Was sich neckt, das küsst sich (German Edition)
einem Mal wusste sie gar nicht mehr, was sie sagen sollte. „Du hast mir nie von deiner Verabredung erzählt.“
„Und das wird auch so bleiben.“
„Sind zukünftig noch weitere Dates geplant?“
Er schaute sie an, seine braunen Augen funkelten amüsiert. „Können wir bitte nicht über mich und meine Verabredungen sprechen?“
„Sicher. Äh, in ein paar Wochen kommt der Jahrmarkt in die Stadt.“
„Euer Jahrmarkt? Die Leute, die dir beigebracht haben, Städter zu hassen?“
„Ja. Und das mussten sie mir nicht beibringen, das habe ich ganz alleine gelernt.“
„Zeigt mir jemand von denen, wie man einen Löwen bändigt?“
„Das ist der Zirkus. Wir sind die mit den Karussells und Buden.“
„Ich mochte immer die Krake.“
„Dann kannst du ja eine Runde auf ihr drehen.“
„Machst du mit?“
Sie schüttelte den Kopf. „Ich muss mich darin immer übergeben.“
„Memme.“
„Städter.“
Er lachte. Ihm gefiel vielleicht ihre Stimme, aber sie liebte sein Lachen. Sie fühlte sich sicher und glücklich, wenn er lachte, genau wie wenn er seinen Arm um sie legte und sie an sich zog. So wie in diesem Moment.
Sehr gefährlich, dachte sie. Gut, dass sie keine Frau war, die sich schnell verliebte.
11. KAPITEL
Heidi molk die letzte Ziege zu Ende, dann goss sie ein wenig der immer noch warmen Milch in die Schüssel für die wartenden Katzen.
„Ich sollte eine Kamera an euch befestigen“, sagte sie, während die Katzen eifrig die Milch aufleckten. „Eine dieser kleinen Kameras, damit ich herausfinden kann, wo ihr wohnt.“
Oder sie könnte sich einfach mal umhören. Irgendjemand würde doch wohl wissen, wem die Katzen gehörten. Aber ihr gefiel die Idee, dass es ein Geheimnis war; dass sie so tun konnte, als hätten die Katzen ein aufregendes, verborgenes Leben, sobald sie von hier verschwanden.
Sie stellte den Hocker beiseite, schaute nach, ob die Ziegen ausreichend Wasser hatten, nahm den Milcheimer und ging zurück ins Haus. Beim Eintreten stieg ihr der Geruch von frischem Kaffee in die Nase. Während sie die Milch in die sterilisierten Glasflaschen abfüllte, die sie später in den Kühlschrank stellen würde, versuchte sie sich einzureden, wie nett es war, dass May früh aufgestanden und Kaffee gekocht hatte. Bestimmt war es nicht Rafe, der in der Küche auf sie wartete. Denn darauf zu hoffen war schlecht. Ganz schlecht. Dennoch drohte die Hoffnung sie beinahe zu überwältigen, weil die gemeinsame Zeit mit Rafe am Morgen oft der schönste Teil ihrer Tage war.
Es fiel ihr zusehends schwerer, in ihm den Feind zu sehen. Mit ihm zusammen zu sein war … nett. Er brachte sie zum Lachen, und sie freute sich darauf, Zeit mit ihm zu verbringen. Unter anderen Umständen hätte sie die Chance ergriffen und sich mit ihm eingelassen. Aber Fakt war nun einmal, dass sie beide um die Ranch kämpften, und wenn sie das aus den Augen verlor, könnte sie alles verlieren.
Heidi stellte die Milch weg, schloss die Kühlschranktür und ging in die Küche. Rafe lehnte an der Arbeitsplatte. Seine dunklen Augen leuchteten bei ihrem Anblick auf.
Da er tagsüber meistens schwere körperliche Arbeit auf der Ranch erledigte, duschte er normalerweise erst abends vor dem Essen. Heidi musste zugeben, dass so ein etwas zerzauster Mann durchaus etwas an sich hatte. Ihr gefielen der leichte Bartschatten, die etwas zerwühlten Haare. Er trug ein schlichtes Baumwollhemd, dessen Ärmel er bis zu den Ellbogen hochgekrempelt hatte, und ausgeblichene Jeans, die an der einen vorderen Tasche eingerissen waren.
Irgendwann in den vergangenen Wochen hatte er aufgehört, der Mann im Anzug zu sein. Jetzt war er einfach Rafe. Und dieser Rafe stellte sich als wesentlich gefährlicher heraus.
„Guten Morgen“, sagte er und reichte ihr einen Becher Kaffee.
„Hey.“
Sie sah, dass er bereits Milch hineingegeben hatte und, wie sie annahm, auch Zucker, genau wie sie es mochte.
„Wie geht es den Mädchen?“, fragte er und ging zum Tisch.
„Gut. Sie freuen sich, mich zu sehen.“
Sie setzten sich einander gegenüber, wie sie es morgens meistens taten. Das hier war ihr ruhiger gemeinsamer Augenblick, bevor May und Glen und die Arbeiter kamen.
Er hatte ein paar Papiere auf den Tisch gelegt und schob sie jetzt zu ihr hinüber. „Ich habe ein wenig über deinen Käse und deine Seifen nachgedacht und ein paar Anrufe getätigt.“
Sie schaute auf die Zettel und sah drei Namen samt Telefonnummern. Neben den Namen standen Länder.
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