Was sich kusst das liebt sich
jemanden bumsen. » Sich lieben«, das klang doch viel schöner. Fast schon poetisch. » Tja, ich wollte nur mal gefragt haben.«
» Ich würde mich ja dafür entschuldigen, dass ich dich angeschnauzt habe, aber da du teilweise für meine derzeitigen Qualen verantwortlich bist, lasse ich es bleiben.« Wenn man bedachte, dass er von seiner Erektion sprach, war es irgendwie süß, dass er aussah wie ein schmollender kleiner Junge, der gerade zusammengestaucht worden war, weil er mit Steinen geworfen hatte. » In einer Viertelstunde bin ich wieder da«, fügte er etwas weniger grummelig hinzu.
Kapitel 16
Kaum war die Haustür ins Schloss gefallen, machte sich Neve fieberhaft ans Werk. Sie stellte Wasser auf, während sie eine Blitzdusche nahm, obwohl sie rundum sauber war, und gurgelte mit Mundspülung, während sie ihre Wärmflasche mit kochend heißem Wasser füllte. Dann zwängte sie ihren noch feuchten Körper in ihren Pyjama, besprühte ihr Bett mit Lavendelduft, schob die Wärmflasche unter die Decke und sortierte aus dem Bücherstapel auf ihrem Nachttisch sämtliche Werke aus, die für das ungeschulte Auge auch nur ansatzweise wie ein Liebesroman aussehen konnten.
Zum Schluss kehrte sie zurück ins Bad und versuchte, ihr Haar zu einem schlichten Pferdeschwanz zusammenzubinden, während sie ihre Nachtcreme einwirken ließ. Als sie nach dem neunten Anlauf beschloss, dass sie mit dem Ergebnis zufrieden war, hörte sie, wie der Schlüssel ins Schloss gesteckt wurde. Sie betrachtete sich ein letztes Mal im Spiegel. Die Nachtcreme war fast eingezogen und verlieh ihrer Haut einen taufeuchten Schimmer, ihr Gesicht war von einigen seidig glänzenden Haarsträhnen umrahmt. Jetzt musste sie nur noch aufhören, auf ihrer Unterlippe herumzukauen.
Sie eilte in den Flur, um die beiden Nachteulen willkommen zu heißen. Max schien weit besser gelaunt zu sein als vor einer Viertelstunde, denn er lächelte, und das Lächeln wurde noch breiter, als er Neve erblickte.
» Süß siehst du aus«, stellte er fest, und es klang genau wie bei Neve, wenn sie mit Keith redete.
» Unsinn«, widersprach Neve. » Süß« war nicht das Ziel gewesen. Sie zupfte an den mit Spitzen besetzten Ärmeln ihres Thermoshirts. Dann tätschelte sie Keith den Kopf. » Wo schläft Keith? Bei uns?«
» Im Flur. Er darf nicht ins Schlafzimmer, sonst versucht er die ganze Nacht, zu uns ins Bett zu kriechen.«
» Was wäre daran so schlimm?« Neve hatte sich schon darauf gefreut, dass Keith am Fußende des Bettes schlafen würde, vorzugsweise auf ihren Füßen, die nachts stets eiskalt waren.
Max schüttelte den Kopf. » Das würde meine ganze harte Arbeit zunichtemachen. Es hat ewig gedauert, bis ich es geschafft habe, ihm ein paar Grenzen zu setzen.«
Sie verfolgte, wie er Keith in sein Hundebett setzte, eine zerrissene Decke über ihn breitete und ihm ein schon arg zerfleddertes Plüschtier zwischen die Vorderpfoten legte. Dann kamen die Wasserschüssel und ein Nachtlicht, weil Keith Angst vor der Dunkelheit hatte. So viel zum Thema Grenzen setzen, dachte Neve.
» Ich gehe ins Bett«, verkündete sie, als offensichtlich wurde, dass Max bei seinem Hund bleiben würde, bis dieser eingeschlafen war.
Neve überprüfte geschlagene fünf Minuten lang mit einem Handspiegel, wie sie am vorteilhaftesten aussah, wenn sie im Bett lag, dann griff sie sich Rebecca von Daphne du Maurier und begann zu lesen. Nach zehn Minuten gesellte sich Max endlich zu ihr.
» Ah, du schläfst also auf der rechten Seite«, bemerkte er, als hätte ihn diese Frage schon eine Weile beschäftigt. » Das trifft sich gut, ich liege lieber links.«
Neve behielt wohlweislich für sich, dass sie normalerweise genau in der Mitte ihres Bettes schlief, denn das hätte zu sehr nach alter Jungfer geklungen. Stattdessen legte sie ihr Buch beiseite und klopfte die Kissen auf. Man konnte ihr viel vorwerfen, aber sie war eine sehr aufmerksame Gastgeberin.
Max setze sich auf die Bettkante und federte etwas auf und ab. » Schöne feste Matratze«, sagte er. » Ich mag Betten, die nicht zu weich sind.«
Neve spürte, wie ihr Blutdruck zu steigen begann. Max war wieder in ihrem Schlafzimmer. Was ihr theoretisch wie eine gute Idee erschienen war, fühlte sich nun, in der Realität, bedrohlich und aufregend zugleich an. Seine samtige Stimme, sein anzüglicher Tonfall und sein vielsagendes Grinsen taten ein Übriges. Offenbar konnte er nicht anders, als auf Verführer-Modus umzuschalten, sobald er
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