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Was soll denn aus ihr werden?

Was soll denn aus ihr werden?

Titel: Was soll denn aus ihr werden? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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Gras, es ist einmal etwas anderes«, setzte der ältere Bruder hinzu, ohne eine Miene zu verziehen.
    »Komm, ich will dir die Verwandtschaft erklären, Niki Sami«, sagte die Nonna. »Aber lauf nicht immer hin und her auf dem kleinen Viereck, so als wärst du in der Tretmühle. Sitz hier neben mich nieder, so kann ich ruhig zu dir sprechen. Siehst du, Niki Sami, wir hatten noch zwei Söhne, einen, den du nie gekannt hast, und einen zweiten, Elias, der auch schon lange tot ist. Daniel, mein ältester, war groß und aufrecht wie eine Tanne, hatte Augen wie die Sonne und war in allem seinem Tun apart,so wie in Gestalt und Angesicht. Er war früh in der Entwicklung und schnell von Wort und Tat, das war ungewöhnlich in der Familie. Mit zweiundzwanzig Jahren verheiratete er sich mit einem siebzehnjährigen Mädchen aus dem Münstertal. Sie hatten ein Töchterchen, das ist die Base Dorothea, die wir erwarten. Die junge Frau starb bald nachher und drei Jahre darauf folgte ihr unser Daniel nach, noch war er nicht dreißig Jahre alt. Die kleine Dorothea kam erst zu Verwandten nach dem Münstertal, dann nahmen wir sie zu uns. Mein Mann mochte sie wohl, sie war lenksam und gutartig. Sie kam aber sehr jung weg, schon als achtzehnjährig. Sie war ein schönes, sanftmütiges Mädchen. Ein deutscher Maler, der den Sommer durch das Tarasper Bad gebrauchte und hier unten wohnte, weil er für sich sein wollte, hatte schon bald die Augen auf sie geworfen und sagte es meinem Mann, mit dem er oft am Abend im Gespräch zusammen saß. Er hat recht gehandelt in der Sache. Wir wollten behutsam handeln, denn so mit einem Fremden fortziehen aus aller Verwandtschaft weg, ist kein Leichtes. Aber mit der Dorothea war's eigen. Sie konnte nie einen Entschluß fassen, ohne vorher mich oder den Nonno zu fragen, was sie tun sollte. Sobald sie aber hörte, was für ein großer Entschluß ihr jetzt bevorstand, war sie wie verwandelt. So sicher als hätte sie's lange bedenken können, sagte sie ohne Zögern, mit diesem Manne gehe sie mit Freuden, wohin er wolle, bis ans Ende der Welt. Man mußte nur staunen über die Entschlossenheit des Mädchens, das sonst so schwankend war und für alles Rat suchte.«
    »Ja, man mußte dann und wann einmal über die Dorothe staunen«, fiel Marie Lene hier ein. »Immer dreimal fragen und beraten, bevor sie zwei Schritte von Haus weg tat, und dann mit einem wildfremden Menschen davonlaufen, ohne sich zu besinnen, das zeigte recht, welch eine Wetterfahnenart sie hatte, so daß kein Mensch je wußte, was sie wollte, und sie selbst am wenigsten.«
    »Diesmal wußte sie es und blieb dabei«, fuhr ruhig die Nonna fort, »und es muß das Rechte für sie gewesen sein, denn sie hat seit ihrer Verheiratung nicht einen Brief geschrieben, der nicht voll Lob und Dank gegen Gott für ihr schönes Los und voll Ruhm und Preis ihres Mannes war. Nun hat sie ja schon mehrere Jahre den großen Verlust allein getragen, es wird ihr nun wohltun, mit der Tochter in die Verwandtschaft zurückzukehren. So begreifst du nun auch, Niki Sami, wie es kommt, daß meine Enkelin Dorothea nicht viel jünger ist als meine beiden Schwiegertöchter hier, denn meine beiden jüngern Söhne dort, der Matthias und der Jakob, haben ihre Frauen Kathrine und Marie Lene erst genommen, als sie schon weit über dreißig Jahr alt waren.«
    «Ja, ja, das versteh' ich nun schon. Wie alt ist die Tochter der Base Dorothea? Ist sie hübsch? Ist sie auch lustig?« fragte der Bursche.
    »Noch jung, zwischen sechzehn und siebzehn Jahren muß sie sein, gesehen hat sie noch keines von uns«, entgegnete die Nonna. »Schlägt sie meinem Daniel, ihrem Großvater nach, so darf sie sich sehen lassen.«
    »Willst du nicht auch noch fragen, wieviel Schuh hoch sie ist, und wieviel Haare sie auf dem Kopf hat? Das wundert dich doch sicher auch, Niki Sami«, sagte Marie Lene scharf.
    »Pah, man wird einer Base nachfragen dürfen«, meinte der Bursche, »und daß einmal eine Base zwischen all' die Vettern hineinkommt, ist auch recht, ihr habt ja alles nur Buben und nicht einmal besonders lustige.«
    Jetzt schaute die Base Kathrine den Niki Sami mit strengem Gesicht an. »Ich denke«, sagte sie mit Nachdruck, »zwei Vettern, wie du sie an meinen Söhnen hast, darfst du überall nennen, und es stünde dir nicht übel an, sie zu schätzen, wie sie es verdienen. Ich habe noch nie gehört, daß zwei Söhne zu verachten wären, weil keine Tochter dazwischen ist.«
    »Und drei noch weniger«,

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