Was sich liebt, das küsst sich - Gibson, R: Was sich liebt, das küsst sich - Nothing but Trouble
mit der gesunden Hand auf der Armlehne ab und setzte sich langsam. Der Zug um seinen Mund wurde noch verkniffener, und Chelsea fragte sich, ob er dem Interview gewachsen war. Er wirkte immer so stark, dass man allzu leicht vergaß, dass er erst vor wenigen Monaten dem Tod von der Schippe gesprungen war.
»Ich dachte, Detroit würde das Spiel noch umdrehen, nachdem Leclaire im letzten Drittel die doppelte kleine Strafe provoziert hat, aber die Feuerkraft der Chinooks hat die Red Wings ganz klar bezwungen.«
Wow, was für eine Arschkriecherin! »Darf ich Ihnen beiden noch etwas holen, bevor ich gehe?«, fragte Chelsea unterwürfig.
»Für mich einen Chablis«, antwortete Donna, während sie sich setzte und ein Diktiergerät aus ihrer Handtasche kramte. »Danke.«
»Mr Bressler?«
Er zog die Brille aus seinem Haar und hakte sie mit einem Bügel am Kragen seines T-Shirts fest. »Wasser.«
Chelsea trottete ergeben zur Bar und fragte sich, ob auch Donda der schmerzliche Zug um Marks Mund auffiel und ob sie darüber schreiben würde.
»Was kann ich für dich tun, Schätzchen?«, fragte der Barkeeper, dessen Blick prompt auf ihrem Busen landete. Sie war so an die Reaktion der Männer auf ihre Brüste gewöhnt, dass es sie nicht mehr so ärgerte wie früher. Nervte? Ja. Ärgerte? Nein.
Chelsea wartete, bis er den Blick wieder hob und ihr in
die Augen sah. »Einen Chablis und ein Glas Eiswasser.« Sie las das Namensschild an seinem blauen Polohemd. »Colin.«
Er lächelte. Das großspurige Lächeln aller Barkeeper weltweit, die wussten, dass sie gut aussahen. »Jetzt weißt du meinen Namen. Wie ist deiner?«
Sie war schon mit so einigen großspurigen Barkeepern ausgegangen, meist arbeitslose Schauspieler. »Den kennst du doch schon. Schätzchen.«
Er griff sich ein Glas und füllte es mit Eis. »Freut mich, dich kennenzulernen, Schätzchen. Was führt dich ins Spitfire? «
»Ich bin Mr Bresslers Assistentin.«
Colin hob den Blick von dem Glas, das er ihr über die Theke zuschob, und grinste. »Ich wusste doch, dass du nicht seine Neue bist. Du bist nicht sein Typ.«
»Woher weißt du, was sein Typ ist?«
»Hier hängen viele Eishockeyspieler rum. Er kam früher oft mit den Jungs her.«
Er schenkte den Wein ein, und Chelsea sah ihm dabei zu. »Was ist denn sein Typ?«, fragte sie beiläufig. Natürlich nur, weil es ihr Job war, so was zu wissen. Nicht etwa, weil sie neugierig gewesen wäre.
»Er steht auf Models. Wie die Blonde, mit der er gerade spricht.«
»Ah.« Logisch.
»Mir ist süß und frech lieber. So wie du.«
Süß . Sie war schon immer süß gewesen. Meist war das okay für sie. Es sei denn, sie musste neben einem Supermodel stehen und für dieselbe Rolle vorsprechen. Und weil sie klein war, gingen alle davon aus, dass sie »frech« war. Vielleicht lag es auch an ihrem Modegeschmack. Auch wenn
alle das Gleiche von Bo dachten, und Bo hatte den Modegeschmack eines Leichenbestatters. »Wie kommst du darauf, dass ich frech bin?«
Er lachte. »Es steht dir auf der Stirn geschrieben.«
Jetzt war sie so schlau wie vorher. Sie griff nach den Gläsern. »Mach’s gut, Colin.«
»Lass dich mal wieder blicken, Schätzchen.«
Sie begab sich zurück in die VIP-Lounge und stellte die Gläser auf dem Tisch vor dem Sofa ab. Mark blickte zu ihr auf und schob seine Sonnenbrille zur anderen Seite seines Halsausschnitts. »Ich bin in einer Stunde zurück«, informierte sie ihn. »Wenn Sie etwas brauchen, rufen Sie mich an.«
»Ich passe gut auf ihn auf«, säuselte die Reporterin, und Chelsea wartete, bis sie sich umgedreht hatte, bevor sie dem dringenden Bedürfnis nachgab, die Augen zu verdrehen. Sie durchquerte die Bar und trat hinaus in die warme Nachmittagsluft. Ein Metro-Bus brauste vorbei, dessen Motorgeräusch und Bremsenquietschen von den Steinhäusern widerhallten. In Seattle herrschte eine ganz andere Atmosphäre als in L.A. Hier herrschte ein schnelleres Tempo. Vielleicht lag es an den kühleren Temperaturen. Oder daran, dass mit Gore-Tex bekleidete, Müsli mampfende Starbucks-Kaffee-trinker hier joggten, weil es ihnen wirklich Spaß machte. Was es auch war, es gefiel Chelsea. Sie hätte nichts dagegen, nach ihrer OP noch in Seattle zu bleiben. Vermutlich bräuchte sie sowieso ein paar Wochen Erholung, bevor sie zurück nach L.A. gehen konnte, um einen erneuten Versuch zu starten, ihren Traum zu verwirklichen.
Im Freundeskreis hatte sie sich oft beklagt, dass Besetzungschefs ihre Brüste
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