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Was Sie schon immer über 6 wissen wollten

Was Sie schon immer über 6 wissen wollten

Titel: Was Sie schon immer über 6 wissen wollten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holm Friebe
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bis zur „Monas“ der Pythagoräer zurückverfolgen lassen. Leibniz stellte sich darunter grob gesprochen metaphysisch beseelte Punkte oder Atome vor (von denen es freilich nicht nur einzelne, sondern so viele wie Sand am Meer geben müsste). Damit widersprach er der platonischen Idee, dass Körper und Geist zweierlei sein müssten, da doch die Seele den Tod überlebte, wie auch dem Dualismus eines Descartes, der die Trennlinie zwischen Körper und Geist in der Zirbeldrüse lokalisiert hatte.
    Vom Komödiendichter Aristophanes stammt – anknüpfend an Platon, der ein großer Freund der Kugel war – die nur halb ernst gemeinte Vorstellung, dass Männer und Frauen, jeweils zu zweit vereint, früher einmal Kugelwesen bildeten, aus denen vier Arme und Beine herausragten. Nach der Trennung, so steht es in Heiratsanzeigen in der Zeit , laufen diese Halbkugeln nun in der Welt herum „und suchen ihre andere Hälfte“. Im Englischen drückt sich diese hartnäckige und weit verbreitete fixe Idee, es könne den Richtigen oder die Richtige geben, in der Formulierung „He’s (or she’s) the one“ aus, während Film- und Showstars, die ihren Zenit überschritten haben, im Angelsächsischen gerne mit „The one and only...“ apostrophiert werden.
    Überhaupt basiert die zunächst einmal abendländische Idee des Individuums auf einem unteilbaren Selbst, das erst einmal konstruiert werden musste, um den westlichen Lebensstil zu prägen. „Es ist gelungen, großen Bevölkerungsgruppen die Vorstellung zu suggerieren, sie seien dann am glücklichsten, wenn sie ganz bei sich selbst und authentisch sind“, umreißt der Philosoph Robert Pfaller im Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung abgeklärt den MegatrendIndividualisierung, der kulturhistorisch betrachtet alles andere als eine Selbstverständlichkeit ist.
    In der Physik beschreibt der Begriff „Singularität“ Zustände, bei denen Massen und die Raumzeit in einem einzigen Punkt mit sehr geringer Ausdehnung, aber extrem hoher Dichte zusammenfallen. Natürlich sind Individualität, Singularität, Einmaligkeit auch das, was Marken verkörpern wollen, sie wollen unique und selbstidentisch sein. Deshalb existiert überhaupt das Logo, das unabhängig vom Verwendungskontext stets die Identität der Marke und des Unternehmens repräsentiert. Und deshalb haben die meisten Logos, wo sie nicht aus Typografie allein bestehen, eine scharf konturierte, kompakte Form und kommen als Solitär daher: der Apple-Apfel, das VW-Emblem, die klotzige 1 der ARD.
    Das lupenreinste und prägnanteste Ein-Punkt-Logo neben der japanischen Flagge ist die Zielscheibe von Lucky Strike. Selbst der berühmte Markendesigner Raymond Loewy, der neben dem Erscheinungsbild von Campbell’s-Suppen und der Shell-Muschel auch die ersten stromlinienförmigen Loks und Automobile entworfen hat, ließ bei seinem Redesign Anfang der 1940er Jahre den markanten roten Kreis auf der Packung unangetastet. Er änderte lediglich die Hintergrundfarbe von Grün auf Weiß und brachte den Punkt auf Vorder- und Rückseite, sodass er in jedem Fall ins Auge springt, egal, welche Seite der Packung oben liegt.
    Einen neuerlichen Großauftritt in unserem Leben könnte die 1 als Ziffer – abgesehen davon, dass sie laut Benfords Gesetz mit über 30 Prozent ohnehin die mit Abstand häufigste Anfangsziffer ist – durch eine Innovation von Google erlangen, die direkt gegen den aufstrebenden Konkurrenten Facebook gemünzt ist: Mit dem „+1“-Button, der sich in die Liste der Suchergebnisse einbinden lässt, will Google den Erfolg von Facebooks „Gefällt mir“-Button kopieren und sich mit seinem Angebot Google+ mehr in Richtung Social Network wandeln. Das „+1“ steht laut Google synonym für „Das ist ziemlich cool“ oder „Das solltet ihr auschecken“.
    Zwischen diesen Polen changiert also die 1: ein eindrückliches, selbstbewusstes, positives Statement, wenn auch ein bisschen einfach, um nicht zu sagen: einfältig.
… über 2 wissen wollten
    Mit der 2 kommt die Zählbarkeit in die Welt – und damit Zweifel, Zwist und Zwietracht.
    „Two means trouble“, so ließe sich aus Adams Sicht die Schöpfungsgeschichte resümieren, die mit der Zeugung Evas aus seiner Rippe vollendet war. Tatsächlich findet sich das geflügelte Wort eher in Elternforen im Internet, wo damit wahlweise die Problematik des Zweitkindes oder die Aufmüpfigkeit Zweijähriger verhandelt wird. Seit Gott als allererste Maßnahme Licht und

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