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Was sich kusst das liebt sich

Was sich kusst das liebt sich

Titel: Was sich kusst das liebt sich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manning Sarra
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kann. Ich war betrunken und habe mich total unbedacht darauf eingelassen. Normalerweise überlege ich schon ewig, ehe ich mir ein Paar Schuhe kaufe.«
    Max’ Augenbrauen wanderten im Laufe ihrer kleinen Ansprache immer weiter nach oben. Er wollte gerade den Mund aufmachen, um für die freie Liebe zu plädieren, da kam Bridie mit einem Tablett herein, auf dem ein Glas Bier, eine dampfende Teekanne und ein Teller Sandwiches standen.
    » Du hast zwar behauptet, du hättest keinen Hunger, aber du siehst aus, als hättest du wochenlang nichts Ordentliches gegessen«, meinte Bridie.
    Neve schnaubte. Von ihren Fettreserven hätte sie im Falle eines Flugzeugabsturzes einen ganzen Monat zehren können, selbst wenn sie keine Nüsse oder Beeren fand. » Hier. Mit Käse und Pickles, das hast du früher geliebt.«
    Neve merkte, wie sich ihre Nasenflügel blähten, als Bridie die Sandwiches feierlich vor ihr abstellte. Käse und Pickles waren ihr egal, aber sie konnte die Butter riechen. Dicke, cremige, gesalzene Butter.
    Max hatte angefangen, mit Bridie zu plaudern, die ihre Feindseligkeit etwas herunterschraubte, als er ihr lächelnd erklärte, sie sähe nicht einmal annähernd alt genug aus, um ein eigenes Pub zu führen. Doch Neve hörte nur ein Rauschen in ihrem Kopf. Sie starrte den Teller mit den Sandwiches an. Das waren mindestens 1500Kalorien. Dafür musste sie zwei Stunden intensives Herz-Kreislauf-Training absolvieren. Aber, ach, die Butter… Als sie registrierte, dass Bridies Stimme lauter wurde, blinzelte sie wie in Zeitlupe und zwang sich, den Blick vom Teller abzuwenden. » Entschuldige, was hast du gesagt?«, fragte Neve.
    » Ich habe dich gefragt, ob deine Mutter gerade in Yorkshire oder in Spanien ist.« Bridies Augen funkelten neugierig.
    » In Yorkshire.« Es wurde vermutlich keine Stunde dauern, bis Bridie ihre Mum telefonisch darüber informierte, dass sie ihre älteste Tochter in der Öffentlichkeit mit einem Mann gesichtet hatte, dessen Absichten bis dato ungeklärt waren.
    » Ich sollte sie dringend mal wieder anrufen«, murmelte Bridie. » Gleich fängt Inspector Barnaby an. Ich mache die Tür zu, dann seid ihr ungestört.« Damit begab sie sich eilends nach nebenan. Zweifellos wollte sie das Telefon auf Lautsprecher stellen, damit auch Ida und Jack und sogar die wortkargen O’Learys ihren Senf dazugeben konnten.
    » Nach dem Tod meiner Großmutter hat mein Dad meine Mum dazu überredet, wieder nach Yorkshire zu ziehen«, erklärte Neve, obwohl das Max wahrscheinlich überhaupt nicht interessierte, aber wenn sie redete, dann konnte sie keine Sandwi ches essen. Sandwiches, die großzügig mit Butter bestrichen und mit bergeweise würzigem, krümligem Cheddar bestreut waren. Das Tüpfelchen auf dem i bildeten die Pickles, Bridies göttliches sauer eingelegtes Gemüse, bei dem es einem so richtig die Mundschleimhaut zusammenzog. » Außerdem haben sich die beiden ein Haus in Spanien gekauft, an der Costa del Sol, und dort verbringen sie praktisch die Hälfte des Jahres… Gott, würdest du die BITTE essen?«
    Allein die Fingerspitzen an den Teller zu legen, um ihn zu Max hinüberzuschieben, ließ Neves gute Vorsätze dahinschmelzen. Die Vorstellung, dass sie in einem kleinen Schwarzen Größe38 auf der Straße dahintänzelte, zeigte diesmal nicht die übliche Wirkung.
    Max schüttelte den Kopf. » Ich habe schon gegessen. Lass sie doch einfach stehen.«
    » Das kann ich nicht! Du kennst Bridie jetzt schon zehn Minuten, da muss dir doch klar sein, dass sie neben mir stehen bleiben wird, bis ich alles aufgegessen habe. Aber ich esse so etwas prinzipiell nicht.« Neve blickte sich verzweifelt um. Wenn es doch einen Mülleimer gäbe, oder ein Fenster, das sich öffnen ließe! Max starrte sie an, als hätte sie Schaum vor dem Mund. Es fühlte sich tatsächlich so an, als würde ihre Speicheldrüse Überstunden machen.
    » Warum isst du nicht einfach bloß eines?«, schlug Max vor, als hätte er es mit einem vernünftigen Menschen zu tun, der eine vernünftige Einstellung zum Thema Essen hatte.
    » Bloß eines?«, wiederholte Neve ungläubig. » Würdest du zu einem Drogensüchtigen sagen, er soll sich nur ein Krümelchen Crack genehmigen?«
    » Das hier ist kein Crack, sondern ein Käsesandwich.« Max saß immer noch auf dem Sofa, obwohl Neve so halb damit gerechnet hatte, dass er die Beine in die Hand nehmen würde. Es wäre ihr viel lieber gewesen, jeden entwürdigenden Augenblick ihrer gemeinsamen Nacht

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