Was Sie schon immer über 6 wissen wollten
mathematisch-naturwissenschaftlich eine Sidekick-Rolle zu.
Markant ist die 8 allein in typografischer Hinsicht: Wegen ihrer verschlungenen Form stand sie Namenspate für die Achterbahn, liegend erinnert sie an das Möbiusband und bildet als sogenannte Lemniskate das Symbol für „unendlich“ ( ∞ ). Auch weckt sie anscheinend gerne anthropomorphe Assoziationen: In Großbritannien wird die 88 beim Bingo traditionell als „two fat ladies“ ausgerufen.
Ein ganz anderes Gewicht erhält die 8, wenn man nach China blickt, wo sie die alles beherrschende Glückszahl ist. Für Autokennzeichen und Telefonnummern, die viele 8en enthalten, werden in China nicht gerade achtstellige, aber doch erhebliche Geldsummen bezahlt. Wenn es um Preisgestaltung geht, entspricht in China die 8 dem, was bei uns die 9 ist, und kommt insbesondere bei Dingen zum Einsatz, die zum Verschenken geeignet sind. Eine Sofagarnitur kostet in China also gerne einmal 8.888 Yuan, umgerechnet rund 900 Euro.
Wir dürfen davon ausgehen, dass mit dem weltweiten Vormarsch Chinas auch die 8 in unsere hybride Populärkultur einsickern wird, so wie in jüngster Vergangenheit Halloween mit der Farbkombination Schwarz-Kürbisorange über uns kam. Erste Vorboten zeichnen sich bereits ab. So sieht man in einer Folge der Terence Koh Show auf YouTube, wie das asiatisch-kanadische Kunst-Wunderkind zusammen mit dem Weltstar Lady Gaga 88 Perlen in eine Porzellantasse abzählt. Die Folge trägt den Titel „88 Pearls“ und verweist auf den chinesischen Mythos der 88 Glücksperlen.
Fazit: Die 8 – eine alte Lady, die gerade ein paar neue Tricks lernt. Übrigens beträgt die Summe aller Euro-Scheine und Münzen zusammengenommen 888,88 Euro.
… über 9 wissen wollten
„Zwei mal drei macht vier, widde widde witt und drei macht neune,“ singt Pippi Langstrumpf in ihrem an Goethes „Hexeneinmaleins“ erinnernden Titelsong und unterstreicht damit – mathematisch vielleicht nicht ganz korrekt, dafür aber umso eingängiger – den Fakt,dass sich die Bedeutung der 9 allein aus der 3 ableitet. „Die Zahl Drei ist die Wurzel der Neun, weil sie, ohne eine andere Zahl, durch sich selbst vervielfältigt, neun gibt, wie wir leichtlich sehen; denn dreimal drei ist neun“, schreibt Dante in Vita Nuova . Dadurch erhält die „Herrin“ 3 die 9 zur „Begleiterin“.
Als quadrierte 3 wachsen der 9 gewisse magische Qualitäten zu, die eher ins Düstere, Okkulte spielen, was daher rührt, dass sie von der glatten 10 abfällt. Der vor Mystik, Tod und Teufel triefende Polanski-Thriller Die neun Pforten legt davon ein popkulturelles Zeugnis ab. Was ihre magische Aufladung angeht, hat die 9 Ähnlichkeiten mit der 7. Allerdings stammt diese bei der 9 eher aus heidnischer Tradition, weshalb sie der 7 mit deren stärkerem biblischen Rückhalt nicht standhalten konnte und verdrängt wurde. Verglichen mit der 7 ist die 9 also reinstes Hexenwerkzeug. Das könnte auch der Grund sein, warum Katzen im Angelsächsischen, wo der heidnisch-keltische Einfluss noch stärker ist, tendenziell eher über neun Leben verfügen – „You know that a cat has nine lives“, singt John Lennon im Song „Crippled Inside“, und auch in Shakespears Romeo und Julia ist davon die Rede. Die kontinentaleuropäische Katze christlich-antiker Tradition muss sich hingegen meist mit sieben Leben bescheiden.
Eine ähnliche Verschränkung von 7 und 9 finden wir bei „Wolke Sieben“ und „Cloud Nine“, wobei Letztere als geflügeltes Wort jüngeren Datums ist und sich erst seit den 1980er Jahren im angelsächsichen Sprachraum gegen die ebenfalls gebräuchliche „Cloud Seven“ durchgesetzt hat. Womöglich war die Popularisierung durch die beiden gleichnamigen Alben von den Temptations und George Harrison hier maßgeblich. Vielleicht ist es aber auch einfach die stärkere Inflationsrate des Glücks im Angelsächsischen, die diese Tretmühle in Gang gesetzt hat. Schon hört man euphorisierte Amerikaner, die ihren Glücksgefühlen angemessen Ausdruck verleihen wollen, sagen, sie befänden sich auf „Cloud Ten“.
Möglicherweise beruhen die im Deutschsprachigen ebenfalls, wenn auch weniger häufig anzutreffenden neun Leben einer Katze aber auch auf der Verwechslung mit der neunschwänzigen Katze. Gewissermaßen als symbolisches Gegenstück zur neunköpfigen Hydra aus der griechischen Mythologie handelt es sich dabei um eine Peitsche mit neun Enden, die heute nur noch in der Sado-Maso-Szene gebräuchlich
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