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Was soll denn aus ihr werden?

Was soll denn aus ihr werden?

Titel: Was soll denn aus ihr werden? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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fiel Marie Lene rasch ein, »meine drei dürfen sich zeigen. Man kann der Dorothe ihre Tochter gönnen, es ist ja für sie das einzige, das sie zu führen vermag, wie sollte sie einem Buben Herr werden!«
    »Die Sonne trifft den Felsenstein drüben am Berg nicht mehr, nun ist es meine Zeit, hineinzugehn, die Abende werden kühl«, sagte jetzt die Nonna, indem sie aufstand. »Komm mit hinein, Niki Sami, und nimm das Abendessen mit uns ein, der Pate wird dich nicht so früh zurückerwarten.«
    Der Bursche dankte. Der Pate sei nicht gern allein bei seinem Nachtessen am Sonntagabend, meinte er, er werde aber wohl die Woche noch einmal nach Schuls herunterkommen, er müsse doch auch sehen, ob die Base angelangt sei, um sie zu begrüßen.
    »Ja, ja, auf dich kann man rechnen, Niki Sami«, sagte Marie Lene, »der Wunder sticht dich schon stark genug, daß du in Ardez nicht still sitzen kannst, wenn du weißt, daß es in Schuls etwas Neues gibt.«
    »Wer nicht zuviel zu tun hat, dem fällt es auch eher ein, als anderen Leuten, daß er etwas Neuem nachgehen muß«, setzte Frau Katharine nachdrücklich hinzu.
    Aber die Nonna sagte zustimmend: »Es ist ganz recht und anständig, daß du kommst, die Verwandten zu begrüßen, Niki Sami, so kann die Base Dorothea sehen, daß sie nicht vergessen noch hintangesetzt ist von der Verwandtschaft.«
    Niki Sami nahm nun Abschied und die Nonna trat ins Haus ein. Jetzt erst, als die beiden Frauen mit ihren Männern allein waren, wurde das bevorstehende Ereignis recht eingehend nach allen Seiten betrachtet und erwogen, und auch die Ansicht der Männer herausgeholt, denn eine so große Neuheit im Kreise der Verwandtschaft, wie das Wiedereintreten einer halb Vergessenen und das Erscheinen einer völlig Unbekannten, konnte nicht ohne eine gründliche Besprechung stattfinden. Es war auch am Schlusse der vielseitigen Erläuterungen wedervon der halbvergessenen Base noch ihrer unbekannten Tochter irgendeine mutmaßliche Seite ihres Wesens und ihres Tuns und Trachtens ohne Berücksichtigung und erschöpfende Verhandlung geblieben.

Siebentes Kapitel
    Das Haus an der Halde in Schuls, in welchem Dorothea als Kind mit Vater und Mutter einmal gewohnt, das sie aber so frühe schon verlassen hatte, daß sie es nur als Heimatshaus der Verwandten kannte, war noch das alte. Nur zwei Stuben, die vor Alter schwarz geworden, waren frisch getäfert und gut hergerichtet. Das waren die Fremdenstuben, von denen die Base Marie Lene geschrieben hatte. Am Fenster der größeren Stube stand jetzt Dorothea und schaute über den Inn hin zum hohen Berge auf, über dem die grauen Wolken lagerten. Dori trat neben sie; ihre Blicke folgten denen der Mutter.
    »Ich bin doch froh, einmal wieder meinen alten Pisoc zu sehen«, sagte diese, »es ist doch ein schöner Berg, nicht, Dori?«
    »Aber Mutter«, entgegnete Dori zögernd, »er ist so schwarz und so wild und immer liegen graue Wolken drauf, der Monte rosso sieht doch ganz anders freundlich aus, nicht, Mutter?«
    »Du mußt nur nicht immer vergleichen, sonst wirst du nie recht sehen, wie schön es hier sein kann«, meinte die Mutter. »Es ist eben hier alles anders, als dort unten am See. Wir sind in einem Bergland, aber sei nur geduldig, bis der Frühling kommt, dann wirst du sehen, wie schön dieses Land ist.«
    »Nein, nein, Mutter, ich will nicht mehr vergleichen und auch so etwas nicht mehr sagen, es kam mir, ohne zu wollen, so heraus«, sagte begütigend Dori, die sich fest vorgenommen hatte, der Mutter Heimat nicht herunterzusetzen,nur unversehens entfiel ihr manchmal solch ein Wort der Vergleichung.
    Vor drei Tagen war Dorothea mit ihrer Tochter in der Heimat angekommen und schon war das Haus ganz wohnlich eingerichtet, soweit es in den alten Räumen möglich war. Die Verwandten hatten die beiden am Tage ihrer Ankunft sehr freundlich bewillkommt. Die Frauen hatten sich gegenseitig ein wenig verwundert angeschaut, denn jede fand, die andere sei nicht mehr ganz so wie vor nahezu zwanzig Jahren. Nur die Nonna sei gar nicht verändert, fand Dorothea. Weiße Haare hatte sie schon gehabt und das fest gemeißelte Gesicht war dasselbe geblieben. Die Nonna hatte sich ihre Urenkelin recht angeschaut und dann ausgesprochen: »Sie hat die Augen von Daniel, die hätte ich gleich erkannt, wo ich sie gesehen hätte.«
    Auch die Vettern waren gekommen, die Angekommenen zu begrüßen. Es war ohne viel Worte ausgeführt worden, die Männer der Familie waren alle ziemlich einsilbig,

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