Was sich liebt das raecht sich - Roman
doch noch mal zu ihrer Mutter um. »Erzähl ihm bitte nichts davon. Ich meine, Dad. Es wäre mir am liebsten, die Sache einfach zu vergessen.«
Als Tavvy ihre Tochter mit hängenden Schultern den Weg hinuntergehen sah, schlug sie krachend mit der Faust auf den Küchentisch. Wie hatte Judd dem Mädchen so was antun können? Wie hatte er solche Hoffnungen in Iris wecken können, obwohl er sicher hatte wissen müssen, dass Lochlin niemals damit einverstanden wäre, dass sie ausgerechnet auf Judds Kosten in die Staaten ging? Beinahe wünschte sich Tavvy, sie könnte Lochlin dazu überreden, Iris gehen zu lassen, weil dann Judd zumindest nicht gewonnen hätte. Wenigstens gäbe es so keinen Streit wegen dieses vermaledeiten Angebots, denn genau auf einen solchen Zwist in ihrer Familie hatte Judd es offenkundig abgesehen.
Nachdenklich strich sie über Nutmegs Nase. Plötzlich kam ihr eine Idee, und diese Idee rief einen leichten Hoffnungsschimmer in ihr wach. Abrupt setzte sie sich auf, woraufhin der Hund erschreckt zusammenfuhr. Vielleicht könnte sie Lochlin ja dazu überreden, dass er Iris in die Staaten fliegen ließ …
Zähneknirschend fuhr Sebastian Harrington in seinem schwarzen Porsche Richtung Fitnessstudio. Mit ihrem beständigen Gejammer wegen eines Babys trieb ihn Martha einfach in den Wahnsinn; sicher wäre sogar eine anstrengende Stunde auf dem Laufband höchstens halb so stressig wie das Stöhnen seiner Frau über Perioden und Fruchtbarkeit.
»Warum werde ich einfach nicht schwanger?«, hatte sie ihn hysterisch angeschrien, als wäre es ausschließlich seine Schuld, dass sie noch immer nicht in anderen Umständen war. Natürlich wusste er nicht sicher, ob die Schuld bei ihr lag, doch er weigerte sich rundheraus zu glauben, dass vielleicht mit ihm was nicht in Ordnung war.
Mit quietschenden Reifen brachte Sebastian den Porsche zum Stehen, schnappte sich seine Sporttasche vom Beifahrersitz und stieg wütend aus. Er hatte keinen Sinn für Kinder und ganz sicher nicht die Absicht, stinkende Windeln zu wechseln, wenn irgendwann ein Baby kam, aber trotzdem wünschte er, dass Martha einfach endlich schwanger würde, damit das Thema ein für alle Mal erledigt war. Er hasste den Gedanken, dass bei Jett alle hinter seinem Rücken tratschten und sich über ihren fehlenden Nachwuchs wunderten, vor allem, da sie vielleicht dachten, dass es an seinem Sperma lag.
Weil ihn diese Vorstellung total entsetzte, hatte er Martha unfreundlich erklärt, es läge an ihren überflüssigen Pfunden, dass sie noch nicht schwanger war. Daraufhin
war sie in Tränen ausgebrochen, und er hatte sich eilig aus dem Staub gemacht. Er betrat das Fitnessstudio, und während er sich umzog, verspürte er leichte Schuldgefühle, doch die wurden gleich von abgrundtiefer Unzufriedenheit ersetzt. Er erinnerte sich vage daran, dass Martha bei ihrer Heirat noch viel reizvoller gewesen war. Verführerischer, schlanker … eine strahlende junge Frau, nach der sich die Männer verzehrt hatten. Sein Vater hatte ihm an seinem Hochzeitstag erklärt, er wäre verrückt, Martha zu heiraten, Sebastian hatte allerdings seine Rede einfach ignoriert und sich Martha fälschlicherweise als die perfekte Ehefrau, die ihn zuhause in Satindessous erwartete und einen Erben nach dem anderen produzierte, vorgestellt. Damit hatte er sich eindeutig geirrt, aber er wollte verdammt sein, gäbe er seinen Irrtum jemals zu, denn diesen Triumph gönnte er seinem Vater nicht.
Er ließ seine Aggression am Laufband aus und stellte bei den zehn Meilen eine neue persönliche Rekordzeit auf. Dann stieg er von dem Gerät, und dabei fiel sein Blick auf eine betörende Brünette in einem schimmernden Gymnastikanzug, die an der Kaffeetheke saß.
Er unterzog das Mädchen einer bewundernden Musterung, merkte, dass es einen straffen Hintern und phänomenale Beine in hübschen, bis auf die Knöchel heruntergeschobenen Stulpen hatte, und stellte, als es sich umdrehte, verwundert fest, dass es mindestens schon Anfang zwanzig war. Nicht nur das, die Unbekannte erinnerte ihn beinahe schmerzlich an die junge, attraktive Martha, mit der er vor den Traualtar getreten war, nicht an die rundliche, manisch-depressive Heulsuse, die sie inzwischen war. Während er sie lüstern betrachtete, unterzog auch sie ihn einer Musterung, wobei sie ihr offenes kastanienbraunes Haar um ihre Schultern schwingen ließ. Der Blick aus
ihren weit auseinanderstehenden grünen Augen allerdings war enttäuschend
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