Was sich liebt das raecht sich - Roman
tatsächlich noch mal eine SMS geschrieben hat.«
»Wer?«
»Darcy … Darcy Middleton. Besser bekannt als die Geliebte von Judd Harrington.« Shays Miene verfinsterte sich.
»Ich wusste gar nicht, dass ihr zwei euch so gut kennt und euch sogar simst.«
Shay errötete, weil ihm die Geschichte noch immer entsetzlich peinlich war.
Charlie biss sich auf die Lippe. »Die Sache ist die … ich glaube, dass sie in Schwierigkeiten ist.«
»Was? Was willst du damit sagen?« Shay spürte, wie sich sein Magen zusammenzog.
»Ich war letztens bei Jett, und Heidi – Judds Assistentin – meinte, es ginge das Gerücht herum, dass Judd Darcy geschlagen hat. Inzwischen war sie seit über einer Woche nicht mehr im Büro.« Charlie hielt sein Handy hoch. »Und
wenn ich bei ihr anrufe, geht sie nicht dran, du hast also mehr Kontakt zu ihr als ich.«
Shay zuckte zusammen. »Ich dachte, dass sie mich noch mal in eine Falle locken will. Sie hat dafür gesorgt, dass ich bei Music Mode gefeuert worden bin …«
»Ich weiß. Du hast alles Recht der Welt, ihr zu misstrauen. « Charlie runzelte die Stirn und fragte sich, weswegen Shay so unglücklich aussah. »Es ist nicht deine Schuld. Sie hat sich mit Judd eingelassen, und anscheinend ist er ein noch größeres Schwein, als wir alle dachten. Aber es ist nicht dein Problem, wenn er sie geschlagen hat.«
Shay blickte dorthin, wo sein hilfloser Vater lag. Er hatte die Familie vor Judd gewarnt, doch sie alle hatten gedacht, er würde furchtbar übertreiben, seine Worte ignoriert und auf die eine oder andere Art den Kontakt zu den Harringtons gesucht. »Ich muss gehen«, murmelte er und wünschte sich, er hätte auf Lochlin gehört. »Kannst du noch bei meinem Vater bleiben, Charlie? Nur ein bisschen? «
»Solange du willst. Geh und tu, was du tun musst.« Er nickte in Richtung von Lochlins Bett. »Ich habe noch viel gutzumachen. Könnte sein, dass es ein bisschen dauert. Er ist also nicht allein.«
Shay verließ das Krankenhaus, sprang in das erste freie Taxi, rief Darcys SMS von der vergangenen Woche auf, las ihre Adresse ab und nannte sie dem Chauffeur. Er hatte das Gefühl, als kämpfe sich der Wagen quälend langsam durch den dichten Londoner Verkehr, dann aber war er endlich da, und er sagte dem Fahrer, dass er warten sollte, und fuhr mit dem Lift bis in den Stock, in dem ihre Wohnung lag. Dort angekommen zögerte er kurz. War er total verrückt geworden, weil er tatsächlich hierhergekommen war?
Dann aber klopfte er leise bei ihr an. Wenn sie wirklich
von Judd geschlagen worden war, würde sie bei einem lauten Klopfen wahrscheinlich in Panik ausbrechen.
Keine Antwort, in der Wohnung war es geradezu gespenstisch ruhig. Vielleicht war Judd ja noch einmal zurückgekommen und hatte sein Werk vollendet …
»Darcy«, rief er leise und spitzte angestrengt die Ohren. »Ich bin’s, Shay.« Endlich hörte er eine Bewegung und lehnte erleichtert seinen Kopf gegen die Tür. »Charlie hat mir erzählt, dass du in Schwierigkeiten bist. Tut mir leid, dass ich nicht eher gekommen bin.«
Hinter der Tür wurde ein Schluchzen laut. »Das kann ich dir nicht verdenken. Nach dem, was ich dir angetan habe, kann ich gar nicht glauben, dass du überhaupt gekommen bist.« Dann fügte sie im Ton größter Verbitterung hinzu: »Übrigens sind wir beide quitt. Weil ich nämlich inzwischen ebenfalls gefeuert worden bin. Judd hat einen Kurier mit der Kündigung geschickt, da ich in der letzten Woche nicht im Büro erschienen bin.«
»Hat er dich geschlagen?«, fragte Shay.
»Das spielt jetzt keine Rolle mehr.« Darcy glitt mit ihren Fingern über das Holz der Tür. »Bist … bist du es wirklich? «, wollte sie mit einem solchen Zittern in der Stimme wissen, dass Shay die Tür am liebsten aufgerissen hätte, aber ihm war klar, er musste geduldig sein. »Soll ich etwas sagen, das nur ich allein wissen kann?« Er wertete ihr Schweigen als ein Ja und fuhr mit rauer Stimme fort: »An dem Abend in dem Jazzclub haben sie mein Lieblingslied gespielt. Linger in My Arms a Little Longer von Louis Armstrong. Es ist auch dein Lieblingslied, und als du mir das erzählt hast, habe ich gedacht, es wäre Vorsehung, dass wir beide uns begegnet sind.«
Hinter der Tür fing Darcy an zu schluchzen.
»Wir haben stundenlang über Jazzmusik gesprochen … und … und in Höhe deines Steißbeins hast du einen herzförmigen
Leberfleck …« Er hörte, dass sie langsam den Riegel zurückschob und die Kette aushängte, und
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