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Was sich kusst das liebt sich

Was sich kusst das liebt sich

Titel: Was sich kusst das liebt sich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manning Sarra
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sie ihn hereinließ.
    Während ihrer Blitzdusche dachte Neve darüber nach, warum sich Max wohl unbedingt mit ihr treffen wollte, aber ihr fiel beim besten Willen kein logischer Grund ein. Außerdem war es eine Sache, in einem Brief aufrichtig zu sein, aber eine ganz andere bei einer persönlichen Begegnung. Sie rubbelte sich die Haare nur ein wenig mit dem Handtuch trocken, weil sie ohnehin gleich wieder nass werden würden. Dann stand sie in BH , Unterhose und Wollsocken da und überlegte, was sie anziehen sollte. Sie hatte nicht vor, sich großartig aufzustylen. Das würde nur einen falschen Eindruck erwecken– nicht, dass Max ihre gemeinsame Zeit in sonderlich angenehmer Erinnerung zu haben schien. Trotzdem, sie hatte ihren Stolz und würde ganz sicher nicht im Jogginganzug und mit schlechter Laune aufkreuzen.
    Neve holte ihre » Long & Lean«-Jeans von Gap aus dem Schrank (in der sie leider trotzdem klein und korpulent wirkte) und schlüpfte nach kurzem Nachdenken in eine schiefergraue Wolltunika im Empirestil, die bis über die Hüften reichte und zumindest einige– wenn auch längst nicht alle– Folgen vergangener kulinarischer Sünden kaschierte.
    Ein kurzer Blick auf die Uhr verriet ihr, dass sie noch zehn Minuten hatte. Sie band sich die Haare zu einem lockeren Pferdeschwanz zusammen, zog sich schnell die Lippen mit Black Honey Almost Lipstick von Clinique nach und schlüpfte in ihre gefakten Ugg-Stiefel von Primark, obwohl sie Celia versprochen hatte, damit niemals das Haus zu verlassen.
    Inzwischen hatte der Regen nachgelassen. Neve schnappte sich Mütze und Handschuhe und eilte im Laufschritt die Straße entlang. Eine Minute vor der vereinbarten Zeit öffnete sie die Tür zum Hat and Fan.
    Normalerweise hasste sie es, allein ein Lokal zu betreten, aber das Hat and Fan war für sie wie ein zweites Zuhause, obwohl sie seit fast drei Jahren keinen Fuß mehr über die Schwelle gesetzt hatte. Zu ihrer großen Freude war es vom überall um sich greifenden Modernisierungswahn verschont geblieben. Der Holzboden war nach wie vor großteils unter dem Teppich mit Paisley-Muster versteckt, hinter der Bar hing noch das Pferdegeschirr aus Messing, darunter waren diverse Tüten mit Knabbereien gestapelt. Über dem Kamin, in dem ein Gasfeuer flackerte, hing eine grässliche Reproduktion des Gemäldes Monarch of the Glen, das einen mächtigen Hirschen zeigt, und links von der Bar ging es in den kleinen Nebenraum, den es in jedem alten Pub gibt.
    Ida und Jack thronten wie eh und je auf ihren angestammten Plätzen in der Nische neben dem Eingang und tranken Portwein mit Zitrone (Ida) und ein Pint Bitter (Jack). Als Neve das mollig warme Lokal betrat, drehten sich sämtliche Anwesenden nach ihr um, wie das in derartigen Etablissements eben üblich ist.
    » Neve, Herzchen!«, rief Bridie, die Wirtin. » Nun seht euch nur die Kleine an! Sie ist kaum mehr als ein Strich in der Landschaft.«
    » Unsinn«, widersprach Neve, während sie die Mütze abnahm und den drei O’Leary-Brüdern zuwinkte, die wie üblich an der Bar saßen.
    » Viel ist nicht mehr von dir übrig«, beharrte Bridie. » Wenn ich dich nicht besser kennen würde als mein eigen Fleisch und Blut, hätte ich dich wohl kaum wiedererkannt.«
    Bridie hatte sie sehr wohl erkannt, als sie sich vor einer Woche zufällig bei Tesco getroffen hatten, deshalb lächelte Neve nur schwach und sah sich nach Max um. » Er ist nebenan«, sagte einer der O’Leary Brüder, die Neve nie auseinanderhalten konnte. » Der junge Bursche, der vorher reingekommen ist.«
    Neve grinste. Wahrscheinlich hatte sich Max nach allen Regeln der Kunst ausquetschen lassen müssen, ehe er auch nur eine Tüte Chips hatte bestellen können. Und bestimmt hatte man ihm auch gesagt, dass es ihm im Old Dairy an der Ecke ( » mit diesem ganzen albernen Importbier«) besser gefallen würde.
    Sie öffnete die Milchglastür, die in den kleinen, stets nach Mottenkugeln riechenden Nebenraum führte, und da war er. Er saß auf einem der Sofas aus Lederimitat und sah aus, als würde er sich wünschen, irgendwo anders zu sein.

Kapitel 7
    » Du wolltest, dass wir uns hier treffen«, sagte Neve, als Max sie mit einem schmalen Lächeln begrüßte.
    » Ja, aber du hättest erwähnen können, dass das deine Stammkneipe ist.«
    » Ist es nicht, aber ich bin hier praktisch aufgewachsen. Das Hat and Fan hat mal meiner Großmutter gehört«, erklärte Neve. Sie sah sich lächelnd um und dachte an die zahlreichen

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