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Was soll denn aus ihr werden?

Was soll denn aus ihr werden?

Titel: Was soll denn aus ihr werden? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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in der Abendkühle zu sitzen und die Ereignisse des Tages zu besprechen pflegten. Zur Herbstzeit wurden auch die Sonntagnachmittage da zugebracht, da alsdann die Sonne nicht mehr zu heiß, im Gegenteil in den kühlen Herbsttagen ganz angenehm wärmend auf die Steinsitze niederschien. Ein solcher Sonntagnachmittag war heute. Ringsum waren die Steinbänke mit Menschen besetzt, die nicht ungern sich von den warmen Sonnenstrahlen bescheinen ließen. Zwei kräftige Männer mit dunkeln, schon reichlich von grauen Fäden durchzogenen Haaren und Bärten saßen einander gegenüber und rauchten schweigend ihre Pfeifen, während die Frauen um sie herum vom Gegenstandihres Gesprächs sehr lebhaft in Anspruch genommen zu sein schienen. Ein junger Bursche mit vollem Gesicht und einem Paar runder, blauer Augen, die sich in harmloser Weise beständig hin und her drehten, ging auf dem kleinen Viereck des Treppenplatzes auf und nieder, bald da bald dort ein Wort in das Gespräch einflechtend, das ihn angenehm zu unterhalten schien. Die beiden Arme, die eben jetzt zum großen Teil in den tiefen Taschen der weiten Beinkleider steckten, sahen so fest und gewaltig aus, daß man denken konnte, sie müßten Säulen umreißen, wenn es sie einmal ankäme, so zu tun.
    »Es sind gerade neunzehn Jahre, seit Dorothe geheiratet hat und fortgezogen ist«, fuhr in ihrer eifrigen Weise die eine der Frauen, die neben ihren Männernsaßen, fort, »und mir ist, als sei es gestern gewesen, so deutlich seh' ich die Dorothe vor mir und höre sie noch, wie sie hundertmal des Tages sagen konnte: »Ich will meinen Mann fragen.«
    »Das stand ihr nicht unwohl an«, bemerkte der daneben sitzende Mann.
    »Ja, dich möcht' ich sehn, Jakob«, entgegnete schnell die Frau, »welch ein Gesicht du machen würdest, wenn ich bei jedem Löffel voll Suppe, den ich einführen sollte, dich erst fragen wollte, ob ich ihn schlucken soll oder nicht. Dorothe tat nicht drei Schritte, ohne den Mann anzusehn und zu fragen, ob sie den vierten auch noch wagen soll. So war sie, und ein wenig Extralärm mit ihrem Mann, als wäre er etwas Besonderes, machte sie auch gern, schon darum, weil kein Mensch wußte, woher er gekommen war, noch wohin er gehörte.«
    »Du mußt nicht über die Wahrheit hinausgehen, Marie Lene«, sagte in ruhig mahnendem Ton die ehrwürdig aussehende Matrone, die an die Hausmauer gelehnt saß, so daß der dann und wann durchziehende Wind sie nicht so treffen konnte wie die Freisitzenden. Die schneeweißen Haare unter der schwarzen Haube standen dem stattlichen Gesicht mit der charaktervollen Nase und den festen Zügen besonders wohl an. »Wenn wir auch die übrige Familie und Verwandtschaft von Maurizius nicht kannten, so wußten wir doch wohl, wer er war und woher er stammte. Er war ein Pfarrerssohn aus einem Dorfe am Nordseestrande. Und was Dorothea betrifft, so hat sie in den fünfzehn Jahren ihres ehelichen Lebens, als sie fern von allen Verwandten mit dem Manne lebte, nichts anderes von ihm berichtet, als daß er der beste und liebevollste Mann sei, der ihr Leben so glücklich mache, wie kaum dasjenige einer andern Frau sein könne; das ist ein Zeugnis für ihn.«
    »Etwas Apartes mußte die Dorothe freilich immer aufstellen, das bleibt schon wahr«, bemerkte langsam und mit Nachdruck die zweite der jüngern Frauen.
    »Der Daniel war eben der älteste Sohn«, fiel Marie Lene rasch wieder ein, »der hat das Vorrecht, die Nonna würde seiner Tochter und dem Mann nichts geschehen lassen, es möchte mit ihnen sein wie es wollte. So wird's mit dem Urgroßkind auch gehen. Sicher fände die Nonna alles gut an ihm und wenn es einen Katzenkopf mitbrächte.«
    Der junge Bursche lachte laut auf. »Wenn's nur nicht auch noch Krallen an den Tatzen bringt, sonst muß man sich noch fürchten!« rief er aus. »Aber wie die Verwandtschaft mit dieser Base Dorothea ist, hab' ich noch nicht verstehen können, mich nimmt nur wunder, ob einer die verstehen kann.«
    »Mich auch, wenn du sie nicht einmal verstehst, Niki Sami, wer soll es dann können!« versetzte Marie Lene schnell.
    Der Bursche schaute sie so an, als sei er nicht ganz sicher, wie es gemeint sei. »Man weiß nie, ob man von der Base Marie Lene einen Zwick bekommt, wenn sie den Mund auftut, und ob man einen hat, wenn sie ihn wieder zumacht«, sagte er.
    »Man gewöhnt sich daran«, bemerkte ihr Mann in großer Ruhe.
    »Man nimmt es manchmal nicht so ungern, man nimmt's wie die Kühe das Salz, es ist nicht immer nur

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