Was sich kusst das liebt sich
zu teilen. Sie konnte allmählich verstehen, warum manche Ehepaare in getrennten Betten schliefen, oder sogar in verschiedenen Räumen. Es hatte nichts mit Prüderie zu tun; diese Leute legten einfach nur Wert auf einen gesunden Nachtschlaf.
» Bist du sauer?«, fragte Max plötzlich.
» Nein«, sagte Neve hörbar säuerlich. » Aber du beanspruchst den Großteil der Decke für dich, und weil wir so weit auseinanderliegen, zieht es herein und…«
Sie hatte gehofft, er würde die Decke loslassen. Stattdessen rutschte er näher und schlang einen Arm um sie. Es fühlte sich an, als läge eine riesige Wärmflasche hinter ihr. » Ich weiß, ich hab gesagt, wir müssen aufhören zu knutschen, aber wir können trotzdem kuscheln«, flüsterte er ihr ins Ohr. Es kitzelte. Mittlerweile war sie in dem Stadium, in dem sie alles irritierend fand. Sein Arm wanderte tiefer, und sie rückte erschrocken von ihm ab.
» Finger weg von meinem Bauch!«, fauchte sie und schob etwas leiser hinterher: » Mein Bauch ist der einzige Körperteil, den niemand berühren darf.«
» Du solltest dich dringend entspannen, sonst schläfst du nie ein. Und ich auch nicht, solange du so unter Strom stehst.« Max schob den Arm höher, sodass er jetzt die Unterseite ihrer Brüste berührte, aber darüber konnte sich Neve nun nicht auch noch beschweren. » Stell dir einfach vor, ich wäre Celia.«
» Celia redet viel mehr als du, und sie ist viel knochiger und bohrt mir ständig irgendwo die Ellbogen rein.«
» Na, das ist doch schon mal was.« Er streichelte mit dem Daumen über einen Streifen nackter Haut an ihrem Handgelenk, und das fühlte sich ziemlich angenehm an. Irgendwie tröstlich. Neve schloss die Augen und konzentrierte sich darauf, durch die Nase ein- und durch den Mund auszuatmen. Aber nicht zu laut.
Sie erwachte, weil ihr fürchterlich heiß war. Was war das für ein Geräusch? Ein Zischen und Knarzen, das sie nicht zuordnen konnte… Hastig setzte sie sich auf und schlug die Decke zurück. Es brannte!
Sie riss die Schlafzimmertür auf, und die Hitze, die ihr entgegenschlug, ließ sie zurückprallen. Durch dichten Rauch, der sie sogleich im Hals kratzte, kämpfte sie sich ins Wohnzimmer, wo grellorangefarbene Flammen an ihren Möbeln und an den Wänden züngelten. Zum Glück war der Weg zu ihrem Schreibtisch noch frei.
Ich muss die Feuerwehr rufen, dachte sie. Aber erst muss ich meine Lucy-Keener-Biografie retten. Das war viel wichtiger, auch wenn sie noch nicht allzu weit gekommen war. Sie schaltete den Computer ein und kramte in der Schublade nach einer CD . Huch, da war ja Philips Ausgabe von Wie man in einer Viertelstunde täglich ein Buch verfasst. Wenn das ein Raub der Flammen wurde, war sie einen Kopf kürzer.
Das Feuer kam näher, und schon bald hüpfte Neve von einem Bein auf das andere, weil die Bodendielen unter ihren nackten Fußsohlen glühend heiß wurden. Ihre Augen tränten, und sie musste husten, aber ihr dämlicher Computer war noch immer nicht hochgefahren. Endlich erschien ihr Virginia-Woolf-Bildschirmhintergrund. Neve tappte nach der CD und versuchte verzweifelt, das Laufwerk zu öffnen.
» Wozu soll das gut sein?«, fragte eine Stimme an ihrem Ohr. Sie fuhr herum und sah Max hinter sich stehen. » Es ist doch nichts auf deinem Computer, von dem du unbedingt eine Sicherheitskopie brauchst.«
» Doch! Fünfeinhalb Kapitel und meine Notizen!« Sie zog die entsprechenden Dateien auf die CD . » Warum machst du dich nicht irgendwie nützlich? Ruf die Feuerwehr oder schlag eine Fensterscheibe ein!«
» Würde ich ja gern, aber ich muss dringend auf eine wichtige Vernissage«, sagte er unbekümmert. Im selben Moment erschienen auf dem Monitor die Worte » DISC ERROR !«.
» Ach, fahr doch zur Hölle!«
» In der Hölle wirst du schmoren, wenn auch nur einer von meinen Juicy-Couture-Jogginganzügen angesengt ist!«, zeterte Charlotte, die plötzlich wie aus dem Nichts aufgetaucht war. » Das ist alles deine Schuld! Wahrscheinlich hast du mitten in der Nacht einen Kuchen gebacken. Du musst dir ja ständig was in den Mund stopfen.«
» Hab ich nicht«, protestierte Neve und begann fieberhaft nach einer anderen CD zu suchen. » Ich kann nichts dafür. Es muss ein Kurzschluss gewesen sein.«
» Das ist so typisch Neve, nicht?« Charlotte verschwand in einer Rauchwolke, stattdessen standen nun Chloe und Rose vor ihr und flüsterten aufgeregt miteinander. » Immer dreht sie in ihrem Büro den Heizstrahler voll
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