Was sich liebt, das küsst sich - Gibson, R: Was sich liebt, das küsst sich - Nothing but Trouble
gehen?« , fragte die Frauenstimme, die offensichtlich nicht wusste, dass sie ihn mit Mr Bressler ansprechen musste.
»Neiman Marcus«, befahl sie. »Zu Neiman Marcus.«
VIER
Mark beäugte misstrauisch die Einkaufstüten von Neiman Marcus auf dem Rücksitz und schnallte sich an. Dafür, dass es ihr erster Arbeitstag war, ließ sie es sich ganz schön gut gehen.
»Hallo, Chelsea. Wohin soll’s gehen?«
Er warf zuerst ihr, dann seinem Navi einen entgeisterten Blick zu. »Was soll das?«
Seine »Assistentin« nannte dem Navigationssystem eine Adresse in Belltown und lächelte ihn entwaffnend an. »Sie haben doch nichts dagegen, dass ich das Spracherkennungssystem auf meinen Namen programmiert habe? Es hat mich ständig mit Mark angesprochen, was einfach verwirrend war, weil ich eindeutig nicht Sie bin.«
»Rechts abbiegen. Noch sechs Kilometer bis zum Ziel.« Er beugte sich vor, rief das Bildschirm-Menü auf und schaltete den Ton ab. »Verwirrend für wen?«
»Das Navi.«
»Das Navi kann nicht verwirrt sein.« Er lehnte sich wieder zurück und schloss resigniert die Augen. Er hatte recht gehabt, was sie betraf. Sie war durchgedrehter als Hackepeter und heizte mit seinem Neunzigtausend-Dollar-Wagen durch die Gegend.
»Wie war Ihr Arzttermin?«, fragte sie heiter-beschwingt.
»Super.« Mark schlug die Augen wieder auf und erblickte
durch das Beifahrerfenster die St. James-Kathedrale. Der Termin war gar nicht super gewesen. Man hatte ihm nicht gesagt, was er hatte hören wollen. Der Arzt war zwar zufrieden mit ihm, aber die Sehnen heilten doch nicht so schnell wie erhofft, sodass Mark noch mindestens einen Monat mit der Schiene rumlaufen musste. Was bedeutete, dass er den Stock nicht auf die rechte Seite umwechseln konnte, um das Gleichgewicht besser halten zu können. Es hieß auch, dass er die Schiene immer, wenn er sich das Hemd oder die Hose zuknöpfen, duschen oder essen wollte, abziehen musste. Und obwohl er beim Eishockey mit links schoss, hatte er, wenn er mit der linken Hand unterschreiben wollte, immer das Gefühl, als hätte er sich den Stift zwischen die Zehen geklemmt.
Von tief aus dem Mark seines Oberschenkelknochens strahlte ein dumpfer Schmerz bis zur Hüfte aus. Noch war es nicht so schlimm. Nichts, womit er nicht fertig wurde, doch schon in wenigen Stunden würde es wahrscheinlich schlimmer. Er hatte keinerlei Medikamente dabei, weil er nicht mit Schmerzmitteln vollgepumpt in der Öffentlichkeit gesehen werden wollte. Niemand sollte glauben, dass er nicht mit ein paar läppischen Schmerzen fertig wurde. Schließlich war er Mark Bressler. Er hatte schon mit einer Knöchelfraktur und gebrochenem Daumen Eishockey gespielt. Mit Gehirnerschütterungen und gezerrten und geprellten Muskeln. Er wurde mit den Schmerzen fertig. Wenn er Glück hatte, würde es erst richtig schlimm, wenn er nach Hause kam, wo er seinen Arsch vor dem Riesenfernseher parken und sich eine Flasche seiner Lieblingsarznei hinter die Binde kippen konnte.
Als der Wagen in die Madison Street bog, warf Mark seiner
Assistentin einen verstohlenen Blick zu. Trotz der riesigen Sonnenbrille, ihrer gescheckten Haare und der gruseligen Bluse war sie süß. Wie ein kleines Kätzchen, aber Mark konnte Katzen nicht leiden. Katzen waren hinterhältig. In einer Sekunde sahen sie unendlich kuschelig und harmlos aus und schauten einen mit großen blauen Unschuldsaugen an. In einer Sekunde betrachtete man sie noch und dachte: Ach, was für ein süßes Kätzchen , und in der nächsten bissen sie einen in die Hand und rannten weg. Eine Art Blitzangriff, der einen fassungslos und mit der Frage zurückließ, was zum Henker gerade passiert war.
Im Schutz seiner verspiegelten Brillengläser ließ er den Blick über ihren Hals und ihre Schulter zu ihren Brüsten gleiten. Sie war eindeutig nicht gebaut wie ein Miezekätzchen, schon eher wie ein Pornostar. Sie hatte behauptet, sie wäre Schauspielerin. Alle Pornostars hielten sich für Schauspielerinnen. Er fragte sich, wie viel sie für ihre Titten hingeblättert hatte.
Er schloss die Augen und stöhnte. Was war bloß aus seinem Leben geworden? Dass er sich beim Anblick hübscher Titten fragte, was die Frau dafür hingeblättert hatte? Wen kümmerte das! In einem anderen Leben, seinem anderen Leben, hätte er jetzt darüber nachgedacht, wie er sein Gesicht in ihrem Dekolleté vergraben könnte. Und seine einzige Überlegung Kätzchen betreffend würde damit beginnen und enden, wie er ihre Muschi vom
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