Was sich liebt das raecht sich - Roman
der Liebe und Aufmerksamkeit zu überschütten, an der Sebastian sowieso nichts lag. Deshalb nickte sie.
»Du hast recht. Dies ist meine Chance, glücklich zu werden, wenn auch vielleicht nicht auf die ursprünglich geplante Art.«
Savannah setzte zufrieden wieder ihre Sonnenbrille auf. »Und wenn wir schon dabei sind, darf ich dir vielleicht einen gut gemeinten Rat geben? Hör auf, dich von Sebastian derart tyrannisieren zu lassen. Nimm ein bisschen ab und zeig ihm, was ihm entgeht.«
Martha sah an sich herab. Ihr war bisher gar nicht klar gewesen, wie dick und plump sie in den letzten Monaten geworden war. »Und wie soll ich das machen?«
»Ich werde dir dabei helfen«, bot Savannah ihr an und zog eine Grimasse. »Schließlich habe ich nichts anderes mehr zu tun, seit mein liebster Daddy meine Popkarriere begraben hat. Es gibt zwei Sachen, die du brauchst.«
Zum ersten Mal seit einer Ewigkeit blitzten Marthas Augen enthusiastisch auf.
»Zum einen brauchst du Rückgrat. Denn ich werde dich derart triezen, dass du um Gnade winseln wirst.« Savannah grinste, als sie Martha ihre Schultern straffen sah. »Und zum anderen brauchst du eine minimale Bräune. Du bist derart weiß, dass du mich richtiggehend blendest. Aber Weiß wirkt fett und Braun wirkt schlank, kapiert?«
Martha riss entsetzt die Augen auf. »Ich kann unmöglich zulassen, dass man mich ohne Kleider sieht. Ich bin fett und unförmig.«
»Tja, außer uns ist gerade niemand hier, und ich gucke einfach nicht hin. Also schlage ich dir vor, dich am besten auf der Stelle auszuziehen.«
Unsicher stand Martha auf, zog sich das T-Shirt über den Kopf, ließ ihren voluminösen Rock zu Boden gleiten und streckte sich, als sie nur noch in ihrer viel zu engen, etwas angegrauten Unterwäsche vor Savannah stand, vorsichtig wieder auf der Liege aus.
Savannah lächelte. Es war ein deutlich besseres Gefühl, nett statt ekelhaft zu anderen zu sein. Vielleicht würde ja auch Judd das irgendwann herausfinden und sich zur Abwechslung einmal als Menschenfreund versuchen – auch wenn das eher unwahrscheinlich war.
Kitty parkte den Ferrari vor dem Restaurant, in das sie von Leo eingeladen worden war. Als er bei ihr angerufen hatte, hatte er unglücklich geklungen, doch als seine raue Stimme an ihr Ohr gedrungen war, hatte sie keinen Augenblick gezögert und das neue violette Wickelkleid, das sie sich geleistet hatte, und ein Paar hochhackige schwarze Pumps aus ihrem Schrank gezerrt. Da ihr eigener Land Rover einen Getriebeschaden hatte, hatte sie keine andere Wahl gehabt, als sich einen von Judds Wagen auszuleihen, und von einer Spritztour in seinem Ferrari hatte sie heimlich immer schon geträumt. Sie hätte nicht gewagt, den teuren Sportwagen zu nehmen, wenn Judd daheim gewesen wäre, aber da er wieder mal in London war, hatte sie sich den Spaß gegönnt.
Sie betrat das Restaurant und sah, dass es mit seinen dunkelgrünen Wänden und dem riesigen Kamin, in dem an kalten Wintertagen wahrscheinlich romantisch die Flammen prasselten, klein und ausnehmend behaglich war. Leo saß in einer gemütlichen Nische, und sie ging mit einem breiten Lächeln auf ihn zu.
»Schön, Sie wiederzusehen« Eilig sprang er auf und gab ihr einen Wangenkuss. »Danke, dass Sie gekommen sind.« Seine braunen Hundeaugen wirkten traurig, und sein blondes Haar war ungekämmt. »Sie sehen wirklich hübsch aus«, stellte er trotz seines Elends fest.
Kitty wurde rot. Sie wusste nicht, was Leo an sich hatte, das sie wie einen Backfisch reagieren ließ. Vielleicht, weil er sich – anders als ihr eigener Mann – immer wie ein echter Gentleman benahm. »Wie geht es Ihnen?«, fragte sie.
»Nicht gerade gut.« Er blickte fort. »Lexi und ich sehen uns kaum noch, denn ich verbringe die meiste Zeit in meinem Büro.« Wie gern hätte er ihr erzählt, dass Lexi schwanger war, doch er ging davon aus, dass das unter den gegebenen Umständen unmöglich war.
»Was in aller Welt ist das?« Verwundert griff Kitty nach einem bizarren zangenähnlichen Gerät, das neben ihrem Teller lag. Es sah wie eine überdimensionale Wimpernzange aus, oder, schlimmer noch, wie eins der grauenhaften Instrumente, die ihr Gynäkologe verwendete, wenn sie einen Abstrich machen ließ.
»Das sind Schneckenzangen. Man legt das Schneckenhaus hinein, und dann zieht man die Schnecke mit diesem Ding heraus«, erklärte Leo ihr und hielt ihr eine lange, schmale Gabel hin.
»Oje, muss ich etwa Schnecken essen?«, fragte sie
Weitere Kostenlose Bücher