Was sich liebt, das küsst sich - Gibson, R: Was sich liebt, das küsst sich - Nothing but Trouble
sollte. Dort hinzufahren war ihr sehnlichster Wunsch gewesen. »Klar. Wir waren uns so sicher, dass sie uns nehmen würden, weil wir Zwillinge sind.«
»Wir waren uns so sicher, dass wir uns schon Badeanzüge ausgesucht haben.«
»Ich sollte die böse Zwillingsschwester sein, die mit den Männern in der WG flirtete, und du solltest mich immer ermahnen, mich für die Ehe aufzusparen.« In dem Glauben, sie bräuchten einen Aufhänger, um sich bei den Besetzungschefs ins Gedächtnis einzugraben, hatten sie das Guter Zwilling/Schlechter Zwilling-Szenario auf dem Bewerbungstape ganz schön übertrieben. Bo hatte sich die Haare züchtig hochgesteckt und sich eine falsche Brille aufgesetzt, um glaubwürdiger zu wirken, während Chelsea sich die Haare violett gefärbt und sich von einer Freundin eine Motorradjacke geborgt hatte. Für Außenstehende mochte es wirken, als spielten sie diese Rollen noch immer, aber Chelsea verstellte sich nicht. Sie war einfach sie selbst. Chelsea Ross. Zwillingsschwester und liebevolle Tochter. Schauspielerin und Assistentin eines Eishockeystars mit Grantelei im Endstadium. Während sie New York dabei zusah, wie sie ein Schwein künstlich besamte, fragte sie sich, wie ihr Leben in einem Jahr aussähe. Wenn sie verkatert war, kriegte sie immer schlechte Laune und zog alles in Zweifel.
In einem Jahr würde sie wieder in L.A. leben und zu Castings gehen. Sie würde weiter ihrem Traum nachjagen, doch diesmal sollte alles ein bisschen anders laufen, damit sie nicht wieder ausbrannte. Als Assistentin von Promis wollte sie jedenfalls nicht mehr arbeiten.
Vielleicht könnte sie sich als Event-Planerin selbstständig machen. Selbst eine Assistentin einstellen, die sie rumkommandieren konnte. Natürlich ohne dabei gemein oder anmaßend zu werden. Sie wusste ja, wie das war. Sie hatte schon für viele Event-Planer gearbeitet, und es machte ihr Spaß, Fun-Events zu arrangieren und zu organisieren. Sie war gut darin und hatte im Allgemeinen auch gern Umgang mit Menschen. Für eine solche Existenzgründung bräuchte sie nicht viel Startkapital, und es würde ihr hoffentlich mehr Zeit lassen, um zu Castings zu gehen.
Und nächstes Jahr um die Zeit hätte sie in ihrem Leben gern einen Mann. Einen netten Mann mit einem durchtrainierten Körper. Ein Bild von Mark Bressler spukte ihr durch den Kopf. Nein, einen netten Mann.
Bos Gedanken mussten in dieselbe Richtung abgeschweift sein. Was Chelsea nicht weiter verwunderte. »Fragst du dich manchmal, ob wir je einen Partner finden?«, fragte ihre Zwillingsschwester nachdenklich.
»Bestimmt.«
»Wie kannst du dir so sicher sein?«
Nach kurzem Überlegen meinte Chelsea: »Wenn die Frauen in My Big Fat Redneck Wedding alle Partner finden, können wir das auch.«
Bos blaue Augen nahmen einen entsetzten Ausdruck an. »Diese Kerle ringen mit Schweinen, essen totgefahrene Tiere und tragen Tarnkleidung von 24/7.«
Chelsea winkte ab. »Ich kann wohl mit Sicherheit behaupten, dass keine von uns in einer Gartenlaube aus Bierdosen mit einem Proleten in Tarnkleidung getraut wird, der ›Gib’s ihr!‹ schreit. Schließlich haben wir gewisse Ansprüche.«
Bo biss sich auf die Lippe. »Immerhin hast du gestern
Abend mit einem Typen mit einer ›Gib’s ihr‹-Truckerkappe geflirtet.«
»Ich hab nicht mit ihm geflirtet, und ein Prolet war er auch nicht.« Sie wusste es, weil sie seine Zähne inspiziert hatte. Keiner davon war fleckig gewesen oder gar ausgefallen. Er war bloß ein Typ gewesen, der auf tragische Weise versuchte, hip zu sein. »Und rumgeknutscht hab ich auch nicht mit ihm, wie du mit Jules.«
»Ich würde nie mit Jules rumknutschen«, sagte Bo konsterniert und konzentrierte sich auf die Glotze. »Guck mal. New York fängt mit dem Lasso eine Ziege ein.«
»Oh nein! Versuch nicht, mich abzulenken. Ich hab euch gesehen.«
»Wahrscheinlich irgend ’ne andere Brünette.«
»Du hast recht. Es muss ’ne andere gewesen sein, die meiner Zwillingsschwester bis aufs Haar gleicht.«
»Na schön.« Bo seufzte. »Ich hab mich schon öfter betrunken und Jules angerufen.«
»Wie oft?«
»Zwei- oder dreimal.«
»Warum musst du ihn betrunken anrufen, wenn du ihn magst?«
»Dass ich ihn mag, hab ich nicht gesagt.« Bo zog ein finsteres Gesicht, als wären sie wieder zehn und Jungs was voll Ekliges. »Jules hat ein Riesenego und geht mit vielen Frauen aus. Wir sind nur Freunde. Sozusagen.«
Chelsea fiel ein, was er einmal über Frauen gesagt hatte, die er
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