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Was Sie schon immer über 6 wissen wollten

Was Sie schon immer über 6 wissen wollten

Titel: Was Sie schon immer über 6 wissen wollten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holm Friebe
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Und damit das niemandem unangenehm auffällt, hat man die Gates 12 und14 an entgegengesetzte Enden des Terminals gebaut. Folgte das 14. direkt auf das 12. Gate, hätte es mancher als unglückseligen 13-Ersatz empfunden.
    Mit schöner Regelmäßigkeit erscheinen zudem an jedem Freitag, den 13. in den Zeitungen aufs Neue Artikel, die von der Verbreitung des Aberglaubens berichten und seine Wirksamkeit mit den aktuellsten Unfall-Statistiken zu widerlegen oder bekräftigen suchen. Die verbreitete Furcht vor der 13 findet sogar in unseren sprachlichen Gewohnheiten ihren Niederschlag. Stanislas Dehaene zählte in einem umfangreichen Korpus von Texten die Zahlwörter aus und kam zu dem Ergebnis, „dass die Zahl 13 in allen westlichen Gesellschaften weniger oft vorkommt als 12 oder 14. Dies beruht anscheinend auf dem Aberglauben vom Teufelsdutzend, der der Zahl 13 böse Kräfte zuschreibt.  [...] In Indien, wo dieser Aberglaube unbekannt ist, kommt die Zahl 13 nicht weniger häufig vor als ihre Nachbarn.“
    Harald Haarmann schreibt in seiner Weltgeschichte der Zahlen : „Solche Negativreaktionen mag man als abergläubisch abtun, viele Symbolwerte von Zahlen sind allerdings an alte religiöse und mythologische Vorstellungen gebunden, die einfach durch ihr traditionsreiches Eigengewicht das Wertungssystem vieler Menschen berühren.“ Doch ausgerechnet für die unselige 13, die populärste aller Unglückszahlen, gilt das trotz vieler gegenteiliger Behauptungen nicht, denn sie wurde erst im modernen und zugleich traditionsversessenen 19. Jahrhundert geboren. Mit dem britischen Historiker Eric Hobsbawm gesprochen: Es handelt sich bei ihr um eine „erfundene Tradition“.
    Der Entstehung des 13er-Mems und den mit ihr verbundenen Ursprungsfiktionen ist Nathaniel Lachenmeyer in seiner verdienstvollen und unterhaltsamen Kulturgeschichte 13 – The Story of the World’s Most Popular Superstition akribisch nachgegangen. Erste Erkenntnis: In der christlichen Tradition galt sie – mit Verweis auf die Abendmahlsgemeinschaft von Jesus und den zwölf Jüngern – als Glück versprechend. So wurde im Mittelalter eine Reihe von Klöstern von jeweils 13 Mönchen gegründet. Das änderte sich aus Gründen, die auch Lachenmeyer nicht restlos erhellen kann, im 19. Jahrhundert: Nun galt es auf einmal als Unglückszeichen, wenn sich 13 Personen um einen Tisch versammelten. Einer müsse, folgt man der gängigsten Version, binnen Jahresfrist sterben, denn – so die nun allgemein akzeptierte Begründung: Beim letzten Abendmahl war man mit demverräterischen Judas zu dreizehnt gewesen, und anschließend sei Jesus bekanntermaßen ans Kreuz genagelt worden.

    Zweite Erkenntnis: Im 19. Jahrhundert dominierte der Glaube an die 13 als schlechtes Omen fast ausschließlich im Zusammenhang mit der Tischgesellschaft. Diese fixe Idee war so populär, dass sich gegen Ende des Jahrhunderts eine eigene Gegenbewegung gründete: Am Freitag, den 13. Januar 1881 versammelten sich in New York im Saal 13 des Knickerbocker House dreizehn wagemutige Männer unter Führung des Bürgerkriegsveteranen Captain William Fowler zum ersten Dinner des Thirteen Club . Die Dreizehnertischgesellschaft hatte sich zum Ziel gesetzt, die Macht der 13 auf den Prüfstand zu stellen, und forderte ihr Schicksal zusätzlich heraus, indem sie auch alle anderen ungeschriebenen Regeln des Aberglaubens brach, etwa kein Salz zu verschütten. Nach wenigen Jahren hatte dieser Club der Rationalisten mehrere Ableger und einige hundert Mitglieder, zu denen neben Vertretern der New Yorker High Society auch fünf US-Präsidenten als Ehrenmitglieder zählten. Im viktorianischen Zeitalter blühten eben nicht nur spiritistischer Geisterglaube, Okkultismus und mystische Vorstellungen, es war auch die Hochzeit eines beinharten Positivismus, der diese Überzeugungen als einen der modernen Zeit unwürdigen Humbug entlarven wollte.
    Heute sind solche Clubs nicht mehr vonnöten. So stellt die Kölner Society-Gastronomin Claudia Stern fest: „Die Zahl 13 spielt bei der Ausrichtung von Tischgesellschaften keine Rolle mehr.“ Das ist allerdings weniger der den Aberglauben zersetzenden Arbeit der Thirteen Clubs zuzuschreiben, als vielmehr einer Mutation des 13er-Mems, die Anfang des 20. Jahrhunderts aufkam und im Laufe einiger Jahrzehnte die Tischgesellschaft vollständig verdrängte und sich zum vorherrschenden 13er-Aberglauben emporschwang: Die Rede ist vom Freitag, den 13. Denn, so Lachenmeyers dritte

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