Was sich liebt, das trennt sich: Roman (German Edition)
es besonders unheimlich gewesen, mit dem Sturm draußen und den geisterhaften Schritten auf der Treppe. Sie hatte sogar etwas vor ihrer Tür gespürt - es gefühlt: eine gefühlte Präsenz, die auf sie wartete. Bex war die einzige Person, die nicht lachen würde, wenn sie ihr diese Geschichte heute Abend erzählte.
Doch Bex war in New York und wahrscheinlich schwanger. Tiffany war näher an der Situation und kannte die Hauptfiguren sehr gut.
»Ich weiß nicht« - Peggy sprach zögernd - »ob meine Ehe mit Luke sehr lange halten wird.«
Tiffanys Augen verloren ihren Glanz.
Es war das erste Mal, dass Peggy ihre neue Freundin unglücklich sah, und sie bereute, mit diesem Geständnis angefangen zu haben, das jetzt ausgewalzt und erklärt werden musste. Zu spät wurde Peggy klar, dass die Tatsache, dass sie Luke aus rein finanziellen Überlegungen geheiratet hatte, sie einer Frau nicht sympathisch machen würde, die ihr ganzes erwachsenes Leben damit verbracht hatte, zu beweisen, das bei ihr das Gegenteil der Fall war.
Peggy nahm den Millefiori-Briefbeschwerer in die Hand. »Wir haben so schnell geheiratet, und wir sind so extrem verschieden ...«
Sie war nicht auf der Party, erinnerte sich Peggy. Luke hatte das »sie« gestern so beiläufig gesagt. Wer sonst konnte »sie« sein als die Rothaarige?
»... und ich glaube, er hat ein Verhältnis mit einer anderen Frau«, sagte Peggy. Die Worte laut ausgesprochen zu hören, ließ Übelkeit in ihr aufsteigen. Ihr war nicht klar gewesen, wie sehr diese Vorstellung sie störte.
Tiffany lachte - ein wunderbares, schnaubendes Kichern. »Peggy Sedgwick, willkommen in WASPville. Wir glauben alle das Gleiche von unseren Männern, das garantiere ich dir - ich, Liddy, Creighton, Carrie Eaton, wir alle. Willst du meinen Rat?« Sie beugte sich vor. »Sei richtig gut im Bett. Natürlich keine Peitschen oder Leder - schließlich reden wir hier, wie du weißt, über konservativen Preppy-Sex: nur Weißbrot mit Mayonnaise. Aber meine Theorie ist: Wenn Tom glücklich und zufrieden ist, dann will er doch gar nicht woanders hin. Verstehst du, was ich meine?«
»Mummy!« Milos entferntes Rufen erklang im Babyphon. »Mummy!«
Tiffany drückte auf einen Knopf am Bildschirm und sprach beruhigend hinein. »Ich komme, Baby. Ich bin gleich da.« Sie stand auf und sah Peggy an. »Ich hoffe, das hilft dir ein bisschen.«
»Es ist schön, mit jemandem reden zu können«, versicherte ihr Peggy. »Danke.«
Tiffany schob ihr Haar über ihre Schultern und hob das Babyphon auf, drückte es an sich, als wäre es ihr Kind. »Ich bin sicher, dass deine Ehe halten wird, Peggy. Wirklich, das bin ich. Denk einfach daran: Die Leute können eine Menge vortäuschen. Aber so wie Luke dich auf eurem Hochzeitsempfang angesehen hat - nach seinem Vortrag des Yeats-Gedichts? So hat er noch nie eine Frau angesehen. Deshalb nennen sie es wahre Liebe, Peggy. Es gibt keinen Mann auf der Welt, der diesen Blick vortäuschen kann.«
12
Während der nächsten Woche hatte Peggy im Laden alle Hände voll zu tun. Der Dezember näherte sich, ihr bester Verkaufsmonat des Jahres, und sie verbrachte Stunden damit, neue Ware entgegenzunehmen und die Regale für den kommenden Ansturm aufzufüllen. Aber selbst während sie versuchte, sich mit irgendwelchen Aufgaben abzulenken, erwischte sie sich immer wieder dabei, wie sie über das nachgrübelte, was Tiffany gesagt hatte: »So hat er noch nie eine Frau angesehen.« Jedes Mal, wenn Peggy sich diese Worte in Erinnerung rief, lösten sie dieses Kribbeln in ihr aus. Es war ein gleichzeitig aufregendes und abstoßendes Gefühl, und sie konnte einfach nicht davon lassen, so wie sie als Kind immer wieder mit der Zunge einen lockeren Zahn berührt hatte. Dann erinnerte sie sich daran, dass Tiffany, so scharfsinnig sie wirken mochte, nichts von Peggys und Lukes geschäftlicher Vereinbarung wusste, und eine drückende Schwermut legte sich über sie.
Schlimmer noch, sie konnte nicht verstehen, warum es ihr etwas ausmachte, ob Luke eine Freundin hatte oder nicht. Ich muss einsamer sein, als ich dachte, sagte sich Peggy.
Dann war es doch gut, dass sie Jeremy hatte.
Am Donnerstagnachmittag erregte eine Bewegung draußen vor der Ladentür Peggys Aufmerksamkeit, und ein Bote kam mit einem riesigen, in mehrere Schichten Papier und Plastik verpackten Blumenstrauß herein, an dem ein kleiner weißer Umschlag befestigt war. Peggy sah Herbstblätter oben aus dem Papier herausragen, und
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