Was sich kusst das liebt sich
Sonntagszeitung gearbeitet hatte und Max kannte, seit dieser mit sechzehn nach London gekommen war, um ein zweiwöchiges Praktikum bei einer Jugendzeitschrift zu absolvieren.
Jeremy war damals der Herausgeber der Jugendzeitschrift gewesen und hatte nicht allzu viel von Max gehalten, der dem Zug aus Manchester mit tonnenweise jugendlichem Enthusiasmus entstiegen war. » Er war uns nur im Weg«, erzählte er, » und wenn ein paar Models zu einem Casting kamen, wurde er feuerrot und kicherte in einer Tour.«
Neve hing förmlich an seinen Lippen. » Im Ernst?«
Jeremy nickte. » Ich konnte es kaum erwarten, bis sein Praktikum vorbei war. Und dann kam der schicksalshafte Tag, an dem sich der für die Features zuständige Redakteur mit einem Krabbensandwich zwielichtiger Herkunft den Magen verdarb, dabei hätte er an diesem Tag ein Interview mit irgendeiner schrecklichen Boyband führen sollen. Wie hießen die noch gleich? Ach, egal. Jedenfalls hat Max das Interview geführt und dem Leadsänger aus der Nase gezogen, dass er nicht selten fünf Ecstasy pro Abend einwarf und mit sämtlichen Backgroundsängerinnen geschlafen hatte.«
» Du liebe Güte! Und was ist dann passiert?«
» Naja, ich habe Max natürlich gleich einen Job angeboten.« Jeremy lächelte schwach. » Und damit war eine Legende geboren. Ich habe ihm sogar seine eigene Klatschkolumne verschafft, Mad Max hieß sie. Seltsamerweise war mit dem Gekicher Schluss, sobald er den Vertrag unterzeichnet hatte, und ich wurde das Gefühl nicht los, dass man mich über den Tisch gezogen hatte.«
» Halten Sie es für möglich, dass Max etwas mit dem Krabbensandwich zu tun hatte?«, fragte Neve atemlos.
» Ich würde nicht meinen Kopf darauf verwetten, aber…«
Den Rest des Satzes hörte Neve nicht mehr, weil sie plötzlich eine Hand mit kräftigem Ruck von der Couch hochzerrte. Die Hand gehörte ihrer aufgebrachten kleinen Schwester.
» Was zum Geier treibst du hier?«, keifte Celia und schleppte Neve quer durch den Raum in eine ruhigere Ecke. » Und warum belästigst du Jeremy Hancock? Was ist hier los?«
» Ich habe ihn nicht belästigt, wir haben uns unterhalten– über das Hörspiel, das diese Woche auf Radio Four gesendet wurde… und über Max.«
Das war, wie sie fand, eine ziemlich elegante Überleitung zu dem unausweichlich bevorstehenden Wortwechsel, aber Celia zeterte weiter. » Über Max? Warum das denn? Und wie kommt es, dass du hier in der VIP -Lounge sitzt, während Grace und ich eine Stunde lang draußen Schlange stehen mussten, nur weil die Schnepfe am Eingang die Handschrift ihrer Schnepfen-Kollegin nicht lesen konnte?«
» Das tut mir leid«, sagte Neve beschwichtigend, aber Celias wutverzerrtes Gesicht ließ nicht auf eine baldige Beruhigung hoffen. » Wir haben über Max geredet, weil… ähm… weil ich mit ihm hier bin. Mit Max. Wir haben uns ein paar Mal getroffen.«
» Max? MAX ? Oh, Scheiße, das darf doch nicht wahr sein.«
» Du sollst doch nicht fluchen«, schalt Neve ihre Schwester, was Celia wie üblich nur noch mehr erzürnte.
» Warum? Warum triffst du dich mit ihm? Wie kam es dazu? Und warum erzählst du es mir erst jetzt?« Celias Gesicht war inzwischen genauso feuerrot wie ihr Haar. Neve ergiff ihre Hände und streichelte sie– ein todsicheres Rezept, um Celia zu beruhigen– und dann tischte sie ihr eine hastig zusammengeschusterte Geschichte über eine zufällige Begegnung im Tesco-Supermarkt auf, nach der Max sie auf einen schnellen Drink eingeladen hatte. » Tja, und so hat eins zum anderen geführt.«
» Du weißt nicht, wie er ist«, brummte Celia finster, als Neve geendet hatte. » Als einmal eine Schauspielerin beim Cover-Fotoshooting total ausgerastet ist, hat sich Max mit ihr ins Bad verzogen, und als sie nach einer geschlagenen Stunde wieder rauskamen, war sie die Liebenswürdigkeit in Person und hat ihn ständig angegrapscht…«
» Das interessiert mich nicht«, unterbrach Neve sie scharf. » Ich weiß, dass Max kein unbeschriebenes Blatt ist, aber wir sind kein richtiges Paar. Wir tun nur so als ob, damit ich meine Beziehungsfähigkeit trainieren kann.«
» Nur fürs Protokoll, Neve, ich habe das von Anfang an für eine hirnrissige Idee gehalten. Ich habe nur nie etwas gesagt, weil ich nicht gedacht hätte, dass du den Mut hast, es durchzuziehen…«
» Na, hör mal, das ist aber ein bisschen ungere…«
» Und jetzt tust du so, als wärst du mit Max zusammen? Bist du total übergeschnappt? Was ist
Weitere Kostenlose Bücher