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Was sich kusst das liebt sich

Was sich kusst das liebt sich

Titel: Was sich kusst das liebt sich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manning Sarra
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Portionen Backfisch und Pommes zu holen, und bei ihrer Rückkehr saß ihr Dad bereits in einer Unterhose mit Eingriff und Paisley-Muster in der Küche und nuckelte an einer Flasche Bier. Neve hatte nicht einmal einen Badeanzug besessen, bis sie fünf war– es hatte einer Meuterei am Strand von Margate bedurft, bis ihr Vater zu Woolworth geschickt wurde, wo er einen Barbie-Bikini für sie erstand, obwohl sie sich einen Einteiler gewünscht hatte.
    Auch ihr Wunsch nach einer Mutter, die sich etwas mehr wie die anderen katholischen Mütter ihrer Freundinnen aus der Sonntagsschule benahm, war ungehört verhallt. Die anderen Mütter waren ihren Töchtern gleich mit Sodom und Gomorrha gekommen, wenn diese es gewagt hatten, sich die Zehennägel zu lackieren oder einen Rock zu tragen, der nicht bis übers Knie ging. Aber nein, ihre Mutter hatte gesagt: » Alles, was der liebe Gott erschaffen hat, ist schön, also ist auch dein Körper schön.«
    Doch Neve hatte gewusst, dass das nicht stimmte. Schon mit fünf war ihr aufgefallen, dass sie runder und pummeliger war als ihre Freundinnen und einen Hängebauch hatte, und dass ihre Schenkel aussahen, als würden ihr Gummilitzen ins Fleisch schneiden, wenn sie sich hinsetzte.
    » Okay, letzte Warnung«, verkündete Max. Neve hob den Kopf, ängstlich darauf bedacht, ihm bloß ins Gesicht zu sehen, obwohl er zu ihrer Erleichterung die Boxershorts anbehalten hatte. » Ich steige jetzt zu dir ins Bett.«
    Sie zwang sich, ganz still dazuliegen, während er unter die Bettdecken schlüpfte und sich mit einem zufriedenen Seufzer auf ihrer orthopädischen Matratze ausstreckte. Dann runzelte er die Stirn. » Ist das etwa eine Wärmflasche?«
    » Äh, ja.« Neve angelte hastig mit den Füßen danach und bugsierte sie auf ihre Seite hinüber.
    Max rutschte etwas nach oben und stopfte sich sein Kissen hinter den Rücken, sodass er aufrecht dasaß. » Schwitzt du nicht bei all diesem Zeug?« Er hob die Steppdecke an und betrachtete die Daunendecke darunter. » Schließlich fängt bald die offizielle Sommerzeit an.«
    Neve richtete sich ebenfalls auf. » Aber noch ist es kalt. Ich muss den ganzen Tag die Zentralheizung laufen lassen, und draußen sind morgens noch die Böden gefroren.«
    » Quatsch, es ist nicht kalt. Komm, wir lassen eine Decke weg.«
    Höchste Zeit für Taten statt Worte. Neve legte Max eine eiskalte Hand an den Hals, obwohl sie eigentlich beschlossen hatte, ihn nicht zu berühren.
    » Scheiße, lass das!«, quiekte er, und sie schob die Hand wieder unter die Stepp- und die Daunendecke, die beide blieben, wo sie waren. Wetten? » Das war echt fies.«
    » Nun sei doch nicht so empfindlich«, sagte sie und drückte ihm einen Kuss auf die Wange, um ihren Worten die Spitze zu nehmen. Er schreckte zurück, als fürchtete er, ihre Lippen könnten genauso kalt sein wie ihre Hände.
    » Hey, bleib gefälligst auf deiner Seite drüben«, sagte er und kuschelte sich unter die Decken. » Wenn ich ständig Angst haben muss, dass du über mich herfällst, kann ich nicht schlafen.«
    Neve hatte genau dasselbe gedacht, aber nun, da er es laut ausgesprochen hatte, fühlte sie sich unwillkürlich abgelehnt. Zugegeben, sie wollte nicht, dass er über sie herfiel, aber er sollte trotzdem das Bedürfnis verspüren, über sie herzufallen… Jedenfalls solange sie beide angezogen waren und nicht nebeneinander im Bett lagen. Doch wie es schien, hatte Max seinem Casanova-Image zum Trotz vor, sich an ihre Abmachung zu halten und sie nicht anzurühren. Hm. Beim Knutschen vorhin war er nicht so zurückhaltend gewesen. Aber vielleicht wollte er ja gar nicht weitergehen. Oder sie war eine richtig schlechte Knutschpartnerin, und er brachte es nicht über sich, es ihr zu sagen. Oder… Schluss jetzt! Sie musste aufhören, nachzudenken, sonst würde sie heute Nacht kein Auge zutun.
    » Okay, keine Küsse mehr.« Neve rollte sich auf ihre Seite, sodass mindestens ein Meter Abstand zwischen ihnen herrschte, und knipste die Nachttischlampe aus, ohne Max zu fragen, ob er schon so weit war. Ihr Bett, ihre Regeln. » Gute Nacht.«
    Eine Weile lagen sie schweigend in der Dunkelheit. Neve versuchte, möglichst leise zu atmen. Sie hatte sich ganz am Rand der Matratze zusammengekauert. Eine plötzliche Bewegung, und sie läge auf dem Fußboden. Außerdem zog es unter den straff gespannten Bettdecken kalt herein, denn Max hielt das andere Ende umklammert, und überhaupt war es einfach furchtbar, mit jemandem das Bett

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