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Was sich liebt, das trennt sich: Roman (German Edition)

Was sich liebt, das trennt sich: Roman (German Edition)

Titel: Was sich liebt, das trennt sich: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Lipton
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so lange gelegen. Es könnte furchtbar sein.«
    »Das könnte es.« Luke hob sein Glas in ihre Richtung, wie bei einem Toast. »Oder es könnte genauso gut sein, wie wir beide es uns vorstellen.«
    Er stieß mit ihr an, und sie ließ sich in die komplexe Tiefe seiner Augen fallen und verstand, dass er nicht länger über den Portwein sprach.
    Mit klopfendem Herzen wandte sie den Blick ab, und ihre Luftröhre wurde durch ein Gefühl eng, das nicht Angst war. Sie trank. Und schluckte. Und als sie sicher war, dass ihr Gesicht ihre Gefühle nicht verraten würde, sah sie auf. »Mmm.«
    Luke nahm seinen zweiten Schluck Port. Er behielt ihn im Mund, dann schluckte er. »Hmm.«
    Sie trank erneut, und dicke, schal schmeckende Flüssigkeit rann durch ihre Kehle. »Mmm-hmm.«
    »Was meinst du?« Er sah sie mit einem intensiven Blick an, so als hinge alles von ihrer Meinung über den Sedgwick-Portwein ab.
    Sie lächelte ihn auf eine Art an, die hoffentlich ehrlich wirkte, trank noch einmal und schluckte. »Er ist ...« Sie suchte nach den richtigen Worten. »Er ...« Sie hustete. »Mir schmeckt er.«
    »Wirklich?« Er schenkte ihr ein Lächeln, ein umwerfendes, etwas schiefes, gewinnendes Lächeln, bei dem sie beinahe ihren eigenen Namen vergaß. »Weil ich nämlich finde, dass er ungenießbar ist.«
    Peggy fing an zu lachen. Sie stellte das Sedgwick-Kristallglas auf einen Beistelltisch und lehnte sich hilflos kichernd gegen das Bücherregal. Luke lachte ebenfalls, tiefer und befreiter als in all ihren gemeinsamen Monaten, und je mehr er lachte, desto mehr musste sie lachen, bis sie beide sich die Seiten hielten und nach Luft rangen. Das Feuer zischte und knackte und ließ Schatten über das Porträt von Silas Ebenezer Sedgwick huschen, sodass der große Patriarch selbst die Szene unter ihm mit einem wohlwollenden Lächeln zu betrachten schien: Er beobachtete mit nachsichtigen Augen, wie der letzte Spross der Familie, auf dem alle Hoffnung ruhte, die Frau, mit der er aus Vernunftgründen verheiratet geblieben war, in seine Arme zog und ihr einen Kuss gab, von dem Silas, wenn es möglich gewesen wäre, den Blick hätte abwenden müssen. Aber Peggy dachte nicht an Silas Ebenezer Sedgwick. Sie dachte nicht an die Demonstrationen oder an seelenlose Megamärkte oder an missbilligende Preppy-Frauen; nicht an ACME Cleaning Supply und den schwierigen Kampf um Profitabilität; nicht an Mietverhandlungen oder Hochzeitskleider - und vor allem nicht an ihren Verlobten. Sie ergab sich Lukes Umarmung und dem Ansturm seiner weichen (so unglaublich weichen) Lippen, genoss seine herrlich ungeduldigen Hände, die zuerst seine eigene Toggery-Cordhose auszogen und dann ihre und die sie auf den abgewetzten Teppich vor dem Kamin betteten, während sie mit genauso zitternden Händen versuchte, ihm seinen Pullover auszuziehen, und dann das abgetragene Oxford-Hemd darunter und das alte Poloshirt darunter, bis sie frustriert zu ihm aufsah.
    »Wie viele Lagen hast du denn eigentlich an?«
    »Das ist eine Yankee-Sache«, flüsterte er und küsste sie erneut, presste sie an sich und schlang seine langen Beine um sie, während sie einander endlich bewiesen, dass etwas, nach dem man sich lange gesehnt und auf das man gehofft hatte, tatsächlich viel besser sein konnte als erwartet.

22

 
    Von allen Betten auf der Welt konnte keines so herrlich sein wie dieses. Die Laken waren seidig, die Kopfkissen weich, die Decke warm und schützend. Peggy streckte sich genussvoll, drehte sich von der linken auf die rechte Seite und öffnete, als sie sich dazu bereit fühlte, die Augen.
    Wässrig graues Licht fiel durch die schneebedeckten Fensterscheiben, während es immer noch schneite, jetzt nur noch leicht. Ansonsten war die Welt still. Peggy erinnerte sich an eine Zeile von Robert Frost: »Sonst kein Geräusch als Schnee ringsum/der sanft im Winde widerhallt.«
    Luke schlief neben ihr und sah aus wie an jenem Morgen, als sie ihn zum ersten Mal gesehen hatte: seine Brust - diesmal nackt - hob und senkte sich mit jedem Atemzug, seine Lippen waren leicht geöffnet, seine rötlichen Wimpern flatterten, während seine Augen sich hinter seinen geschlossenen Lidern bewegten. Das war ihr alles so vertraut, überlegte sie und schmiegte sich eng an Luke. Diese Szene, und wie der Körper dieses Mannes zu ihrem passte, sowohl jetzt als auch letzte Nacht. Sie zitterte unbewusst, als sie an ihr Liebesspiel dachte, und dann wurde ihr mit einem Mal klar, was sie da eigentlich getan

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