Was Sie schon immer über 6 wissen wollten
den Polen „Individualität“ und „Sozialität“ sowie „Kontrolle“ und „Lebensfreude“. Das schöne Büchlein 50 Erfolgsmodelle , das gespickt ist mit derartigen Welterklärungsgrafiken, hat auf dem Cover ein ganz ähnliches Kreuz mit den Polen „Ich“ vs. „Andere“ und „Handeln“ vs. „Denken“.
Bei Markenlogos, die auf der 4 basieren, spielt anscheinend weniger der bodenständige Charakter der 4 eine Rolle als vielmehr handfeste historische Gründe und Zufälligkeiten. Die vier Ringe von Audi versinnbildlichen nicht etwa die über vier Reifen vermittelte Bodenhaftung, sondern stammen noch von der Auto-Union, wo sie für die darunter zusammengefassten Marken Audi, DKW, Horch und Wanderer standen. Das Beiersdorf-Logo, entworfen in den 1970er Jahren, besteht aus dem Kürzel BDF und vier ausgefüllten Punkten. Damit repräsentiert es nicht etwa die vier Nivea-Punkte, die uns die Mutter früher auf Kinn, Stirn und beide Wangen getupft hat, sondern schnöde die ursprünglichen vier Geschäftsfelder Kosmetik, Pflaster, tesa und Pharma. Heute sind sie auf drei zusammengeschrumpft, „was für uns aber kein Anlass ist, unser prägnantes Logo zu verändern“, wie ein Firmensprecher auf Nachfrage erläutert.
Auch wenn das semantische Potenzial oft verschenkt wird, kann man sagen: Die 4 ist so etwas wie das Nutztier unter den Zahlen, irgendwo zwischen freundlichem Vierbeiner, schnurrendem Viertaktmotor und stampfendem Viervierteltakt angesiedelt, geerdet, grundsolide und gutmütig.
… über 5 wissen wollten
„Give me five!“, damit sind natürlich die fünf Finger der menschlichen Hand gemeint. 5 ist eine Handvoll. „Die Fünf überwindet von China kommend die Vier als Zählgrenze“, rekapituliert Bernhard Großfeld, dadurch „wird die Hand grundlegende Zähleinheit“. Die Fünffingrigkeit gibt es nicht nur beim Menschen, sondern – wenn man sich den genetischen Grundbauplan vor Augen führt – bei praktisch allen Wirbeltieren. Fünfer-Symmetrien wie bei Seesternen,Schlüsselblumen und im Kerngehäuse des Apfels finden sich überall in der Natur. Schimmel und Endres gilt die 5 deshalb als die „Zahl des Lebendigen“.
Der Astrologe Seni in Schillers Wallenstein hat aber noch eine andere Begründung dafür parat, warum Nummer 5 nicht nur lebt, sondern starke menschliche Züge trägt: „Fünf ist / Des Menschen Seele. / Wie der Mensch aus Gutem / Und Bösem gemischt, so ist die Fünfe / Die erste Zahl aus Grad’ und Ungerade.“ Und für C.G. Jung war die 5 die Zahl des „natürlichen Menschen“, weil sie ihn an die vier Gliedmaßen plus Rumpf erinnerte. Ein weiterer menschlicher Zug der 5 sind die klassischen fünf Sinne, auch wenn mit Temperatur-, Schmerz- und Gleichgewichtsempfinden inzwischen mindestens noch drei weitere identifiziert wurden – den sechsten und siebten Sinn für Paranormales und Straßenverkehr noch gar nicht mitgezählt. Selbst bei den Geschmäckern ist man mittlerweile bei der 5 gelandet: Neben süß, sauer, bitter und salzig ist „unami“ – das Brizzeln am Gaumen, das rezenter Käse, getrocknete Tomaten und Geschmacksverstärker auslösen – inzwischen wissenschaftlich offiziell als fünfter Geschmackssinn anerkannt.
Die enge Verbindung der 5 zum Menschen prägt auch die traditionelle chinesische Medizin und die Lehre vom Feng Shui. Die Naturbeschreibung des Daoismus, der traditionellen chinesischen Philosophie, basiert auf fünf Elementen, die sich von den abendländischen dadurch unterscheiden, dass die Luft durch Metall ersetzt wird. Das „fünfte Element“ ist bei ihnen nicht, wie im gleichnamigen Science-Fiction-Film von 1997, die Schauspielerin Milla Jovovich, sondern Holz. Wie beim Schnick-Schnack-Schnuck lassen sich die Elemente zyklisch aufeinander beziehen, und zwar etwa so: Erde saugt Wasser, Wasser löscht Feuer, Feuer schmilzt Metall, Metall schneidet Holz, Holz pflügt Erde, indem es sie mit seinen Wurzeln durchdringt.
Spontan zerfällt dieses ungerade Konstrukt im „Reich der Mitte“ aber auch wieder in eine 4+1-Struktur, indem sich ein dominantes Zentrum herausschält: Die Erde regiert als wichtigstes Element alle anderen, so auch bei den traditionellen chinesischen fünf Jahreszeiten, die mit den Elementen korrespondieren. Den Übergang zwischen den auch uns vertrauten vier Jahreszeiten bildet jeweils eine 18-tägige Erdzeit, die dazu genutzt werden sollte, den Organismus energetisch in ein neues Gleichgewicht zu bringen – ihn zu
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