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Was sich liebt, das trennt sich: Roman (German Edition)

Was sich liebt, das trennt sich: Roman (German Edition)

Titel: Was sich liebt, das trennt sich: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Lipton
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nicht mehr kalt. Ich glaube, mein Blut ist dicker geworden.«
    »Unsinn. Luke, hol Feuerholz. Und wo du schon dabei bist, bring auch den Portwein mit, den du da unten versteckt hast. Ich weiß nicht, wofür du ihn eigentlich aufsparst.«
    »Du hast ihn gar nicht da unten versteckt?« Luke war überrascht. »Woher weißt du dann davon?«
    Abby legte den Kopf zur Seite und betrachtete ihn. Es musste eine optische Täuschung sein, ausgelöst durch das Taschenlampenlicht, aber sie wirkte für einen Moment nicht älter als auf dem Porträtfoto im Arbeitszimmer. »Ich weiß über alles Bescheid, was in diesem Haus vorgeht«, sagte sie.
    Zwanzig Minuten später knisterte ein Kaminfeuer in der Bibliothek. Luke erhitzte die Portweinzange der Familie und benutzte sie, um den Flaschenhals unterhalb des Korkens sauber abzubrechen. Er goss den Portwein zum Dekantieren in eine Kristallkaraffe, und der dunkle Duft von verschwundener Zeit stieg aus der bernsteinfarbenen Flüssigkeit auf. »Wir sollten ihn sofort trinken«, verkündete er in die Runde; Abby und Peggy schienen in ihre eigenen Gedanken versunken.
    Von ihrem Sessel aus blickte seine Großtante durch die flackernden Schatten auf das Porträt von Silas Ebenezer Sedgwick über dem Kamin. »Ich glaube, ich gehe nach oben«, sagte sie verträumt. »Es war ein langer Tag, und ich bin müde.«
    Peggy stand mit dem Rücken zum Feuer. »Aber was ist mit dem Port?«
    »Ich habe mir nie etwas aus Port gemacht, Liebes.«
    Luke wollte ihr helfen, doch Abigail hob die Hand, um ihn auf Distanz zu halten, und stand allein auf. Sie nickte ihm zu, und er gab ihr die Taschenlampe. Er wusste, dass es keinen Sinn haben würde, ihr anzubieten, sie in ihr Zimmer zu bringen. Lukes Herz schwoll an vor Bewunderung für seine Großtante - für ihre Unverwüstlichkeit, ihre Stärke. Sie ist die Letzte ihrer Art, dachte er.
    Auch Peggy sah aus, als hätte sie Abby gerne geholfen, als würde sie gerne ihren Arm nehmen oder ihre gebeugte Schulter tätscheln, aber sie hielt sich, wie Luke vermutete, zurück, weil sie Abbys Reserviertheit respektierte, und sagte schlicht: »Bis morgen früh dann, Miss Abigail.«
    Abigail hielt inne, als ob sie etwas sagen wollte. Dann wandte sie sich um und ging den Flur hinunter. Ihre leiser werdenden Schritte wurden von dem entfernten Protest der knarrenden Treppenstufe begleitet, während sie die vordere Treppe in ihr Zimmer hinaufstieg. Dann hatte die Dunkelheit jedes Geräusch verschluckt.

 
    »Kam dir irgendetwas komisch vor?«, fragte Peggy, als sie sicher war, dass Miss Abigail weit genug entfernt war.
    Luke blinzelte, als sei er aus einem Traum erwacht - als hätten die Flammen ihn verzaubert, dachte Peggy. »Wie meinst du das, komisch?«
    »Ich meine ... ach, es ist nicht wichtig.« Sie hatte sagen wollen, dass ihr alles an diesem Tag surreal vorkam, als wenn auch sie die Ereignisse des Tages wie in einem Traum wahrgenommen hätte, anstatt sie zu erfahren, während sie sich vor ihr entfalteten und es auch jetzt taten. Einen schwindeligen, irrationalen Moment lang glaubte sie, dass vielleicht wirklich alles nur ein Traum war; dass sie, wenn sie sich stark genug konzentrierte, mit Bex in ihrem Hotelzimmer in Las Vegas aufwachen und nach New York City zurückfliegen würde, um sich bei Brock für dieses dumme Hochzeitsultimatum zu entschuldigen; dass das Leben dann wieder genauso wäre wie vor diesem ganzen Chaos ... Und doch wusste sie, dass es kein Traum war, und außerdem, dass sie nicht wollte, dass es nur ein Traum gewesen war.
    Luke goss Portwein in zwei Kristallgläser und reichte ihr eines davon. Als sie es annahm, berührten sich ihre Finger, und sie zog überrascht die Hand zurück. Hatte er sie berühren wollen? Sie betrachtete ihn verstohlen, aber im dämmrigen Feuerschein war sein Gesichtsausdruck unergründlich. Draußen gab es nur die Dunkelheit und den unsichtbaren Sturm.
    »Wir sollten einen Toast aussprechen.« Lukes Stimme klang auf leise Art grimmig. »Es erscheint mir nicht richtig, das hier einfach nur so zu trinken.«
    Zögernd hielt sie das funkelnde Glas hoch. »Ich habe ein schlechtes Gewissen, weil du sie aufmachen musstest. Das hier ist kaum der perfekte Zeitpunkt.«
    »Vielleicht hat Abby recht, und er ist so gut wie jeder andere.« Luke hob das Glas an seine Nase und atmete ein.
    Peggy tat das Gleiche, aber das Karamell-Aroma des Portweins enthüllte seine Geheimnisse nicht. Sie sagte: »Wir sollten mit allem rechnen. Das Zeug hat

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