Was sich liebt, das küsst sich - Gibson, R: Was sich liebt, das küsst sich - Nothing but Trouble
ihm sofort ›geben‹?«
»Du darfst warten.«
ZEHN
Zum Glück musste sich Chelsea nicht auf ihre Schwester verlassen, um sich von ihren gar nicht so verstörenden Gedanken zu kurieren. Das schaffte Mark schon, indem er sich genauso rüpelhaft benahm wie sonst.
Gott sei Dank.
Als sie am Montagmorgen zur Arbeit erschien, stand er in der Küche und sah sie an, als grübelte er über etwas nach. Etwas, das ihn extrem unglücklich machte. Sie ließ ihn allein und widmete sich seiner Fanpost, die von Tag zu Tag mehr zu werden schien.
Am Dienstag kam er ihr noch unglücklicher vor, und am Mittwoch führte er sich auf, als hätte sie eine unverzeihliche Sünde begangen. Ihn an sein schlimmes Bein getreten oder seinen Mercedes zu Schrott gefahren.
Am Donnerstagmorgen sprach sie mit einem Makler, stellte ein paar Häuser zusammen, an deren Besichtigung Mark Interesse bekundet hatte, und begab sich in dem weitläufigen Haus auf die Suche nach ihm. Nach fünf Minuten vergeblichen Suchens stieg sie die lange Wendeltreppe hinauf. Da sie den ersten Stock noch nie betreten hatte, blieb sie auf dem Treppenabsatz stehen und sah sich neugierig um. Sie warf einen Blick durch die offene Tür des großen Schlafzimmers, wo zerwühlte weiße Laken und eine dicke Daunendecke zu einem Knäuel verwurstelt auf dem ungemachten
Bett lagen. Neben einem Polstersofa auf dem Boden lagen eine Jogginghose und Flip-Flops, und eine zweite Tür hinter dem Bett führte zu einem Badezimmer mit Steinfliesen.
Ein Klirren zog Chelseas Aufmerksamkeit auf sich, und sie folgte dem Geräusch über den Flur. Sie kam an mehreren leeren Räumen vorbei und blieb in der Tür des letzten Zimmers auf der rechten Seite stehen. Es war ein großer privater Fitness-Raum mit einer Trainingsbank und reihenweise Hanteln. Sie wusste, dass er hier oben mit einem Physiotherapeuten trainierte, aber heute war er allein.
Mark saß an der Beinpresse und drückte mit den Füßen die Stange hoch, während er in der Spiegelwand seine Fortschritte kontrollierte. Aus versteckten Lautsprechern ertönte Soundgarden und durchflutete den Raum mit Black Hole Sun . Die Haare auf seinem Kopf und seiner nackten Brust waren schweißnass. Er trug eine graue Baumwollshorts und weiße Laufschuhe, und eine hässliche dunkelrosa Narbe überzog seinen linken Oberschenkel bis zum Knie. Chelsea beobachtete im Spiegel, wie seine kräftigen Beine in einem regelmäßigen Rhythmus pressten. Sie hob den Blick zu der feuchten, harten Brust, den muskulösen Schultern und der grimmig-entschlossenen Miene.
Sie griff nach dem Bedienschalter an der Tür und drehte Black Hole Sun leiser. Die Gewichte krachten mit lautem Geklirr herunter, als Mark ruckartig den Kopf zu ihr drehte und sie ansah. Seine dunklen Augen fixierten sie mehrere Herzschläge lang, bevor er sie fragte: »Was wollen Sie?«
Sie hielt die Zettel in ihrer Hand hoch. »Ich wollte Ihnen nur ein paar Informationen geben, die ich über die Häuser ausgedruckt habe, die Sie gerne sehen wollten.«
Er senkte die Füße auf den Boden, hielt sich mit der gesunden
Hand an einer Stange fest und stand auf. Er deutete auf die Trainingsbank wenige Meter entfernt. »Lassen Sie sie einfach dort.«
Statt seiner Bitte nachzukommen, rollte sie die Ausdrucke zusammen und tippte damit an ihr Bein. »Hab ich heute irgendwas getan, das Sie verärgert hat?«
Er griff nach einem weißen Handtuch und wischte sich den Schweiß vom Hals. Er warf ihr einen ironischen Blick zu. »Heute?« Seine Mundwinkel verzogen sich spöttisch, und er schüttelte den Kopf. »Nein, aber was nicht ist, kann noch werden.«
Sie lief zur Trainingsbank und legte die Ausdrucke darauf ab. Sie musste ein paar Dinge mit ihm besprechen. Er würde es sich einmischen nennen. Sie nannte es ihre Arbeit erledigen. »Haben Sie eine Einladung für die große Stanley-Cup-Party bekommen?«
Er rieb sich das Gesicht mit dem Handtuch, durch das sein »Ja« gedämpft klang.
»Gehen Sie hin?«
Er zuckte vage mit seiner kräftigen nackten Schulter. »Wahrscheinlich.«
»Haben Sie einen Anzug?«
Lachend hängte er sich das Handtuch um den Hals. »Ja. Ich hab auch ’nen Anzug.«
Sie setzte sich neben die Ausdrucke auf die Trainingsbank und schlug die Beine übereinander. Heute hatte sie sich in eine orangefarbene Spitzentunika mit braunem Ledergürtel und in eine beigefarbene Caprihose geworfen. Brav, für ihre Verhältnisse. Sie fragte sich, ob ihm das auffiel. »Brauchen Sie einen
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