Was sich liebt das raecht sich - Roman
zitternden Hände in die Taschen seiner Jeans. »Ich … so weit habe ich gar nicht gedacht.« Er schüttelte den Kopf. »Aber ich schätze, dass ich zuhause erst mal nicht willkommen bin.«
»Dann komm doch einfach mit nach Pembleton«, murmelte Caitie abgelenkt.
Der Vorschlag rührte ihn, doch er wandte ein: »Das ist wirklich nett von dir, aber wenn ich nicht nach Hause komme, sucht er bei euch bestimmt zuerst nach mir.«
»Du könntest auch mit zu mir kommen«, bot Jas ihm schüchtern an. »Wir haben jede Menge Gästezimmer, und ich bin mir ziemlich sicher, dass dein Vater dort nicht nach dir suchen wird.«
»Das ist eine ausgezeichnete Idee«, stimmte Caitie ihr geistesabwesend zu und blickte Elliot an. »Das Haus wird von Rottweilern bewacht, und dein Vater käme nicht mal auf eine Entfernung von zwei Meilen an dich heran, ohne dass er von ihnen in der Luft zerrissen würde.«
Elliot dachte über den Vorschlag nach. »Ich nehme an, ich könnte … also gut, danke, Jas. Nur, bis sich die Lage ein bisschen beruhigt hat.«
Jas errötete. »Ich freue mich, wenn ich dir helfen kann.«
Ohne zu bemerken, was da vor sich ging, starrte Caitie Elliots Vater nachdenklich hinterher. Nachdem sie dem Mann, der so viele Mitglieder ihrer Familie verletzt hatte, begegnet war, war sie entschlossener als je zuvor herauszufinden, was der Grund für seinen Wunsch nach Rache war. Es hatte irgendwas mit ihrer Mutter und mit Onkel Seamus’ Tod zu tun, davon war sie inzwischen überzeugt.
Und sie würde nicht eher Ruhe geben, bis sie sicher wüsste, was vor Judds Verschwinden vor über zwanzig Jahren geschehen war.
In einem von Shays ausgebleichten blauen T-Shirts, das sie mit einem seiner Gürtel locker um die Taille zusammenhielt, lief Darcy rastlos zwischen den verschiedenen Räumen des Bluebell Cottage hin und her. Seit einer Woche war sie in dem Häuschen, das mit seinen kleinen Puppenstubenfenstern urgemütlich war, und hatte sich bisher nicht einmal vor die Tür gewagt. Draußen konnte sie das Meer der Glockenblumen mit den biegsamen grünen Stängeln und den blauen Köpfen sehen, die die Namensgeber ihres Zufluchtsortes waren. Doch obwohl es nicht mehr regnete, die ersten Sonnenstrahlen durch das Laub der Bäume fielen und sie liebend gern ein Sonnenbad genommen hätte, traute sie sich noch immer nicht hinauszugehen.
»Fühlst du dich hier sicher?«, hatte Shay gefragt, und zu ihrer Überraschung war das tatsächlich der Fall. Es war äußerst unwahrscheinlich, dass Judd sie hier fände, aber es war mehr als das. Auch das Zusammensein mit Shay tat ihr erstaunlich gut. Obwohl sie in seiner Nähe noch immer das reinste Nervenbündel war. Zwar hielt nicht mehr die Todesangst sie nachts vom Schlafen ab, dafür aber wälzte sie sich jetzt in ihrem Bett, weil sie wusste, dass er nebenan lag, und weil die Erinnerung an die mit ihm verbrachte Nacht sie richtiggehend schwindlig werden ließ. Da sie ihm ihre Gefühle jedoch unmöglich gestehen konnte, gab sie sich die größte Mühe, vor ihm zu verbergen, was sie nach wie vor für ihn empfand.
Shay schien sich in der Rolle eines edlen Ritters alles andere als wohl zu fühlen, und aus dem Grund war er auf Distanz zu ihr gegangen, benahm sich allerdings wie der
perfekte Gentleman. Und da sie selbst sich fürchterlich verletzlich fühlte, gab auch sie sich möglichst reserviert.
Seit sie sich das Cottage teilten, war Shay zuvorkommend und hilfsbereit, doch er hatte seinen Argwohn – was durchaus verständlich war – noch nicht ganz abgelegt. Er erledigte den Großteil seiner Arbeit von zuhause aus, rief diverse Leute an, ließ sich seine Post von Lochlins Assistentin schicken und nutzte für alles andere seinen Laptop, der kaum jemals ausgeschaltet war. Er arbeitete praktisch Tag und Nacht, blieb dabei allerdings für sich und bezog sie in keins seiner Projekte ein.
Lustlos strich sie mit der Hand über das Fensterbrett. Es hatte sie schockiert, als sie von Judd gefeuert worden war. Das Geld war ihr egal, denn sie hatte im Verlauf der Jahre ausnehmend erfolgreich investiert, weshalb sie sogar im Besitz mehrerer Häuser war. Doch sie war noch nie entlassen worden, und als echter Workaholic wusste sie nichts mit sich anzufangen, wenn es keine Arbeit für sie gab.
Als sie einen Wagen näher kommen hörte, zuckte sie zusammen, dann aber erkannte sie das pfeifende Geräusch von Shays klapperigem Jaguar.
»Ein Koffer voller Kleider«, meinte er, als er das Haus betrat und das
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