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Was sich liebt, das trennt sich: Roman (German Edition)

Was sich liebt, das trennt sich: Roman (German Edition)

Titel: Was sich liebt, das trennt sich: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Lipton
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gesetzt hat, die Einfahrt freizuschaufeln?
    »Miss Abigail!« Peggy rannte die Treppe hinunter in den Gartenraum, wo die Schaufeln bereitstanden. Hatte die alte Dame eine genommen und war in die Kälte hinausgegangen? Peggy riss die Gartentür auf, die sich nach innen öffnete und eine Ladung Schnee auf den Schieferboden gleiten ließ. »Miss Abigail?«, rief sie in den schwarz-weißen Garten, aber niemand war hier rausgelaufen - im Schnee sah man keine Fußabdrücke. Peggy rannte zurück zur Vorderseite des Hauses und öffnete die Haustür. Dort waren auch keine Fußspuren. Wieder ruhiger stieg sie die Treppe in den ersten Stock hinauf. Miss Abigail musste in ihrem Zimmer sein. Warum hatte sie daran nicht gleich gedacht?
    Sie klopfte an Miss Abigails Tür. »Ich bin's. Sind Sie da drin?«
    Niemand antwortete. Sie klopfte und rief erneut, und dann öffnete sie die Tür einen Spalt. Und da lag Miss Abigail im Bett und sah sie an, ein amüsiertes Lächeln auf den Lippen, als wollte sie ihr gleich ihr innigstes Geheimnis anvertrauen.
    »Da sind Sie ja!« Peggy erwiderte ihr Lächeln. Sie atmete noch schwer, weil sie durchs Haus gerannt war, und war zu erleichtert darüber, Miss Abigail gefunden zu haben, um sich darüber zu wundern, dass sie um diese Zeit noch im Bett lag. Peggy drückte auf den Schalter neben der Tür - im Zimmer war es dunkel -, aber die Deckenlampe blieb aus. »Tut mir leid, dass wir die Kirche verpasst haben. Aber ich bin sicher, dass heute sowieso kein Gottesdienst stattgefunden hat. Der Strom ist immer noch ausgefallen, und haben Sie mal rausgesehen? Wir sind völlig eingeschneit! Sind Sie deshalb im Bett geblieben? Ich wette, es ist das erste Mal, dass Sie bis mittags geschlafen haben.«
    Miss Abigail lächelte weiter.
    »Und übrigens, der Portwein? Sie haben nichts verpasst. Es tut mir leid, sagen zu müssen, dass nicht alles mit den Jahren besser wird. Es ist schade, aber es war lustig, ihn zu probieren.« Lächelte Miss Abigail deswegen? Hatte sie das schon die ganze Zeit geahnt?
    Sie antwortete nicht. Es war, als befände sich die alte Dame in Trance.
    »Geht es Ihnen gut?« Besorgt ging Peggy auf Zehenspitzen zum Bett hinüber. »Kann ich Ihnen etwas holen? Fühlen Sie sich nicht gut heute?«

 
    Er hätte es wissen müssen. Luke seufzte und drehte sich auf die andere Seite. Es war das zweite Mal in seinem Leben, dass er voller Frieden und Vorfreude aufgewacht war in dem Glauben, Peggy läge neben ihm, nur um festzustellen, dass sie nicht mehr da war. Er hatte gehofft, die Arme um sie zu legen und sie noch einmal zu lieben. Er wollte ihr sagen, dass sie zusammengehörten. Er hatte vorgehabt, sie mit allen notwendigen Maßnahmen - inklusive Betteln oder Pochen auf seine ehelichen Rechte - dazu zu überreden, ihre Ehe nicht annullieren zu lassen. Wir sind noch nicht lange verheiratet, würde er ihr sagen und an ihre Vernunft appellieren. Geben wir der Sache mehr Zeit. Er wollte all das tun und sagen, bevor der Tag mit seinen Verbindlichkeiten begann, bevor der Zauber ihrer gemeinsamen Nacht verschwunden war. Aber, versicherte er sich selbst, während er schnell in die nach Kaminrauch riechenden Sachen von gestern schlüpfte, es war nicht zu spät. Sicher konnte er Peggy heute Morgen irgendwann beiseitenehmen und sagen, was er zu sagen hatte.
    »Luke!«
    Sein Name hallte ihm entgegen.
    »Luke!«
    Er schöpfte neue Hoffnung. Peggy rief nach ihm. Es war nicht zu spät.
    Und dann wurde ihm klar, dass sie nicht rief, sondern schrie.

 
    Er wusste, dass seine Großtante tot war, noch bevor er ihre reglosen, blutleeren Wangen berührte. Er wusste nicht, was er als Nächstes tun sollte. Wie in Trance rief er die Fiorentinos an, und innerhalb von Minuten waren Annette und Angelo durch den beinahe hüfthohen Schnee bis zu ihrer Haustür gewatet und standen in Abbys Schlafzimmer, die Jeans noch immer voller Schnee. Angelo half Luke, Abby mit einem sauberen weißen Laken zu bedecken, und ging dann, um die Einfahrt zu Sedgwick House freizuschaufeln, während Annette mit gedämpfter Stimme in Lukes Handy sprach und Peggy leise in einer Ecke weinte. Luke versuchte verzweifelt, sie dazu zu bringen, ihn anzusehen, wollte sie mit der Stärke beruhigen, von der er wusste, dass er sie jetzt zeigen musste. Doch sie sah ihn nicht an. Luke wusste, dass sie ihm absichtlich auswich.
    Und er schämte sich, weil er an die letzte Nacht denken musste, während Abigail Agatha Sarah Sedgwick tot in ihrem Bett

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