Was sich liebt, das trennt sich: Roman (German Edition)
übernahm das nicht generell der Gärtner? Ein Haus von dieser Größe musste doch einen Gärtner haben.
Unter dem Baum regneten Holzstücke auf den Rasen. Peggy trat zwischen die heruntergefallenen Zweige und duckte sich schnell, als ein weiterer zu Boden fiel. »Sollten Sie da oben sein? Ist das denn nicht zu anstrengend ...«
»Vorsicht da unten!«, rief Miss Abigail. Noch ein schmaler Zweig fiel vor Peggys Füße. Miss Abigail betrachtete ihn mit kaltem Blick und nickte. »Das reicht für heute.« Sie stieg die Leiter herunter, ignorierte Peggys ausgestreckte Hand und reichte ihr stattdessen die Säge. »Falls Luke fragt, unser Nachbar Mr. Fiorentino hat diese Zweige abgesägt, und ich war nicht auf der Leiter.«
Zum ersten Mal, seit sie Luke vor zwei Wochen und einem Tag angerufen hatte, stieg ein ungutes Gefühl in Peggy auf. Auf was habe ich mich da eingelassen? Sie beschloss, das Gefühl zu ignorieren und trug die Säge vorsichtig, während Miss Abigail die abgetrennten Zweige aufhob und zu einem kleinen Verkaufsstand schleppte, den Peggy erst jetzt in einer Ecke des Vorgartens bemerkte. Eine kleine Holzkiste mit der Aufschrift »Auf Vertrauensbasis« stand dort, neben einem halben Dutzend Metalleimern. Miss Abigail war ein bisschen außer Atem, während sie die Zweige in die Eimer stellte, und beobachtete aus den Augenwinkeln die Frau, die über den Bürgersteig auf sie zukam. »Der Sedgwick-Ahorn ist der älteste Baum der Stadt.« Sie hielt inne, als die Frau zu ihnen trat, dann fuhr sie fort: »Silas hat ihn gepflanzt, als er das Haus baute.«
Die Frau, die um die siebzig war, trug eine undurchdringlich dunkle Sonnenbrille. »›Ein Dollar pro Ast‹«, las sie. »Hmm. Interessant. Sie haben die Preise gesenkt.«
Miss Abigail lächelte. »Mrs. Riga, darf ich Ihnen Mrs. Sedgwick vorstellen.«
Peggy verstand nicht, warum Mrs. Riga sie so erwartungsvoll ansah. Dann - herrje - sollte sie wohl Mrs. Sedgwick sein? »Nennen Sie mich Peggy.« Sie fühlte sich wie eine Maus unter dem eulenartigen Blick der Frau.
»Ich bin Ernestine. Mein Mann und ich leben an der Market Road, in dem Haus, das früher der Kutschenschuppen der Sedgwicks war.« Die Frau legte den Kopf zur Seite. »Lassen Sie mal den Ring sehen.«
Oje. Der Ring. Peggy, die immer noch die Säge festhielt, zeigte Ernestine unangenehm berührt Brocks Freundschaftsring. Ich tue das für ihn, erinnerte sie sich selbst.
»Ist der von Star Jewelers, Liebes?« Ernestine neigte sich nach links, und ihre übergroße Designer-Handtasche rutschte von ihrer Schulter auf ihren Arm. »Erinnern Sie sich noch an meine Großmutter-Brosche, Abigail - die mit all den Geburtssteinen der Kinder? Die haben einen Monat gebraucht, um den Verschluss zu reparieren. Einen Monat! Das ist so typisch für New Nineveh. Was hat dieser Juwelier sonst schon zu tun?« Sie schob die Handtasche zurück an ihren Platz. »Nun, Peggy, ich hörte, Sie wären nur an den Wochenenden da?«
»Peggy hat einen kleinen Laden in der Stadt«, erklärte Miss Abigail.« Sie verkauft Wischmopps und Eimer.«
»Na ja, das kann man rund um Sedgwick House ja wirklich gut gebrauchen.« Ernestine klang vielleicht ein winziges bisschen herablassend. Es war schwer zu sagen.
Peggy zögerte. Sie wollte das richtigstellen, aber auch nicht respektlos gegenüber Miss Abigail sein. »Wir verkaufen eigentlich keine Mopps und Eimer«, sagte sie vorsichtig. »Es nennt sich ACME Cleaning Supply, aber wir verkaufen Kosmetikartikel, zum Beispiel Seife.«
»Na ja, aber nicht mehr lange, nicht wahr, meine Liebe? Du ziehst schon bald nach New Nineveh, da bin ich ganz sicher«, meinte Miss Abigail. Peggy hatte das Gefühl, verhört zu werden.
Es war Ernestine, die ihre Qual beendete. »Ich muss los. Peggy, kommen Sie doch mal rüber und sehen Sie sich meinen Blumenstand an. Wir sehen uns auf der Party!«
Miss Abigail lächelte weiter, bis Ernestine ein gutes Stück den Bürgersteig hinuntergegangen war. »Ich werde dich auf einem kleinen Empfang am nächsten Sonntagnachmittag allen vorstellen, meine Liebe. Ich nehme an, deine Familie wohnt in New York? Ich möchte sie einladen - deine Eltern und deine Geschwister.«
Peggy stellte sich Miss Abigails Gesichtsausdruck vor, wenn Max und Madeleine Adams ihren Wohnwagen in Silas Ebenezer Sedgwicks Auffahrt parkten. »Ich bin ein Einzelkind. Wir kommen aus Nordkalifornien, aber im Moment sind meine Eltern auf Reisen. Ansonsten wären sie sicher gern gekommen.«
Das war
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