Was sich liebt das raecht sich - Roman
ging es darum, dass sie einen Menschen geradezu verzweifelt liebte, doch sie war es ihrer Mutter schuldig, die Minuten auf der Bühne durchzustehen.
Nur gut, dass sie Tausende von Meilen von Amerika entfernt in England war, denn sonst hätte sie bestimmt klein beigegeben und wäre sofort, nachdem sie von seinem Unfall erfahren hatte, zu Ace ins Krankenhaus gestürzt. Trotz allem liebte sie ihn schließlich noch immer. Sie griff sich an den Hals, wo die Herzkette gelegen hatte, und abermals stieg ein Gefühl schmerzlichen Verlustes in ihr auf.
»Ich finde, du bist viel zu streng mit dir.« Caitie nahm ihr den Becher ab, zog den Teebeutel heraus und kippte etwas Milch hinein. »Immerhin hast du dich nicht absichtlich in Ace Harrington verliebt.«
Iris legte beide Hände um den warmen Becher, weil sie trotz der sommerlichen Hitze draußen fror. »Er fehlt mir unglaublich, Cait. Ich weiß, ich sollte denken, dass der Kerl ein Riesenarschloch ist, aber das kann ich einfach nicht. Wahrscheinlich klingt das furchtbar jämmerlich, doch ich dachte wirklich, er wäre der Richtige für mich.«
Caitie schwoll das romantische Herz. Sie hatte sich eingebildet, Elliot und sie wären vom Schicksal für die Rollen des Romeo und der Julia vorgesehen, nur hatten ohne jede Absicht Ace und Iris diese Rollen längst besetzt. Tatsächlich hatte Caitie in der letzten Zeit kaum noch an Elliot gedacht. Sie hatte viel zu viel damit zu tun gehabt, dem Rätsel der Fehde zwischen den Familien auf den Grund zu gehen. Und inzwischen hatte sie es beinahe gelöst.
»Eure Liebe steht ganz einfach unter einem schlechten Stern«, überlegte Caitie laut. »Ihr wurdet durch die Fehde zwischen den Familien und kleingeistige Rachegelüste getrennt. «
»Empfindest du das in Bezug auf Elliot nicht auch?«
Caitie schüttelte den Kopf und sah die Schwester ernst aus ihren grünen Augen an. »Nein. Ich dachte, ich wäre in ihn verliebt, aber inzwischen ist mir klar, dass ich einfach völlig in dem Stück, in dem wir beide spielen, aufgegangen bin.« Sie setzte ein treuherziges Grinsen auf. »Ich habe den armen Elliot in letzter Zeit ziemlich vernachlässigt. Weil ich von der Vorstellung besessen war herauszufinden, was der Grund für diesen ganzen Hickhack ist. Deshalb war ich in der Bücherei und habe nach alten Zeitungsartikeln gesucht.«
Iris runzelte die Stirn. »Und?«
»Um es kurz zu machen … Mrs Meaden hat mal angedeutet, dass es vor Jahren hier in Meadowbank einen Mord gegeben hat – ja, ja, ich weiß, das klingt dramatisch und vor allem unwahrscheinlich, aber trotzdem …« Sie knabberte ängstlich an ihren auch so schon kurzen Nägeln und fuhr fort: »Bei meinen Recherchen habe ich herausgefunden, dass Dads Bruder Seamus unter mysteriösen Umständen gestorben ist.« Sie atmete tief ein. »Und zwar in Brockett Hall.« Sie bedachte ihre Schwester mit einem unglücklichen Blick. »In Brockett Hall , Iris. Im Swimmingpool, auf irgendeiner Party. Irgendjemand hat behauptet, Judd hätte es getan, allerdings war der Typ damals total high, weshalb ihm niemand geglaubt hat.«
Iris starrte sie entgeistert an. »Was sagst du da? Willst du etwa behaupten, Judd Harrington hätte Onkel Seamus umgebracht und wäre damit durchgekommen?«
Caitie erhob sich von ihrem Stuhl und umklammerte den Rand des Küchentischs. »Vielleicht. Aber falls es so war, warum in aller Welt ist er dann nochmal hierher zurückgekommen? Irgendetwas muss ihm furchtbar wichtig sein, sonst hätte er doch sicher niemals wieder einen Fuß hierher gesetzt, glaubst du nicht auch?«
»Und was meinst du, was ihm derart wichtig ist?«
Caitie riss ängstlich die Augen auf. »Vielleicht Dads Tod? Denn vielleicht denkt er ja, dann würde Mum zu ihm zurückkommen.«
Iris fuhr zusammen. »Das ist doch wohl nicht dein Ernst!«
»Wir sind wieder da!«, ertönte in diesem Moment die Stimme ihrer Mutter, und einen Moment später tauchte Tavvy, Arm in Arm mit Lochlin, in der Küche auf. »Warum guckt ihr denn so komisch?«, fragte sie, als sie die Gesichter ihrer Töchter sah.
Iris und Caitie sahen einander ängstlich an, sprangen dann jedoch auf und liefen auf ihren Vater zu.
Zu ihrer Überraschung wirkte er derart erholt, als hätte er die letzten Wochen nicht im Todeskampf im Krankenhaus verbracht, sondern sich in einem Wellnesshotel ausgeruht. Infolge einer Reihe anständiger Mahlzeiten hatte er ein volleres Gesicht als vor dem Herzinfarkt, und seine grünen Augen blitzten so gut
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