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Was Sie schon immer über 6 wissen wollten

Was Sie schon immer über 6 wissen wollten

Titel: Was Sie schon immer über 6 wissen wollten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holm Friebe
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ist.
    Eine erotische Aufladung erfährt die 9 jedenfalls in Kombination mit der 6 als „Stellung 69“, über deren Etymologie Wikipedia lakonisch feststellt: „Mit der Kombination beider Zahlen wird die entgegengesetzte Körperausrichtung der Beteiligten symbolisiert.“ Im Logo der Sexshop-Kette Beate Uhse wird diese Symbolik zitiert: Das e und das a bilden darin farblich hervorgehoben eine stilisierte 69. Eine gewisse Verbindung zum Sex hat die 9 aber auch ohne 6, nicht weil die äußere Form beider bei lebhafter Fantasie an ein Spermium denken lässt, sondern weil eine Schwangerschaft neun Monate dauert.
    Ihren größten Auftritt in Pop und Alltag hat die 9 in ihrer Doppelrolle als 99. So beträgt die längste gesetzliche Laufzeit für das Erbbaurecht 99 Jahre. Wer 100 zu 99 verkürzt, spart eine Stelle. Vielleicht aus dieser ökonomischen Handhabung heraus hat sich die 99 verselbständigt als „irgendwie bedeutsam“ – möglicherweise standen Nenas „99 Luftballons“ hier Pate. In den USA hat die 99 seit kurzem deutlich an Prestige verloren: Als „99ers“ bezeichnet man dort die Langzeitarbeitslosen, die seit einer Gesetzesänderung nur noch für maximal 99 Wochen staatliche Arbeitslosenunterstützung erhalten können. „99ers“ hießen passenderweise eine Zeitlang auch die 99 Cent billigen Ham- und Cheeseburger bei Burger King. Im Reich der Discountpreise, Offerten und Sonderangebote regieren die 9 und ihre große Schwester, die 99, unangefochten (siehe Kapitel VIII).
    Deshab haftet der 9 etwas Billiges an, wo sie mit dem Markt in Berührung kommt – der lasziv-schwülstige Duft einer käuflichen Konkubine.
… über 10 wissen wollten
    In ihrer Allgegenwart ist die 10 ähnlich schwer in den Blick zu nehmen wie die 3 und die 7. Ein bisschen ergeht es einem mit ihr wie Augustinus mit der Zeit: „Wenn mich niemand fragt, weiß ich es. Wenn ich es jemandem erklären will, der fragt, weiß ich es nicht.“ Ähnlich ratlos schreibt Harald Haarmann: „Die Zehn mit ihren Potenzen (100, 1.000 usw.) manifestiert sich im Symbolschatz vieler Kulturen.“ Tatsächlich machte gerade das Allumfassende das Wesen der 10 für die Pythagoräer aus, für die sie sich als Summe aus derTetraktys herleitete und nicht etwa aus den zehn Fingern oder gar dem dezimalen Stellenwertsystem, das erst knapp 2.000 Jahre später wirklich nach Europa kam (siehe Kapitel V).
    Von zentraler Bedeutung in der jüdischen Religion sind die Sephirot, die zehn Ziffern oder göttlichen Sphären des kabbalistischen Lebensbaumes, die über ihre festgesetzten Verbindungspfade die 22 Buchstaben des hebräischen Alphabets ergeben. Für die Bibel kommen einem natürlich sofort die Zehn Gebote, der Dekalog, in den Sinn. Das war es dann aber auch schon fast mit der 10 und den Religionen. Dass sie als Speerspitze des Dezimalsystems zum weltweiten Standard wurde, ist ein Beiprodukt der Neuzeit, ähnlich wie die Ausbreitung des Englischen als Weltsprache im Zuge der Globalisierung, nur aus anderer Richtung kommend.
    Weil sie verglichen mit den schwerfälligen römischen Ziffern über ihre Potenzen mit müheloser Leichtigkeit hoch- und runterskaliert werden kann, wurde die 10 zur Chiffre für Unendlichkeit, für das ganz Große und das ganz Kleine. Der Kurzfilm Powers of Ten , den die Designer Charles und Ray Eames 1977 im Auftrag von IBM produzierten, zeigt eindrücklich, wie sich über die 10 der Makrokosmos des Universums mit dem subatomaren Mikrokosmos verbinden lässt. Dabei macht der Film nichts anderes, als ausgehend vom vertrauten Metermaß über eine Spanne von insgesamt 40 Zehnerpotenzen auf 10 24 Meter heraus- und auf 10 -16 Meter heranzuzoomen.
    Dieser Bezug der 10 zur Unendlichkeit findet sich auch in einer populären Veranschaulichung der Ewigkeit, die ungeklärten, aber mit Sicherheit jüngeren Ursprungs ist, angeblich aus Japan stammen soll und sich im Internet in vielfältigen Versionen verbreitet. Danach streift ein kleiner Vogel – je nach Version – alle hundert, tausend oder Million Jahre einen großen Berg und wetzt seinen Schnabel daran. Wenn der Berg vollends abgetragen ist, sei die erste Sekunde der Ewigkeit vergangen. Die 1000 als Chiffre für „unendlich viel“ liegt ebenso hinter den Märchen aus Tausendundeine Nacht wie hinter Hitlers „Tausendjährigem Reich“, das auf die Ewigkeit angelegt war und endliche zwölf Jahre währte.
    Dass man die 10 und ihre Potenzen verwendet, wenn man eigentlich ungefähre und

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