprungen, und sein österreichischer Akzent war quasi das Tüpfelchen auf dem arischen i. Während der vergangenen zweieinhalb Jahre war er ihr mit seiner kompromisslosen Art und seiner liebevollen Strenge ein unglaublich guter Trainer gewesen. Sie mochte ihn schrecklich gern, selbst wenn er sie wie jetzt verärgert anfunkelte und die dünnen Lippen zu einem kaum sichtbaren Strich zusammenpresste.
    » Ich habe doch gleich am Anfang klargestellt, dass unbeaufsichtigtes Wiegen nicht erlaubt ist«, stellte er fest. » Du hast es mir versprochen.«
    » Ich weiß, und es tut mir leid. Aber manchmal brauche ich eben Zahlen.«
    » Nur die Umfangmessungen zählen«, erinnerte Gustav sie sanft, da Neve angemessen zerknirscht aus der Wäsche guckte. » Du weißt, du brichst ein Versprechen gegenüber dir selbst, wenn du es mir gegenüber brichst. Und ich habe dir gesagt, die letzten 20Kilo sind die schwersten.«
    » Ja, aber ich hätte nicht gedacht, dass es so schwer sein würde.«
    » Dein Stoffwechsel ist sehr unberechenbar.« Gustav zog die Nase hoch. » Du brauchst eine kleine Kursänderung.« Er betrachtete sie gedankenverloren. » Vielleicht solltest du eine einwöchige Trainingspause einlegen, um dein System neu in Schwung zu bringen.«
    » Das geht nicht!« Neve sah ihn entsetzt an. » Ich werde über Nacht auseinandergehen wie ein Ballon! Außerdem würde ich kein Auge mehr zutun, wenn ich nicht die übliche Menge Kalorien verbrenne.« Sie legte die Stirn in Falten und musterte Gustav mit einem flehenden Blick. » Alles, bloß keine Trainingspause!«
    Gustav gab sogleich klein bei, wie immer, wenn Neve mehr Engagement an den Tag legte, als er erwartet hatte.
    » Du hast große Fortschritte gemacht«, murmelte er. Seine Aussprache wurde weicher, ein Hinweis darauf, dass er gerührt war. » Ich bin stolz auf dich. Deshalb habe ich hier etwas für dich.«
    Er griff in seine Schreibtischschublade, und Neves Laune, die bei der Aussicht, ihr Training zurückschrauben zu müssen, in den Keller gesunken war, verbesserte sich augenblicklich. Vielleicht würde ihr Gustav doch endlich erlauben, einen Schrittzähler zu benutzen? Aber Schrittzähler passten nicht in große rote Umschläge.
    » Alles Gute zum Valentinstag«, sagte Gustav mit derselben todernsten Miene, die er während der persönlichen Besprechung stets zur Schau stellte.
    Mit spitzen Fingern nahm Neve den Umschlag entgegen. Sie hatte versucht zu verdrängen, dass heute Valentinstag war, obwohl ihr Celia und ihre Mutter wie üblich eine Karte hatten zukommen lassen. Zumindest war er dieses Jahr gnädigerweise auf einen Samstag gefallen, womit ihr der verhasste Anblick all der selbstgefälligen Tussis erspart blieb, die abends mit riesigen Rosensträußen in die U-Bahn stiegen.
    Neve öffnete den Umschlag und sah sich mit zwei roten, ineinander verschlungenen Herzen konfrontiert. » Bekommen alle Mitglieder eine Valentinstagskarte von dir?«
    » Natürlich nicht!« Gustav schauderte. » Harry und ich sind immer noch sehr glücklich miteinander. Aber du bist für mich nicht irgendein Mitglied, sondern eine Freundin… Eine meiner besten Freundinnen.«
    » Und du hast mein Leben verändert«, erwiderte Neve. Der scherzhafte Unterton war aus ihrer Stimme verschwunden. » Ich würde dich ja umarmen, wenn wir nicht gerade eine Stunde Body Conditioning hinter uns hätten und nicht so verschwitzt wären.«
    Gustav nickte. » Harry kocht heute für mich, aber ich hätte noch zwanzig Minuten Zeit, falls du noch ein bisschen boxen willst.«
    Als sich Neve gleich darauf die Boxhandschuhe überstreifte, ließ sie den Blick durch das Fitnesscenter schweifen. Es war leer bis auf einen Typen auf dem Laufband, der bekannt war für seine unappetitlichen Körperausdünstungen. Kein Wunder, dass er heute Abend nicht verplant war. Und da hatte Neve plötzlich eine Erleuchtung: Dies würde der letzte Valentinstag sein, den sie allein verbrachte. Nächstes Jahr um diese Zeit war William längst zurück, und sie würde Größe38 tragen, und alles würde perfekt sein.
    Nachdem sie ihre schlechte Laune weggeboxt

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