Was sich liebt, das trennt sich: Roman (German Edition)
verschluckte sich fast an ihrem Essen.
Luke war hier im Laden. Luke Sedgwick.
»Ich muss mit dir reden.« Er bahnte sich den Weg durch die aufgestapelten Kartons. »Können wir uns irgendwo unter vier Augen unterhalten?«
Etwas ist mit der Annullierung schiefgegangen. Das war Peggys erster zusammenhängender Gedanke. Sie ließ den Blick verzweifelt über das Chaos im Laden gleiten und deutete auf den Bürgersteig, aber Luke fragte: »Gibt es kein Hinterzimmer?«
Padma und Sue, die, wie Peggy realisierte, nicht die blasseste Ahnung hatten, wer dieser Mann war, beobachteten sie mit wachsender Neugier. Sue legte ihre Stäbchen weg. »Sollen wir gehen?«
»Auf keinen Fall. Esst auf.« Peggy griff nach Lukes Arm und marschierte mit ihm in den jetzt leeren Lagerraum, knipste das Licht an und schloss die Tür. »Mach schnell.«
Luke atmete tief ein.
Peggy wartete. In dem winzigen Raum war kaum genug Platz für zwei. Sie presste sich gegen die leeren Regale an der hinteren Wand. War es hier drin warm oder brachte die Tatsache, dass Luke ihr so nahe war wie in der Nacht, als sie sich geliebt hatten, ihr Blut in Wallung? Denk nicht daran. «Was willst du?« Ihre schroffe Frage erfüllte den engen Raum. »Für den Fall, dass es dir noch nicht aufgefallen ist, wir schließen gerade den Laden. Ich bin ziemlich beschäftigt.«
»Es tut mir so leid, Peggy.« Lukes Augen blickten ernst hinter seiner Brille. »Ich kann mir vorstellen, wie schwer das für dich ist.«
Sie würde nicht weinen. Wenn sie weinte, dann würde er sie vielleicht trösten, und wenn er das tat, würden die Tränen vielleicht nie mehr aufhören.
Er atmete erneut ein. Es war, als würde er die Luft in dem Lagerraum in sich aufsaugen, als hätte es in Connecticut nicht genug Luft zum Atmen gegeben. Sie spürte ein Niesen in sich aufsteigen und rieb sich wütend die Nase. Es stand absolut nichts mehr in diesem Raum, und doch roch es hier immer noch. Sie würde nicht jeden Duft vermissen, so viel stand fest. »Bitte«, sagte sie, »sag mir einfach, warum du hier bist.«
Endlich atmete er aus. »Du kannst nicht heiraten.«
Es war der gleiche Satz, den er damals gesagt hatte, als er sie im September im Laden angerufen hatte. Panik drückte sie so eng zusammen, dass sie glaubte, platzen zu müssen. Sie weigerte sich, ihr nachzugeben. Auf gar keinen Fall würde sie in diesem Raum vor Luke Sedgwick in Ohnmacht fallen. »Jetzt sag nicht, dass wir beide immer noch verheiratet sind.«
Er lachte - nervös, fand Peggy. »Das ist es nicht. Mach dir keine Sorgen.«
Seine Hand war nur Zentimeter von ihrer Hüfte entfernt. Sie dachte daran, wie er sie vor dem Feuer ausgezogen hatte, wie seine warmen Finger ihr den Fair-Isle-Pullover über den Kopf gezogen hatten, wie sich sein warmer Mund auf ihrer nackten Haut angefühlt hatte.
Sie musste aus diesem Raum raus.
»Du kannst ihn nicht heiraten, weil ...« Er zögerte.
Ein Ballon der Erwartung begann sich in ihr aufzublasen.
»Weil ...« Er schien die Worte nicht herausbringen zu können.
Sie verstand. Er wollte ihr sagen, dass er sie liebte, so wie sie ihn liebte, wie sie ihn seit Monaten liebte, vielleicht seit dem Abend, an dem sie ihn getroffen hatte. Sie hatte das Gefühl, gleich vom Boden abzuheben und sanft zur Decke zu schweben.
»Weil was?«, drängte sie ihn. Sag es mir. Sie musste sich zwingen, nicht die Arme um seinen Hals zu legen.
»Weil du ihn nicht liebst.«
Der Ballon begann, die Luft zu verlieren. »Ich verstehe nicht.« Sie versuchte, ihm die Chance zu geben, es wieder wettzumachen. Es gab immer noch die Möglichkeit, dass er es wieder wettmachte. Weil ich dich liebe, Peggy. Sag es.
»Du liebst ihn nicht. Bex hat es mir gesagt.«
Der Ballon verlor alle Luft, und sie fiel zurück zur Erde. »Hat Bex dich dazu angestiftet?« Peggy riss die Tür auf. Padma schien damit beschäftigt, Kartons zu packen, und Sue hatte angefangen, den breiten »Wir haben unseren Mietvertrag verloren«-Aufkleber vom Fenster zu knibbeln, aber beide, da war Peggy sicher, hatten ihren letzten Satz mitbekommen.
Sue wartete so lange, wie es dauerte, den Aufkleber zusammenzuknüllen und in den Müll zu werfen. »Was hat meine Tochter jetzt wieder gemacht?«
»Sie sind Bex' Mutter?« Luke stolperte ein bisschen über seine eigenen Schuhe, als er aus dem Lagerraum kam, und stand wie eine ätherische Erscheinung vor dem Wolkenbild an der hinteren Wand: ein Besucher aus einer anderen Welt mit einem hochgeschlagenen Kragen.
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