Was sich kusst das liebt sich
mit den ganzen anderen Typen, die du kennengelernt hast? Der potenzielle Selbstmörder klang doch ganz nett.« Celia drückte Neve an die Wand und stützte sich rechts und links von ihrem Kopf mit den Händen ab. » Dein Problem ist, dass du so vorschnell urteilst. Du hättest einem von diesen Knaben eine zweite Chance geben sollen, denn mal ganz im Ernst, Max wird dir das Herz brechen, einfach so, zum Spaß. Das tut er immer.«
» Das wird er nicht. Max kann mir nicht das Geringste anhaben, weil mein Herz nämlich William gehört. Also, misch dich bitte nicht in Angelegenheiten ein, von denen du keine Ahnung hast und die dich auch nichts angehen, ja?«
Das brachte Celia nur noch mehr auf die Palme. » Wenn du dich weiter mit diesem… diesem… männlichen Flittchen triffst, dann erzähle ich es Mum.«
» Wohl kaum. Wenn ich nämlich Mum erzähle, was du so alles treibst, müssen wir sie danach in eine geschlossene Anstalt einweisen lassen«, konterte Neve, obwohl sie Celia eigentlich ohne ein weiteres Wort hatte stehen lassen wollen.
» Ach ja? Was denn zum Beispiel?«
» Na, dass du mit Yuri immer kiffst und dich ständig total betrinkst, wenn du ausgehst; und mit deinem Sexleben fange ich lieber gar nicht erst an– es würde mindestens eine Woche dauern, Mum alles haarklein zu berichten.« Neve wollte mit der Aufzählung einiger besonders pikanter Details anfangen, etwa mit dem Jüngling, den sich Celia vor einiger Zeit aufgerissen hatte und bei dem sich am nächsten Morgen herausgestellt hatte, dass er gerade mal fünfzehn war. Seine Mutter hatte Celia sogar mit einer Anzeige wegen Verführung Minderjähriger gedroht. Doch sie wurde von einem ostentativen Hüsteln unterbrochen, und als sie sich umdrehte, sah sie sich Max gegenüber.
» Nicht einfach abhauen, Süße«, sagte er leichthin. » Ich habe schon befürchtet, dass dir jemand eine K.-o.-Tablette ins Mineralwasser getan hat. Komm mit, Jeremy verspürt das Bedürfnis, dir zu versichern, dass ich rein gar nichts mit dem verdorbenen Krabbensandwich zu tun hatte.«
Celia baute sich vor ihm auf. » Wenn du meiner Schwester auch nur ein Haar krümmst, dann bring ich dich um, das schwöre ich«, zischte sie. » Es ist mir egal, wie weit oben in der Hierarchie du stehst.«
» Celia! Ich kann auf mich selbst aufpassen«, flüsterte Neve aufgebracht und versuchte, sich zwischen die beiden zu schieben. Max lächelte nur und drückte Celia einen Kuss auf die gerunzelte Stirn.
» Ich verspreche dir, nachdem mir deine Schwester das Herz gebrochen hat, bist du die Erste, die auf den Scherben herumtrampeln darf«, sagte er und legte ihr einen Arm um die Taille.
Celia schnaubte indigniert und öffnete den Mund, um einen Schwall wüster Beschimpfungen loszulassen, doch Max kam ihr zuvor, indem er die Finger über ihren Bauch huschen ließ. Sie begann zu kichern. » Hör auf«, gackerte sie und versuchte vergeblich, sich zu befreien. » Du weißt doch, wie kitzlig ich bin.«
Max streckte Neve die Hand hin. » Komm, Neve. Es wirkt sich bestimmt positiv auf meinen Ruf aus, wenn ich rechts und links eine Slater-Schwester im Arm halte.«
Also musste Neve wohl oder übel die zweite Scheibe Brot eines Max-Sandwichs spielen. Sie schenkte ihrer Schwester ein schiefes Lächeln, und während Max jemandem am anderen Ende des Raums winkte, zischte Celia ihr ein » Diese Unterhaltung ist noch nicht zu Ende« zu.
Kapitel 12
Zwei Tage später war die Diskussion noch in vollem Gange.
» Ich kann nicht fassen, dass du an einem Samstag ein Date hast«, jammerte Celia, die sich auf Neves Bett zusammengerollt hatte wie ein Fötus. Sie hatte PMS und fühlte sich einsam– Yuri hatte beschlossen, dem Grafikdesigner, mit dem sie nun bereits an fünf Samstagabenden in Folge geschlafen hatte, eine ernsthafte Chance zu geben. » Alle haben etwas vor, nur ich nicht.«
» Ist doch gar nicht wahr«, widersprach Neve und griff zur Wimperntusche. » Du bist doch erst zum Dim-Sum-Essen in Soho verabredet und dann mit Grace zum Karaoke– und du hast gesagt, wenn ihr danach noch fit seid, geht ihr in irgendeinen Klub.«
Celia starrte ihr finster auf den Rücken. » Schon, aber ihr unternehmt alle etwas mit eurem Freund. Sogar du!«
» Du wirst dich bestimmt blendend amüsieren, wenn du erst mal unterwegs bist und ein paar Drinks intus hast«, murmelte Neve, während sie sich mit geübtem Griff die Mähne zu einem Dutt drehte und ihn mit Haarnadeln feststeckte.
» Zupf ein paar Strähnen
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