Was soll denn aus ihr werden?
habe auch noch nie gehört, daß man zu einem Heiratsantrag vom Gärtner und vom Pfarrer und vom Doktor zu reden braucht«, fiel der Pate immer noch inungewöhnlicher Aufregung ein. »Ein Sumpfhuhn bist du, und zu keinem Regenwurm, geschweige zu einer Frau kommst du, wenn man dir nicht vormacht, wie man sich dazu anstellen muß. Nun machst du dich morgen früh auf die Sohlen und gehst nach Schuls hinunter. Dort stellst du dich vor deine Base Dori hin und fängst an zu sagen, was du ihr zu sagen hast, und gibst nicht nach, bis es heraus ist. Das ist der Weg, aber zum Gärtner, und zum Pfarrer und zum Doktor führt er nicht. Und wenn du die Worte nicht kennst, mit denen man sagt, was man meint, so kann ich dir sie auch noch vorsagen! Du sagst: ›Willst du meine Frau werden, Dori?‹ Ist das deutlich oder nicht, für dich und sie?« Jetzt hatte der Pate fertig geredet. Er steckte seine Pfeife wieder in den Mund und sagte kein Wort mehr.
Niki Sami hatte mit einemmal ein ganz neues Gesicht aufgesetzt. Der Weg war doch so ungeheuer einfach, den ihm der Pate eben gezeigt hatte, er konnte gar nicht mehr begreifen, daß er ihm heut so schwer vorgekommen war. Nichts Einfacheres in der Welt, als die paar Worte sagen, morgen wollte er's schon anders machen. Auf einmal pfiff Niki Sami aus einem ganz neuen Ton drauf los, so als wollte er fagen: »Jetzt soll es einer mit mir aufnehmen!«
Dreizehntes Kapitel
Dori saß mit ihrer Arbeit am Fenster und lauschte, ob die Haustür aufgehen werde, denn es war die Stunde, da Doktor Strahl täglich von seinen Morgengängen zurückkehrte und nachher Dori auf seiner Stube erwartete. Sie schaute dann und wann zum alten Pisoc hinüber, auf dem die Wolken bald lichter, bald dunkler sich lagerten. Wie wenig hatte sie noch das dunkle Felsenhaupt von einem völlig klaren Himmel sich abheben gesehen. Sie dachte an den sonnigen Motterone, dessen Höhen, insdunkle Himmelblau sich erhebend, so golden schimmerten. Jetzt wurde die Haustür mit ungewohnter Gewalt aufgeschlagen und gleich nachher wurde mit dem Rücken der Hand an die Stubentür geklopft, Niki Sami trat herein. Er setzte sich eilig zu Dori hin, die sich eben erhoben hatte, um ihn zu begrüßen.
»Nein, nein«, wehrte Niki Sami, »bleib du nur still sitzen, du brauchst nicht schon wieder aufzustehen, so können wir doch nun einmal ruhig miteinander reden.«
Dori schaute ihn mit ihren großen, braunen Augen verwundert an, dann brach sie in Lachen aus: »Du fährst gerade fort, wo du gestern aufgehört hast, Niki Sami. Wenn wir so gut übereinstimmen wie gestern, so ist's nicht der Mühe wert, daß wir uns extra zum Reden zusammensetzen.«
Niki Sami fühlte selbst, daß er wieder in das Geleise von gestern hineinkomme, das durfte nicht sein, er wußte ja, was er sagen wollte. Aber Doris Gelächter hatte ihn nun wieder vom Weg abgebracht, das verdroß ihn. »Du brauchst aber auch nicht über alles zu lachen, wenn man ernsthaft mit dir reden will«, rief er plötzlich erglimmt aus. Dori war eben aufgesprungen; die Haustür war wieder geöffnet worden, und nun ertönten auch Schritte im Zimmer über ihr. »Nun muß ich gehen«, sagte sie eilig, »aber weißt du was, Niki Sami, bleib du da sitzen, gleich kommt die Mutter herein, dann kannst du ja mit ihr ein wenig reden, davon wirst du viel mehr Freude haben, als vom Reden mit mir!«
Diese Worte zündeten ein helles Licht in Niki Samis Gedanken an. Richtig, mit der Base Dorothea konnte er reden, mit der ging es gewiß viel leichter und sie konnte die Sache mit der Tochter fertig machen. Er war sehr befriedigt, Dorothea eintreten zu sehen und rief ihr gleich entgegen: »Kommt Base Dorothea, setzt Euch zu mir her, ich möchte gern ein wenig mit Euch reden. Es ist Euch doch nicht ungelegen?«
»Nein, nein, es freut uns ja, wenn du kommst, Vetter«,entgegnete sie mit großer Freundlichkeit. Sie nahm Doris weggelegte Arbeit zur Hand und sehtze sich ruhig zu Niki Sami hin, so wie er es immer mit Dori hatte haben wollen und nie erreicht hatte. Das war der richtige Anfang, nun fand er sich zurecht. »Du mußt es Dori nicht übel nehmen, daß sie so weglief«, setzte Dorothea in ihrer begütigenden Weise hinzu. »Sie hält soviel auf das Lernen, und der Sommer ist so kurz, und nachher wird sich wohl keine Gelegenheit mehr für sie bieten, wie sie sie jetzt hat.«
»Nein, nein, das nehm ich ihr nicht übel, im Gegenteil«, bezeugte Niki Sami fröhlich von seinem veränderten Standpunkt aus, er
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