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Was Sie schon immer über 6 wissen wollten

Was Sie schon immer über 6 wissen wollten

Titel: Was Sie schon immer über 6 wissen wollten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holm Friebe
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Ziffer X als stärkeres Zeichen. Deshalb hieß etwa die zehnte Auflage von Apples Betriebssystem OS X und nicht OS 10. Allerdings besteht hier Verwechslungsgefahr, sowohl mit dem pornografische Inhalte kennzeichnenden „X-Rating“ als auch mit der mathematischen Variablen für Unbekanntes, die in der Populärkultur für Mysteriöses und Parapsychologisches steht ( The X-Factor , Akte X ). Malcolm X war eben nicht der zehnte Spross aus einer Dynastie von Malcolms, sondern der als Malcolm Little geborene Bürgerrechtler und Nation-of-Islam-Führer, der sich durch diesen nom de guerre interessant und gefährlich machen wollte. Beim inzwischen von Heineken aufgekauften und weltweit vertriebenen mexikanischen Bier Dos Equis stehen die zwei X im Logo dagegen tatsächlich für zweimal 10: 1897 erstmalig gebraut, sollte es ein Bier für das 20. Jahrhundert werden.
    Wo die 10 als arabische Zahl ins Bild rückt, zerfällt sie in ihre Bestandteile, die Ziffern 1 und 0, die als Grundbausteine der Digitalisierung durch den symbolischen Raum geistern. Nullen + Einsen lautete etwa der deutsche Titel eines Buches von Sadie Plant über „digitale Frauen und die Kultur der neuen Technologien“. Dennoch, wo 1 und 0, on and off im Spiel sind, ist auch die 10 immer mit anwesend. Passenderweise wird sie selbst in binärer Darstellung verdoppelt zu 1010. Auch im Binärraum, wo die einfache Folge 10 für die Basis 2 steht, bleibt die 10 also – eine runde Sache.
… über 11 wissen wollten
    Auch wenn die 11 aufgrund ihrer schlanken Form, und weil sie ihn an zwei Pinguine erinnert, Erik Spiekermanns Lieblingszahl ist, hat sie historisch betrachtet doch ein gewaltiges Imageproblem, das nur ihrer ungünstigen Lage auf dem Zahlenstrahl geschuldet scheint. Eingekeilt von zwei übermächtigen Nachbarn, den Rundzahlen 10 und 12, sitzt die 11 zwischen allen Stühlen und gilt traditionell als unvollkommen, schräg und verquer. Während alle anderen Zahlen immer wenigstens eine gute Seite haben, schreiben Schimmel und Endres, sei bei der 11 wirklich Hopfen und Malz verloren, zumindest wenn man der mittelalterlichen Exegese folgen mag. Seni, der Astrologe aus Schillers Wallenstein , sekundiert: „Elf ist die Sünde, Elfe überschreitet die zehn Gebote.“
    Zur Strafe wurde die 11 wie ihre Schicksalsgenossin, die 13, von offizieller Seite her stets geschnitten. In Gesetzestexten etwa tauchen beide Zahlen nur bei der Durchnummerierung der Paragrafen auf. Auch in der Bibel kommt sie praktisch nicht vor. Die Rache der 11 ist der Karneval, in dem sich ja so manches Verdrängte und Verpönte eruptiv entlädt. Der Beginn der Karnevalssaison am 11.11. um 11:11 Uhr und der närrische Elferrat stehen symbolisch dafür, dass hier diealltägliche und gewöhnliche Ordnung aufgehoben wird. Und vielleicht ist es kein Zufall, dass im Stadtwappen der Karnevalshochburg Köln ausgerechnet elf schwarze Tropfen oder Tränen abgebildet sind, auch wenn es sich offiziell dabei um ein Stück Hermelin-Pelz handeln soll.
    Dass die 11 auch außerhalb des Karnevals für lustvolle Entgrenzung und Exzess steht, zeigt die englische Redewendung „Up to eleven“ oder „These go to eleven“, womit gemeint ist, dass die gängige Zehner-Skala nach oben gesprengt wird. Sie geht zurück auf den Mockumentary-Film This Is Spın¨al Tap über eine fiktive Heavy-Metal-Band, deren getunte Marshall-Gitarrenverstärker bis 11 gingen, statt wie üblich bis 10.
    Verschärfend kommt hinzu, dass die 11 die erste der Schnapszahlen ist (siehe Kapitel IV). In den letzten Jahren ist es zum Volkssport geworden, an solchen Daten zu heiraten, wohl weniger, weil es Glück bringt, sondern weil man dann zumindest den Hochzeitstag nicht mehr ganz so leicht vergisst. Das Jahr 2011 – übrigens eine Primzahl – ist voll von solchen Schnapszahldaten: 1.1.11, 11.1.11, 1.11.11 und, besonders einmalig: 11.11.11. Nimmt man allein die Zahl der Paare zusammen, die sich an diesen Daten das Jawort gegeben und dadurch eine positiven Bezug zur 11 haben, dann scheint ihr Image fast schon wieder rehabilitiert.
    Die größte Fanbasis abseits der Jecken hat die 11 unter den Fußballnarren. „Die Elf“ ist die Mannschaft, ein „Elfer“ ein Strafstoß, und wer das nicht auf Anhieb kapiert, hat keine Ahnung von Fußball. Woher die 11 im Fußball kommt, ist dagegen unklar. Gut möglich, dass es vom Sport als entgrenztem und dem Zugriff der Herrschenden entzogenem Freiraum der Untertanen eine subversive

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