Was sich neckt, das küsst sich (German Edition)
Lebens schnell vergessen, und alles wäre wieder gut.
Gedankenverloren schenkte sie sich einen Kaffee ein und ging ins Wohnzimmer hinüber. Kaum hatte sie den ersten Schluck genommen, vernahm sie leises Lachen. Leises intimes Lachen. Sie hörte Glens Stimme. Sekunden später antwortete May. Beide Stimmen kamen aus seinem Zimmer.
Nein, nein, nein, dachte sie und blieb wie erstarrt stehen wie eine Maus, die eine Katze erblickte. Nicht jetzt schon. Sie würden doch wohl nicht … Sie hatte May gewarnt, hatte mit ihrem Großvater gesprochen. Sie waren alt genug, um es besser zu wissen.
Sie kehrte in die Küche zurück und ließ sich auf einen der Stühle am Tisch sinken. Und jetzt? Wenn Glen May tatsächlich das Herz brach, stünde ihnen wirklicher Ärger ins Haus. Eine wütende May könnte einen ziemlichen Einfluss auf die Richterin ausüben. Heidi musste noch mal mit ihrem Großvater sprechen und sich dann jemanden suchen, der noch auf ihrer Seite stand - und wenn das bedeutete, sich mit dem einzigen Menschen einzulassen, dem sie am meisten aus dem Weg gehen wollte.
Heidi brauchte vierundzwanzig Stunden, um den Mut aufzubringen, mit Rafe zu sprechen. Am Abend zuvor war er nicht zum Abendessen aufgetaucht. May hatte irgendetwas von einem Treffen mit Freunden in der Stadt erwähnt. Heidi war nicht sicher, ob sie das glaubte.
Als er endlich heimgekommen war, hatte sie sich nicht überwinden können, mit ihm zu reden. Doch jetzt konnte es nicht länger warten. Glen war die Art Mann, die wusste, wie man eine Frau verführte. Darüber wollte sie lieber nicht nachdenken, und das Wichtigste war jetzt, May zu beschützen.
Sie hatte ein paar große Trucks vorfahren hören und angenommen, dass weiteres Baumaterial für die Zäune oder den Stall geliefert würde. Doch als sie nach draußen ging, sah sie stattdessen eine Gruppe Männer, die sie nicht kannte, die wilden Kühe, die in einen Pferch getrieben wurden, und Rafe auf einem Pferd.
Die Sonne stand hoch am klaren blauen Himmel, das Thermometer zeigte knapp um die fünfzehn Grad an. Trotz der kühlen Luft wurde ihr seltsam warm, als sie den Mann beobachtete, der Mason ritt.
Er trug einen Cowboyhut und hatte ein Lasso in der Hand. Die ausgeblichene Jeans schmiegte sich an seine muskulösen Oberschenkel. Sein kantiges Kinn wirkte sehr männlich. Mit zusammengekniffenen Augen ging er seiner Arbeit nach. Sie blieb stolpernd stehen, ganz verloren in diesem Moment. Einer der anderen Männer rief etwas, das sie nicht verstand. Rafes Lippen, diese Lippen, an die sie ständig denken musste, verzogen sich zu einem Lächeln. In dem Augenblick wusste sie, dass sie in größeren Schwierigkeiten steckte, als sie gedacht hatte.
Sie schaute ihm zu, wie er Mason antrieb, dann das Lasso lässig im Kreis schwang und es um den Hals einer Kuh warf. Mason stieg und brachte die Kuh damit zum Stehen.
Heidi wusste nicht, was sie mehr überraschte: Rafe oder das Pferd. Für einen Mann, der im Anzug so gut aussah wie er, schien er sich auf einer Ranch ziemlich gut auszukennen. Die Lektionen, die er als Kind gelernt hatte, hatte er offensichtlich nicht vergessen.
Sie kehrte ins Haus zurück, wo sie einige Anrufe tätigte und E-Mails beantwortete. So gefährlich Rafe für sie persönlich auch war, für ihr Geschäft war er von unschätzbarem Wert. Sie hatte sich an die Umsetzung seiner Vorschläge gemacht und einige Läden in San Francisco und Los Angeles kontaktiert, um ihnen ihren Käse vorzustellen. Des Weiteren war sie auf der Suche nach jemandem, der zumindest in Teilzeit als Vertreter für sie arbeiten wollte. Mit dem Geld, das die Rinder einbrachten, könnte sie es sich leisten, dieses Risiko einzugehen, und hätte trotzdem noch genügend übrig, um es auf ihr Rückzahlkonto für May zu legen.
Kurz vor Mittag kam Glen in ihr kleines Büro geschlendert. „Sie sind mit der Verladung der Rinder beinahe fertig“, sagte er.
„Freut mich zu hören.“ Sie schaute ihn an. „Ich dachte, wir hätten eine Vereinbarung.“
Ihr Großvater, der Mensch, den sie am meisten auf der Welt liebte, wirkte nicht das kleinste bisschen zerknirscht. „Heidi, ich bin ein erwachsener Mann. Du hast mir nicht vorzuschreiben, wie mein Liebesleben auszusehen hat.“
„Reicht es nicht, dass du May zweihundertfünfzigtausend Dollar gestohlen hast? Musst du ihr jetzt auch noch das Herz brechen?“
„Sag das nicht. Sie ist eine feine Lady. Vielleicht ist sie die eine.“
„Für dich hat es ‚die eine‘
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