Was sich liebt das raecht sich - Roman
müssen zusammenhalten – du, ich, die ganze Familie.«
»Das ist mir klar!« Er entzog ihr wütend seinen Arm. »Aber wie sollen wir das machen, wenn Iris am anderen Ende der Welt ist und Shay ebenso gut dort sein könnte, so wie er sich in letzter Zeit benimmt?«
Tavvy zuckte zusammen und fragte sich, ob Lochlin je zuvor so aufbrausend gewesen war. »Für Shays Verhalten kann Judd nichts.«
»O nein, das ist alles nur meine Schuld, nicht wahr?«, gab er verletzt zurück.
»Das habe ich nicht gesagt.«
Lochlin griff sich an die Brust, die sich erneut zusammenzog. Warum nur kam es ihm so vor, als ob in letzter Zeit niemand auf seiner Seite stand? So allein hatte er sich nie zuvor gefühlt.
»Lochlin.« Von seinem kreidebleichen Gesicht zu Tode erschreckt, blickte ihn Tavvy flehentlich an. »Es wird alles wieder gut werden, nicht wahr?«
Lochlin gab sich größte Mühe, nicht darauf zu achten, dass er kaum noch Luft bekam. »Ich weiß nicht. Wird es
das?« Damit machte er auf dem Absatz kehrt und ließ sie einfach stehen.
Tavvy strömten Tränen über das Gesicht.
Himmel, wenn Judd wirklich zurückgekommen war, um sie alle zu zerstören, hatte er seine Sache bisher geradezu erschreckend gut gemacht, ging es ihr durch den Kopf, als Lochlin aus ihrem Blick verschwand.
»Du willst diese Sache doch nicht wirklich durchziehen?«, fragte Jerry Ace entsetzt.
Der Freund hatte ihm gerade von Judds Plan, dass er Iris Maguire verführen sollte, erzählt.
Ace aber hörte gar nicht zu. Krachend warf er seinen Sturzhelm auf den Boden und raufte sich frustriert das Haar. »Verdammt, ich kann heute einfach nicht fahren!« Er war schweißgebadet und sah seinen Wagen derart böse an, als wäre es allein die Schuld seines Gefährts, dass die letzte Runde auf dem Bristol Motor Speedway in Tennessee derart erbärmlich ausgefallen war.
»Die Bahn ist viel zu kurz«, erklärte er, obwohl er wusste, dass er nicht deswegen so schlecht gewesen war. Er hatte diese Rennbahn schon immer gehasst, weil er dort schon immer langsamer als anderswo gewesen war, eine derart grauenhafte Zeit hatte er allerdings nie vorher hingelegt. Die Zuschauer – an einem schönen Tag wie diesem locker über hunderttausend – pfiffen ihn gnadenlos aus. Was, da er wie ein verfluchter Anfänger gefahren war, nicht weiter überraschend war.
Er öffnete den Reißverschluss von seinem Overall und stapfte stirnrunzelnd neben dem Freund auf das Empfangszelt zu. »Ich kann einfach nicht glauben, dass mein Vater wirklich so etwas von mir verlangt. Er muss völlig verrückt geworden sein.«
»Es ist einfach unmoralisch«, entrüstete Jerry sich.
Ace war dankbar für die Unterstützung seines Freundes, denn sie zeigte, dass er nicht als Einziger dachte, sein Vater würde langsam, aber sicher den Verstand verlieren. »Ich meine, dieses Mädel sieht wirklich fantastisch aus, und versteh mich nicht falsch: Die meisten Männer gäben ihren rechten Arm dafür, mit einer Frau wie ihr ins Bett zu gehen. Wenn ich sie ganz normal irgendwo treffen würde, wäre ich wahrscheinlich hin und weg von ihr.« Er fuhr sich mit der Hand durch das Gesicht und vermischte Staub mit Schweiß. »Aber so ist es nun mal nicht. Ich soll sie dazu bringen, einen Vertrag mit Jett zu unterschreiben, und sie fallen lassen, wenn mein Vater es befiehlt …«
Jerry nickte stumm. Judd musste ganz einfach verrückt geworden sein. Bisher hatten Ace und er immer eine gute Vater-Sohn-Beziehung unterhalten; vielleicht überhäuften sie sich nicht mit liebevollen Gesten, zogen jedoch beide durchaus einen Nutzen aus dem Arrangement. Dafür, dass sein Vater ihn noch immer finanzierte, lebte Ace Judds Träume aus. Er hatte ein natürliches Talent zum Fahren, liebte die Gefahr, ging deshalb völlig furchtlos jedes noch so große Wagnis ein, und außerhalb der Rennstrecke schleppte er mit demselben grenzenlosen Selbstbewusstsein jede Menge hübscher Frauen ab.
»Und er meint es wirklich ernst.« Grimmig schnappte sich Ace ein Glas Champagner von einem Tablett und leerte es in einem Zug. »Wenn ich nicht tue, was er sagt, nimmt er mir den Wagen, das Apartment, alles weg. Dann müssen wir beide in eine jämmerliche Bude auf der falschen Seite der Stadt umziehen, billiges Bier aus der Dose trinken und im Supermarkt einkaufen gehen.« Sein sarkastisches Grinsen schwand. »Aber darum geht es nicht. Es geht um meine gesamte Karriere. Wie in aller Welt sollte ich ohne meinen Vater weiter Rennen fahren?
Weitere Kostenlose Bücher