Was sich liebt, das trennt sich: Roman (German Edition)
ihr ansteckendes Schnaub-Lachen. Hinter der Glaswand in ihrem Rücken hatte eine geschmeidige Stahlskulptur einen Ehrenplatz mitten auf einer golden gefärbten Wiese mit hohem Gras, das sicher extra so angelegt war, dass es nicht angelegt aussah.
Aber Peggy kehrte immer wieder zu dem Briefbeschwerer auf dem Couchtisch zurück, und schließlich nahm Tiffany ihn in die Hand und gab ihn ihr. »Meine Mutter hat ihn mir zu meinem sechzehnten Geburtstag geschenkt. Chachi - das ist unser Dekorateur - hasst das Ding. Tom hat dafür gesorgt, dass ich ihn behalten durfte, aber wenn Chachi hier reinkommt, dann sagt er immer« - sie sang - »›Eins von diesen Sachen passt nicht zu den anderen ... eins von diesen Sachen gehört nicht hierher ...‹ Erinnerst du dich, wie in der Sesamstraße ?«
Peggy überlegte, ob Chachi wohl das Gleiche singen würde, wenn er sie sah: klein und unpassend in ihrem Sessel, einer grauen, gepolsterten Spirale, deren Zwilling sie ganz sicher schon einmal im Museum of Modern Art gesehen hatte. Sie klammerte sich an den Briefbeschwerer. Er war schwer, feminin, tröstlich.
»Ich bin so froh, dass du kommen konntest«, sagte Tiffany. »Ich bin sicher, du bist nicht gerne von Luke getrennt. Ihr seht euch so wenig.« Sie hielt inne und zog besorgt die Augenbrauen zusammen. »Ist dir kalt? Ich könnte die Heizung hochstellen.«
Peggy schüttelte den Kopf. Es war überwältigend: das Essen, das von einem unsichtbaren Koch zubereitet und von einer Haushälterin serviert worden war; dieser Flugzeughangar von einem Haus mit seinen spitzen Winkeln und luftigen Decken. Peggys Eltern hätten ihren Wohnwagen in Tiffanys Wohnzimmer parken können. Peggy vermutete, dass sie nicht mehr als ein Dutzend Sätze gesagt hatte, seit sie mit dem Mietwagen dieser Woche die geschwungene Einfahrt heraufgefahren war und Tiffany vor der Tür auf sie gewartet hatte, mit glänzendem Haar und lächelnd in gebügelten Jeans und spitzen Leopardenmuster-Pumps.
»Na los, Peggy.« Tiffany blickte auf das kabellose Babyphon neben ihr auf dem Sofakissen. »Ich weiß, dass dieses Haus ein bisschen überwältigend ist. Aber wir haben nur noch vierzig Minuten, bis Milo von seinem Mittagsschlaf aufwacht, und dann ist alles vorbei. Hattest du nicht Fragen? Bitte, frag!«
»Ich weiß nicht, wo ich anfangen soll«, setzte Peggy an. »Ich weiß nichts, was Yankees eigentlich wissen sollten. Ich verstehe noch nicht mal den Unterschied zwischen Yankees, Preppies und WASPs. Ich habe keine Ahnung von Privatschulen oder vom Segeln oder vom Polo. Ich stamme nicht von den Pilgervätern ab, und meine Familie wohnt nicht ...« Sie deutete mit den Händen durch den Raum.
»So«, beendete Tiffany ihren Satz. »Okay, ich verrate dir ein Geheimnis. Liddy, Kyle, Topher - die leben alle nicht so. Wenn sie hierherkommen, sind sie entsetzt. Sie finden das alles viel zu protzig und geschmacklos und neureich, so wie mich.«
Peggy war schockiert. »Das sagen sie?«
Die Haushälterin schwebte mit einem Tablett mit Keksen, die wie Edelsteine aussahen, und zwei mit Orangenscheiben garnierten Gläsern herein.
»Oh, lecker! Danke, Clea. Probier von dem Wasser, Peggy. Da ist Zitrone und Ingwer drin.« Tiffany trank etwas, während Clea wieder hinausschwebte. »Jedenfalls, nein, das sagen sie nicht. Sie sind zu wohlerzogen, um so zu reden. Aber sie finden alle, dass ich eine soziale Aufsteigerin bin. Es hilft nicht besonders, dass ich, als wir uns zum ersten Mal getroffen haben, bei J. G. Melon Burger rumgetragen habe.«
Peggy kannte das Restaurant. Es war an der Upper East Side. »Du warst Kellnerin?«
Tiffany berührte ihre Nase, die Scharade-Geste, die bedeutete, dass Peggy richtig geraten hatte. »Sie haben sich da immer donnerstags nach der Arbeit getroffen, damals, als sie alle jung und ungebunden waren und in Manhattan wohnten. Na ja, alle außer Luke - er hatte eine Wohnung in Hartford. Komisch ...«, ein nachdenklicher Ausdruck trat in ihre Augen. »Eigentlich hätte ich gedacht, dass Luke Connecticut verlässt, sobald er Gelegenheit dazu hat.« Sie nahm sich noch einen Keks. »Jedenfalls fand ich Tom so scharf, dass ich die Empfangsdame bat, sie alle in meinen Bereich zu setzen. Die anderen glauben ganz sicher, dass ich es nur auf sein Geld abgesehen hatte und dass ich ihnen ihren Freund gestohlen habe. Was, nur um das klarzustellen, nicht stimmt. Dass ich es auf sein Geld abgesehen hatte, meine ich.«
»Woher weißt du, dass sie das
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